Expedition ins Paradies
du würdest vielleicht mal eine Farm aus nächster Nähe sehen wollen.”
“Ja … sicher.” Elizabeth versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Früher, während seiner Zeit als Hubschrauberpilot, hatte auch Tom Touristen zu Farmen geflogen, sie zu beliebten Ausflugsorten gebracht und sogar mit dem Hubschrauber beim Viehauftrieb geholfen.
Möglicherweise versüsst er das hektische Leben als Hubschrauberpilot, dachte Elizabeth.
Spontan fragte sie: “Fehlt dir das Fliegen, Tom?”
“Nur du hast mir gefe hlt, Beth”, erwiderte er, ohne zu zögern. Sie fühlte sich innerlich zerrissen und wünschte, sie könnte ihm glauben. Doch wie sollte sie das, nachdem Tom so lange weggeblieben war, ohne von sich hören zu lassen?
“Da wir gerade beim Fliegen sind”, Tom wechselte etwas zu rasch das Thema, “es liegt mir einfach im Blut, glaube ich. Ich überlege, ob ich eine kleine Maschine kaufen soll, vielleicht eine Cessna wie Jackos.”
“Wirklich?” Also hatte er wohl doch noch nicht die Absicht, eine Farm zu kaufen. Der Safaribetrieb schien ihm besser zu gefallen. “Du willst Panoramaflüge anbieten wie Jacko?
Soll das heißen, du gibst die Geländewagentouren auf?”
“Aber nein. Die mache ich weiter”, erklärte Tom umgänglich, und seine Augen funkelten.
“Panoramaflüge werde ich nicht machen. So, da wären wir.” Er machte Elizabeth auf die Landschaft unter ihnen aufmerksam. “Das dort ist die Farm, die wir besuchen wollen. Was hältst du davon?”
Fasziniert ließ Elizabeth den Blick über die weite Ebene schweifen. Sie schien sich bis zum Horizont zu erstrecken. Vieh war deutlich zu erkennen. Massenhaft sogar. Ein schmaler Fluss schlängelte sich durch das teilweise baumbestandene Anwesen. Während die kleine Maschine tiefer ging, konnten sie Gebäude ausmachen: Schuppen, Viehställe. Eine von Bäumen gesäumte Auffahrt führte zu einem Garten und einem großen Haus im Bungalowstil, dessen Metalldach in der Mittagssonne glänzte. Sogar einen Tennisplatz und einen Swimmingpool gab es dort. In der Nähe des Haupthauses befand sich ein weiterer, etwas kleinerer Bau inmitten von Grünanlagen.
Ein beachtliches Anwesen, dachte Elizabeth. Warum wollte Tom wissen, was sie davon hielt?
Vielleicht hegte er doch noch den alten Traum von einer Farm und wollte herausfinden, ob sie auch daran interessiert war. Hatte er etwa die Absicht, diese hier zu kaufen?
Verklärt lächelte Elizabeth. Eine verführerische Vorstellung. Aber so etwas wie diesen Besitz konnte Tom sich doch gar nicht leisten, schon gar nicht, wenn er vorhatte, ein Flugzeug zu kaufen. Eine kleine Maschine zu erwerben und zu unterhalten kostete an sich schon ein Vermögen.
Trotzdem, ein hübscher Traum, dachte Elizabeth. Tom hatte sie schließlich träumen gelehrt …
seine Träume zu teilen. Nur dürfte dieser Traum zumindest fürs Erste unerfüllbar bleiben. Der Preis für eine riesige Farm wie die da unten war im Vergleich zu dem für ein kleines Flugzeug kein Pappenstil.
Außerdem war Toms Traum, den er mit ihr geträumt hatte, ehe er die Hubschrauberfliegerei aufgegeben hatte, um “neue Herausforderungen” zu suchen, sehr viel bescheidener gewesen.
Damals hatte er an Land oder einen heruntergewirtschafteten Betrieb gedacht.
Die Farm, die sie jetzt besichtigen wollten, war ganz offensichtlich ein einträglicher Betrieb, der sicher ein Vermögen kostete. So etwas konnte Tom sich nicht leisten, nicht einmal, wenn er sein Safariunternehmen verkaufen würde, was er nach eigener Aussage gar nicht vorhatte.
Unwillkürlich spannte Elizabeth sich an, als die Maschine auf die kleine grasbewachsene Piste zuhielt. Während die Cessna ausrollte, beugte Tom sich zu Elizabeth. “Hoffentlich hast du Hunger? Man hat uns zum Mittagessen eingeladen.”
“Das finde ich aber nett.” Die Menschen im Busch waren für ihre Gastfreundlichkeit bekannt.
Auch Touristen gegenüber. Oder war Tom - oder Jacko - mit dem Besitzer befreundet?
Elizabeth blieb keine Zeit, Tom danach zu fragen, denn Jacko bedeutete ihnen auszusteigen.
Eine junge dunkelhaarige Frau eilte auf sie zu.
“Jane!” Mit ausgestreckten Armen ging Tom ihr entgegen. “Schön, dich wieder zu sehen!”
Jane? Verwirrt überlegte Elizabeth. Der Frau, mit der Tom am Morgen telefoniert hatte, gehörte dieses beeindruckende Anwesen? Oder war sie die Tochter des Besitzers?
Verunsichert betrachtete Elizabeth die strahlende junge Frau, ihre lebhaften dunklen Augen, die große, schlanke
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