Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit
Mann, groß, aufrecht, schwarz wie ein Ofenrohr, mit glattrasiertem Schädel und großen lächelnden Augen und Zähnen. Er sprach sowohl Buduma als auch Arabisch mit leiser, freundlicher Stimme und beendete jeden Satz mit einem angedeuteten Lächeln. Omar war Fischer. Er zögerte keinen Augenblick, als Baba ihn auf arabisch bat, ein Papyrusboot zu bauen, sondern zog eine lange Machete aus der Strohwand und ging uns voran zum See hinunter, seinen langen blauen Mantel über die Schulter geworfen. Seine schwarzen Muskelbündel spielten, alser sich niederbeugte und mit dem Messer das hohe Papyrusschilf abzuschlagen begann, und ein weiches langes Rohr nach dem anderen wurde auf einen Haufen in dem Sumpfrand geworfen. Sein Halbbruder Mussa Bulurni meldete sich freiwillig als Helfer, er war älter, kleiner, sein Kopf war ebenso glatt rasiert, aber er besaß nicht Omars königliche Haltung. Mussa verstand nur Buduma, doch machte er es damit wett, daß er zu allem grinste, ob Baba mit ihm arabisch sprach, Michel französisch, Gian-franco italienisch oder ich norwegisch. Aber Mussa konnte mit dem Schilf geschickter umgehen als Omar.
Es wurden ganze Berge von grünem Papyrusschilf geschnitten und am sumpfigen Ufer auf die Erde geworfen. Jetzt sollten wir lernen, wie man ein Boot baut. Zwei große Schilfboote, die je ein Dutzend Männer tragen konnten, lagen am Wasser vertäut. Wir zeichneten im Sand auf, daß wir ein kleines haben wollten, knapp vier Meter lang, das wir auf dem Dach des Jeeps mitnehmen konnten. Zwei andere Buduma-Neger wurden herbeigerufen. Sie setzten sich unter einem Baum in den Sand und begannen die fleischige Substanz aus lederartigen Dompalmenblättern zu kratzen, so daß die zähen weißen Fasern zum Vorschein kamen und sich wie dünnes Nährgarn spalteten. Diese Fasern wurden zwischen Handfläche und Schenkel gerollt, bis sie sich wie Bindfaden zusammendrehten, der dann zu einem soliden Seil geflochten wurde. Damit konnten Omar und Mussa das Boot zu bauen beginnen, während die anderen mit Hochdruck arbeiteten, um sie mit Tauen zu versehen.
Das Papyrusschilf ist gut zwei Meter lang und an der Wurzel vier bis fünf cm stark und hat einen abgerundeten dreieckigen Querschnitt. Es ist nicht gegliedert und hohl wie Bambus, sondern auf der ganzen Länge kompakt und schwammig wie weißer steifer Schaumgummi, den eine dünne glatte Haut bedeckt.
Abbildung 10a: DER FÜHRENDE FACHMANN für altägyptische Bootsillustrationen, der Schwede Björn Lardström, zeichnet für die Bootsbauer Omar, Mussa und Abdullah aus dem Tschad ein ägyptisches Papyrusschiß, während der Verfasser ihnen das Prinzip des Schrägmastes erklärt .
Abbildung 10b: DIE PAPYRUS-BOOTSBAUER AUS DEM TSCHAD untersuchen das Papyrusschilf von den Nilquellen .
Abbildung 11a: oben: HINTER DEN PYRAMIDEN VON GIZEH beginnen die Buduma-Neger aus dem Tschad, ein Papyrusboot zu bauen; Landström und der Verfasser schauen zu .
Abbildung 11b: DIE ALTE BOOTSBAUERXUNST ÄGYPTENS kehrt in ihre Heimat zurück. Bootsbauer aus dem Tschad unterweisen die ägyptischen Helfer in einer Kunst, die ihre Ahnen vergaßen, als das Papyrusschilf in Ägypten ausstarb .
Abbildung 12a: (zwei Abbildungen): MUSSA UND OMAR bauen mit Fingern und Zähnen ein Boot .
Abbildung 12b: ABDULLAH half uns, seine Landsleute zu überreden, dem Boot einen hochgebogenen Achtersteven im ägyptischen Stil zu geben. Dieser angestückelte Teil wurde die schwache Stelle des Bootes .
Abbildung 13: EIN DICKES TAU wurde nach altägyptischer Art um das ganze Dollbord des fertigen Papyrusbootes befestigt, um den Pardunen Halt zu geben
Omar ergriff ein Schilfrohr und spaltete es der Länge nach in vier Streifen, die am dicksten Ende zusammenhingen. In die Verzweigung steckte er vier ganze Stengel mit der Wurzel voran und zwischen diese vier eine immer größer werdende Anzahl, die er sogleich mit Tauzurrungen festzog, so daß der Umfang des Bündels immer größer wurde, wie die Spitze eines Projektils. Die beiden Bootsbauer nahmen jeder ein Knotenende in den Mund und zogen mit aller Kraft die Zurrung mit Fingern und Zähnen fest, so daß ihre Arm- und Halsmuskeln mächtig anschwollen. Es kam ganz deutlich darauf an, das schwammige Ende des abgeschnittenen Schilfs so zusammenzupressen, daß sich die Poren schlössen. Als das Bündel ungefähr einen halben Meter dick war, wurde es bei unverändertem Querschnitt weitergeflochten, einem riesengroßen Bleistift ähnlich. Zuletzt wurde das spitze
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