Expedition ins Paradies
Verlobung gelöst. Ich dachte, ich würde nie wieder arbeiten, nie wieder fliegen können und zum Pflegefall werden.
Dieses Leben, das Schicksal meiner Tante, wollte ich dir ersparen, Beth.”
Sie lächelte nachsichtig. Jetzt arbeitete Tom wieder, er war alles andere als ein Pflegefall.
Inzwischen hatte er sogar vor, ein kleines Flugzeug zu kaufen, es offensichtlich auch selbst zu fliegen.
“Die Ärzte haben mir versichert, ich sei nur ein Grenzfall. Mit angemessenem Sport und einer entsprechenden Diät würde ich die Krankheit in den Griff bekommen, sagten sie. Aber mich konnten sie nicht überzeugen.” Tom seufzte. “Für mich war das der Anfang vom Ende. Ich war damals völlig fertig und konnte nicht mehr klar denken.”
“Das würde ich auch sagen”, pflichtete Elizabeth ihm bei. Sie wünschte, sie wäre damals bei Tom gewesen und hätte ihm helfen können, seine Lage objektiv zu sehen. “Und wie bist du aus dem tiefen schwarzen Loch wieder herausgekommen?”
“Durch die Erinnerung an dich, Beth. Ich dachte daran, wie sehr ich dich verletzt hatte, an die verständnisvolle, selbstlose Art, mit der du mir die Freiheit zurückgegeben hast, die ich angeblich wiederhaben wollte. Vor allem aber war es die Niedergeschlagenheit in deiner Stimme, als ich damit herausgeplatzt bin, ich hätte eine andere kennen gelernt. Ich wollte das Band zwischen uns kappen, weißt du … dir die Freiheit auf der ganzen Linie zurückgeben.
Um deinetwillen, Beth. Ich dachte, wenn du mich genug hasst, würdest du mich vergessen und dein früheres Leben wieder aufnehmen. Doch danach hasste ich mich selbst noch mehr, weil ich dir das angetan hatte.”
Tom schwieg und fuhr dann fort: “Mir war klar geworden, wie grausam ich gewesen war, dass ich mich in Selbstmitleid gebadet hatte. Mein Onkel hat seine Lebensgewohnheiten nicht geändert. Selbst nach der verheerenden Diagnose hat er nie Sport getrieben und seine Essgewohnheiten nicht verändert. Er ist erst zur Besinnung gekommen, als es zu spät war.
Doch ich hatte eine Chance, meine Krankheit unter Kontrolle zu bekommen, indem ich mich von Anfang an umstellte. Ich beschloss, mich zusammenzureißen und etwas zu unternehmen.”
Elizabeths Augen glänzten feucht. Tom war verzweifelt gewesen, dennoch hatte er an sie gedacht und nur ihr Bestes gewollt, als er die Verlobung löste.
“Ach Tom …” Erst jetzt wurde ihr bewusst, welche Qualen er durchgemacht und welche Ängste er die ganze Zeit über ausgestanden haben musste. Er hatte ebenso maßlos gelitten wie sie, vielleicht sogar noch mehr. “Und was genau hast du unternommen?” fragte sie neugierig.
Jetzt konnte sie es nicht erwarten, alles zu hören, was in den eineinhalb Jahren gewesen war.
Ein Stein war ihr von der Seele gefallen. Auf einmal kam ihr der Himmel viel heller, der Duft der Rosen noch stärker vor. Die Vögel, die in den Bäumen sangen, schienen zu jubilieren wie ihr Herz. Tom hatte sie aus Liebe verlassen, nicht, weil er Angst vor der Ehe gehabt oder eine andere Frau kennen gelernt hatte. Er brauchte es nicht auszusprechen, dass er sie liebte und nie aufgehört hatte, sie zu lieben. Jetzt wusste sie es.
“Ich habe mich bei einer Gesundheitsfärm angemeldet.” Tom schnitt ein Gesicht. “Es war die reinste Folter, und ich hasste das alles.” Behutsam strich er Elizabeth über die Wange. “Nur der Gedanke an dich, mein Liebling, hat mich das alles durchstehen lassen.”
Mein Liebling …
“Ach Tom …” Elizabeth verspürte Gewissensbisse, weil sie nach seiner Rückkehr so hart zu ihm gewesen war. Hätte sie doch nur gewusst, was wirklich geschehen war!
Ihre Blicke begegneten sich, und in Toms blauen Augen la g ein Ausdruck von unendlicher Zärtlichkeit.
“Es war eine Tortur, aber es half mir. Ich habe gelernt, abzunehmen und wieder fit zu werden.
Und ich habe konsequent alles befolgt, was mir geraten wurde. Nachdem ich die Rosskur hinter mir hatte, fand ich eine Arbeit. Körperliche Arbeit im Freien, die gut bezahlt wurde, aber anfangs nicht zu anstrengend war. Ich habe die Diät eingehalten und wie ein Verrückter gespart. Bald hatte ich genug zusammen, um mir einen Geländewagen kaufen und im Norden ein Safariunternehmen aufmachen zu können.”
Sanft ließ er die Finger von Elisabeths Wange zu ihrem Hals gleiten. “Ich wollte etwas Anspruchsvolleres tun, etwas, das mich herausforderte, und sehen, ob ich der Sache gewachsen sein und, falls möglich, damit Erfolg haben
Weitere Kostenlose Bücher