Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit
Thermometer, das wir gesehen hatten, zeigte fast 50 Grad im Schatten. Aber da, wo wir waren, gab es meilenweit weder Schatten noch Thermometer. Hinter uns lag die Savanne mit Fächerpalmen und trockenen Bäumen, manchmal als reine Parklandschaft, in der Gazellen, Wildschweine und Affenherden zusammen mit vielfarbigen Tropenvögeln von der Fahrbahn sprangen, während fette Perlhühner nur eben aus den Fahrspuren watschelten. Hier lag jetzt der Sand wie Schnee auf nackten Gebirgszügen, in Verwehungen und Dünen über flachen, rollenden Anhöhen und Mulden der Landschaft, wo nur trockene Wüstensträucher die sonnengesättigte Unendlichkeit der Sandfläche ab und zu durchbrachen. Sonne. Sie stand jetzt senkrecht über uns und blitzte im Metall. Das Metall des Jeeps war so heiß, daß wir es nicht anfassen konnten, die Hitze stand und biß uns in der Nase, egal, wo wir die Luft einatmeten. Heiße Wüstenluft, von pulverigem Staub gesättigt, der überall hereinkroch.
Andauernd saßen wir in tiefen Sanddünen fest, und ein Jeep mußte den anderen mit Stahlseilen herausziehen, während glühendheiße Metallplatten als Laufplanken unter die Räder geschoben wurden. Unvermittelt brach bald der eine, bald der andere Jeep in der Wärme zusammen, und der Motor gab nichts mehr vom sich, aber Baba und sein Freund waren ausgezeichnete Autoschlosser und wußten sich mit Universalschlüssel und Schraubenzieher immer zu helfen. Wo der Sand ausreichend fest war, fuhren wir in schwindelerregendem Tempo. Wiederholt verloren wir alle Radspuren und schlugen dann große Bogen, bis Baba meinte, daß wir wieder auf dem richtigen Weg seien. So kamen wir zu einem verlassenen Dorf, das auf unserer Karte nicht verzeichnet war. In einer Krümmung bei den ersten Lehmhütten fuhren beide Jeeps in tiefem Sand sich gründlich fest, und wir mußten aussteigen und sie freigraben.
Zum erstenmal hatten wir ein schlechtes Gefühl. Araber, in graue Lumpen und weiße Burnusse gehüllt, den Blick ihrer ausdruckslosen Gesichter auf uns geheftet, kamen langsam, auffallend langsam von allen Seiten auf uns zu; sie wichen unseren Blicken nicht aus und zeigten kein Interesse daran, zu grüßen oder uns zu helfen, die Räder freizugeben. Bald standen sie Schulter an Schulter und fixierten uns mit Adlerblicken, ohne daß sie unsere Versuche, zu lächeln oder zu grüßen, erwiderten. Keine Frauen. Ihre Haut war genauso dunkel wie die unserer beiden rabenschwarzen Neger, aber die scharfen Gesichtszüge, die krumme Nase und die schmalen Lippen verrieten, daß sie Araber waren, und das harte Leben in der Wüste hatte in Haut und Seele brutale Narben hinterlassen. Hier gab es keine Wohltätigkeit. Keine Gnade. Keine Telefonverbindung. Die Welt jenseits der Sanddünen wurde nur durch unsere beiden Jeeps vertreten, die im Sand festsaßen.
Endlich waren die Eisenplatten hinter den Rädern angebracht, und Baba und sein Freund saßen hilflos hinter ihren Steuerrädern und gaben Gas, daß der Sand stob. Die Araber standen völlig unbeweglich, als ob sie auf etwas warteten, etwas mit sich herumtrügen, Spannung lag in der Luft, Etwas in ihren Blicken erinnerte an ein unsicheres Rudel Wölfe, das geschlossen losspringt, sobald sich der erste Räuber bewegt. Anscheinend mußte man sich beeilen, wenn man als erster handeln wollte. Ich stampfte zu einem der Männer, der wie ein Anführer aussah, und gab ihm höflich unsere beiden Spaten, indem ich ihm durch Zeichen bedeutete, er solle zwei von den anderen zum Graben bewegen. Er zögerte etwas verdutzt, nahm dann aber die Spaten und gab den Befehl wie ein gereizter Unteroffizier weiter. Und als wir dann den übrigen winkten, sie sollten schieben helfen, hatte ich sogleich den neuernannten Boß mit seiner kräftigen Schulter an meiner Seite, während wir fast von der helfenden Schar weggedrängt wurden, die sich mit den Ellbogen Platz zum Schieben erkämpfte. Wir schüttelten ihnen die Hände und bedankten uns, und dann jagten wir in einer wirbelnden Staubwolke weiter durch das Dorf und auf einer gekennzeichneten Kamelstraße davon, so schnell die Räder surrten.
Am späten Nachmittag kamen wir durch ein zweites, ähnliches Dorf, das in der Einöde völlig verborgen lag und in dem wir uns ebensowenig willkommen fühlten. Hier mußten wir uns auf einem Marktplatz inmitten der Adobehäuser durch dichte Menschenmassen und eng beieinander rastende Kamelherden, Esel und Ziegen drängen. Starrende, zornige Araber rückten heran,
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