Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit
Wolken waren im Anmarsch. Die Filmausrüstung! Und alles, was offen im Zelt auf der anderen Seite lag! Wenn wir am anderen Ufer sein wollten, ehe das Unwetter hereinbrach, mußten wir uns beeilen. Die Sonne stand tief. Die Armbanduhr erschreckte uns. In dem Haus, das wir verließen, gab es keine Uhr, Zeit war keine Mangelware und brauchte hier nicht gemessen zu werden. Wir liefen in langen Sätzen den Abhang hinunter und stießen das dreifache Papyrusboot von Land ab. Bald verschwand die Insel achtern undeutlich in der Dämmerung; das letzte, was wir erkennen konnten, ehe die ersten Tropfen uns jede Sicht nahmen, waren kleine schwache Lichter hoch oben auf dem Höhenkamm. Dort oben saßen unsere Laki-Freuude sicher in ihren geschützten Hütten und zündeten die Dochte in der Schale ihrer Öllampen an.
Am nächsten Tag war das Maskai-Fest der Kopten, der wichtigste Tag des Jahres. Beim Maskal-Fest feiern alle christlichen Äthiopier das, was sie die »Entdeckung des wahren Kreuzes« nennen, und wir sahen von unserem Berggipfel aus überall auf den Inseln dort draußen große Feuer. Wir hatten vorgehabt, uns wieder hinauszubegeben, um das Laki-Volk weiter über seine Erfahrungen mit Papyrusbooten auszufragen, aber daraus wurde nichts. An diesem Tag zeigte sich kein Laki in einem Schilfboot auf dem See, und am nächsten Tag sahen wir nur ein paar Boote, die sich in gebührendem Abstand mitten auf dem See hielten. Vielleicht hatte der Scherif diese Lösung gefunden, um einen zweiten Besuch zu vermeiden.
Wir beluden den Jeep und machten uns auf den Rückweg. Die Rückfahrt war einfach. Obwohl es in Strömen geregnet hatte, fanden wir immer noch unsere alte Spur. Wir hatten schon den größten Teil der Ebene hinter uns gelassen, als wir zwischen den Bäumen einen anderen Jeep fahren sahen. Er kam uns auf unserer alten Spur entgegen. In dem Jeep saßen dunkle Äthiopier, von denen ein breitgebauter Riese die anderen überragte, als wir alle ausstiegen und uns die Hände schüttelten. Sein elegantes, besticktes Gewand war bis zur Brust unter einem buschigen weißen Bart verborgen, und ein großes koptisches Kreuz baumelte vor seinem Bauch. Aseffa küßte das Kreuz und erklärte, der Riese mit dem gutmütigen Gesicht sei Bischof Lukas, der höchste Prälat der koptischen Kirche. Jetzt war er auf dem Weg zum Swaisee, um seine Glaubensgenossen, das Laki-Volk, zu besuchen. Er erklärte vergnügt, auf seine spezielle Art von dem Inselvolk abgeholt zu werden. Er wollte uns auf Devra Zion, der wichtigsten der Inseln, empfangen, wenn wir nächste Woche wiederkämen. Dann sollten wir uns von der entgegengesetzten Seite des Tals an den See begeben, denn dort besaß eine kleine Leprastation ein kleines Kunststoffboot.
Abbildung 21: AUF WIEDERSEHEN für unbestimmte Zeit. Yvonne, die Frau des Verfassers, winkt, während vier Ruderboote das Floßschiff RA mit seiner Besatzung aus dem Ha Jen von Saft ziehen, begleitet von marokkanischen Fischerbooten .
Abbildung 22a: GUTE REISE wünschte man uns mit Rauchsignalen und Sirenen von allen Booten im Hufen ,
Abbildung 22b DAS PAPYRUSSCHIFF wird nach allem ägyptischen Vorbild mit Hilfe von drei gewöhnlichen Rudern, die vorn festgebunden sind, und von zwei langen Steuerrudern achtern gesteuert. Abdullah, der noch nicht wußte, daß Meerwasser salzig ist, übernahm zusammen mit dem Verfasser die erste Steuerwache .
Abbildung 23a: DER OFFENE ATLANTIK erwartete uns vor dem Hafen von Saft, und zum ersten Male seit historischen Zeiten werden die ägyptischen Steuerruder erprobt.
Abbildung 23b: DAS SEGEL WIRD AN DEM SCHRÄGMAST gehißt, und die altägyptische Takelung muß ihre erste Prüfung bestehen .
Abbildung 24: UNTER VOLLEM SEGEL mit dem Sonnensymbol, das den Weg nach Westen und fort von Afrikas drohenden Küstenklippen zeigt .
Dann ging es wieder zurück nach Addis Abeba. Der Jeep wurde neu ausgerüstet, und einige Tage später fuhren wir über die Touristenstraße auf der Westseite des Rift Valley nach Süden. Von hier war es einfach, an den großen See zu kommen, aber es war die falsche Seite, wo es weder Papyrus noch Inseln gab. Wir fanden die kleine Leprastation verschlossen, vor den Fenstern hingen Läden. Ein Galla-Neger mit elefantiasischen Beinen saß auf der Treppe und erzählte, das Kunststoffboot werde in Addis Abeba repariert. Abgesehen von kleinen Yevella aus Papyrus, die nur das Laki-Volk besaß, gab es keine Boote am Swaisee.
Wir versuchten, mit dem Jeep am Ufer
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