Expedition ins Paradies
nicht so wichtig, es war ihr sogar gleichgültig, “Du wolltest, dass ich dir eine Chance gebe, mir etwas zu erklären.” Was immer das war, sie wollte es jetzt wissen. Sofort.
Noch an diesem Morgen.
“Richtig.” Toms Miene war nichts zu entnehmen. “Aber erst müssen wir jemanden treffen.
Nimm dir etwas zu essen, Beth. Ich packe inzwischen und räume hier auf.”
Jemanden treffen … Argwöhnisch überlegte Elizabeth. Tom wollte offenbar, dass sie diese Frau kennen lernte, auf die er sich freute. Wer war diese Jane?
“Gut”, erwiderte Elizabeth beherrscht. Sie war nicht im Geringsten hungrig, aber es war sicher ratsam, etwas zu essen, damit sie dem, was da möglicherweise auf sie zukam, besser gewachsen war.
Während sie sich mit etwas Obst stärkte - mehr mochte sie einfach nicht -, räumte Tom den Lagerplatz auf. Der Regen hatte längst aufgehört, und der Himmel war jetzt unglaublich klar.
Doch auf den Blättern glitzerten immer noch Tropfen, und die Luft roch nach nassem Gras und feuchter Erde.
“Können wir losfahren?” fragte Tom, nachdem er sich noch einmal nach dem Mann erkundigt hatte, der in seinem Geländewagen eingeklemmt gewesen war.
“Seine Freunde haben ihn sicherheitshalber zum Röntgen ins Krankenhaus nach Darwin gebracht. Der Ärmste stand immer noch leicht unter Schock und hatte einige blaue Flecken, sonst schien ihm nichts weiter passiert zu sein. Noch in der Nacht ist ein Abschleppwagen gekommen und hat den Geländewagen abgeholt.”
“Freut mich, dass es dem Mann gut geht”, sagte Elizabeth erleichtert. Ein Unfall wie dieser konnte jeden Camper ereilen, der unter hohen Bäumen parkte. “Also … wo treffen wir denn diese Person, von der du gesprochen hast?” Sie versuchte, sich unbekümmert zu geben, doch die Kehle war ihr wie zugeschnürt.
“In Jabaru”, erwiderte Tom nur. “Steig ein.”
Schweigend kletterte Elizabeth auf den Beifahrersitz. Jabaru? Sie biss sich auf die Lippe und überlegte fieberhaft. Alle Touristenbusse kamen nach Jabaru…
Ob Toms Freundin mit dem Bus aus Darwin kam?
Eigentlich kann diese Frau Tom doch nicht wirklich wichtig sein, sagte Elizabeth sich. “Ohne dich war mein Leben eine Qual, Beth”, hatte er ihr erst letzte Nacht versichert. Vielleicht war diese Jane ja seine Sekretärin. Oder eine von den Touristenführerinnen, die für ihn arbeitete.
Aber warum macht er dann so ein Geheimnis daraus? überlegte Elizabeth. Vielleicht hatte sie in das, was letzte Nacht gewesen war, einfach zu viel hineingelegt. Durch außergewöhnliche Umstände - den unerwarteten Wolkenbruch, die tropische Hitze - war ihre Leidenschaft spontan entflammt, als Tom gestolpert und auf sie gefallen war …
Von Liebe hatte er nicht gesprochen. Er hatte ihr nur gesagt, dass er sie begehre, sie vermisst habe, dass sie in seine Arme gehöre. War das Liebe? Oder nur ein Rausch der Sinne, reine Wollust? War das alles, was er für sie empfand, je empfunden hatte?
Nervös bewegte Elizabeth sich auf ihrem Sitz und versuchte auszuloten, wie Tom wirklich zu ihr stand.
“Nun komm schon, Tom! Fahren wir los oder nicht?” fragte sie leicht gereizt.
Er lächelte gut gelaunt und glitt neben Elizabeth auf den Fahrersitz. “Dein Wunsch ist mir Befehl, meine geliebte Beth”, erwiderte er galant.
Meine geliebte Beth … war das als Liebkosung gemeint, oder wollte er nur mit ihr flirten?
Liebte er sie jetzt wirklich, nachdem er eineinhalb Jahre Zeit gehabt hatte, seine Freiheit auszukosten und seine Wanderlust zu stillen? “Es kann wieder so schön wie früher mit uns werden, wenn du mir nur eine Chance gibst, dir alles zu erklären”, hatte er in der Nacht gesagt.
Aber erst wollte er, dass sie jemanden kennen lernte. Ein Schauder überlief Elizabeth.
Während der Fahrt nach Jabaru sprach Elizabeth nur wenig, weil sie beunruhigt und voller Zweifel war. Auch Tom verhielt sich schweigsam und konzentrierte sich auf das Fahren. Er ist ebenso verkrampft wie ich, dachte Elizabeth. Diesmal wirkte er nicht so entspannt und zuversichtlich wie sonst. Das gab ihr zu denken und machte sie noch unsicherer.
Statt in die Stadt Jabaru hineinzufahren, wie sie es erwartet hatte, hielt Tom auf den kleinen Flughafen zu. Kam die geheimnisvolle Jane dort mit einer Maschine an?
Sie trafen jedoch keine Frau am Flughafen, sondern einen jungen Mann in kurzärmeligem Fliegerhemd.
“Jacko!” begrüßte Tom ihn freudig. “Wie geht’s dir, alter Knabe?”
“Tom … schön, dich wieder zu
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