Expedition ins Paradies
Zuhause, eine eigene Farm. Auf Anraten eines Freundes hatte ich Risikoaktien gekauft, mit denen ich schnell ein Vermögen machen wollte. Aber der Kurs der Papiere ist abgestürzt, und sie waren plötzlich nichts mehr wert. Es war eine Katastrophe.” Er lächelte zynisch. “Ein Dummkopf und sein Geld sind rasch geschiedene Leute, wie man so schön sagt.”
Elizabeth war fassungslos. “Du hast unsere Verlobung aus Stolz gelöst? Weil du deine Ersparnisse verloren hattest? Sag mal, Tom, glaubst du wirklich, dass Geld und Besitz mir so viel bedeuten?”
Seine Miene blieb ausdruckslos, und er schüttelte den Kopf. “Da war noch einiges mehr als nur der Verlust des Geldes. Zur selben Zeit musste ich mich einer ärztlichen Kontrolluntersuchung unterziehen. Dazu sind alle Piloten in bestimmten Zeitabständen verpflichtet. Dabei stellte sich heraus, dass ich Diabetes hatte.”
“Oh.” Elizabeth wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. Verwirrt überlegte sie, dann folgte der Schmerz. “Aber zuckerkrank zu sein ist doch noch lange nicht das Ende der Welt, Tom. Dachtest du etwa, ich würde damit nicht fertig werden? Hast du mir deshalb nichts gesagt? Du hast mich also verlassen, um mir zuvorzukommen, weil du geglaubt hast, ich würde mich von dir zurückziehen?”
“Nein!” In Toms Augen erschien ein gequälter Ausdruck. “Das ist es ja gerade. Ich wusste, dass du zu mir stehen würdest, Beth … dass du mich niemals im Stich lassen würdest. Ich wollte dir nicht zur Last werden.”
“Last?” Einen Moment sah sie Tom verständnislos an, dann schüttelte sie den Kopf. “Nach einer Last siehst du mir nun wirklich nicht aus, Tom Scanlon. Du strotzt vor Gesundheit und Kraft. So fit und gesund wie jetzt habe ich dich noch nie erlebt.”
“Jetzt schon. Inzwischen habe ich an mir gearbeitet. Ich habe meine Essge wohnheiten radikal umgestellt und meinen ungesunden Lebenswandel über Bord geworfen. Mein Blutzuckerspiegel ist wieder normal und von Diabetes keine Spur mehr zu finden. Ich führe ein ganz normales Leben und habe eine Lebenserwartung wie jeder andere auch. ” Tom lächelte schwach. “Jedenfalls, solange ich vernünftig lebe. Und das habe ich vor.”
“Aber das ist ja wunderbar, Tom!” rief Elizabeth aufgeregt. “Und sobald du wusstest, dass du mir nicht zur Last fallen würdest, bist du zurückgekommen? Ist es das?” Ihre Stimme bebte leicht. “Schade, dass du so wenig von mir gehalten hast, Tom.”
Er sah sie beschwörend an und nahm ihre Hand. “Ich habe zu viel von dir gehalten, Beth, das ist es ja gerade. Ich wusste, dass du zu mir stehen würdest, ganz gleich, was passiert. Wenn ich ein Pflegefall geworden wäre und nicht mehr für mich selbst hätte sorgen können, wenn ich blind oder noch so krank geworden wäre, du wärst immer für mich da gewesen, das war mir klar.”
Seine Augen schimmerten verräterisch. “Um bei mir bleiben zu können, hättest du auf Malreisen und Ausstellungen in anderen Orten verzichtet, vielleicht nicht einmal gewagt, dich zum Malen zurückzuziehen. Du hättest keine Möglichkeiten mehr gehabt, dich als Künstlerin auszuleben, und kein festes Einkommen gehabt. Und ich hatte dir damals, vor eineinhalb Jahren, nichts mehr zu bieten, Beth. Nicht einmal die Hoffnung auf ein annehmbares künftiges Einkommen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht mal mehr eine Zukunft.”
“Meine Güte, Tom, wie konntest du nur so pessimistisch denken?” Elizabeth hob seine Hand und drückte sie an ihre Lippen. “Dieses hoffnungslose Bild haben dir doch bestimmt nicht die Ärzte gezeichnet?”
“Nein”, musste Tom zugeben. “Ich glaube, ich habe wohl übertrieben reagiert, als sie mir die Untersuchungsbefunde vorlegten. Ich hatte einen zuckerkranken Onkel, musst du wissen, der blind wurde und ein Bein verlor. Jahrelang war er an eine Dialysemaschine angeschlossen, nachdem seine Nieren zu arbeiten aufgehört hatten. Meine Tante hat ihn versorgt und führte ein trauriges Dasein. Als ich die Diagnose der Arzte hörte, habe ich sofort an meinen Onkel gedacht und war sicher, es würde mir wie ihm ergehen. Und dir wie meiner Tante.”
Tom schüttelte den Kopf. “Anfangs konnte ich es einfach nicht glauben und habe auf einem Zweitgutachten bestanden. Deshalb bin ich nach Sydney geflogen. Ich wollte in sicherer Entfernung von dir sein, falls das Ergebnis schlecht ausfallen sollte. Als die Mediziner dort die Diagnose bestätigten, bin ich in Panik geraten und habe unsere
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