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Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit

Titel: Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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wir alle zusammenarbeiten müssen, wollen wir nicht mit unserer gemeinsamen Last untergehen.
    Ein Papyrusboot, das in der Gewalt der Elemente auf dem Meere treibt, konnte eine Mikroweit werden, ein praktischer Versuch, zu beweisen, daß die Menschen ohne Rücksicht auf Nation, Religion, Hautfarbe oder politische Überzeugung in Frieden zusammenarbeiten können, wenn man nur im eigenen Interesse einsieht, daß es notwendig ist, für eine gemeinsame Sache zu kämpfen.
    Ich griff zur Feder und schrieb an Abdullah. Ich bestätigte, daß ich Omar und Mussa brauchte und daß er selbst als Dolmetscher mitkommen sollte. Mußte ich sie abholen, oder konnte Abdullah allein nach Bol fahren und die anderen nach Fort-Lamy bringen, wenn ich ihnen Flugkarten schickte und sie in Kairo am Flughafen empfing?
    Zu meinem Erstaunen schickte Abdullah mit Hilfe des Schreibers prompt eine bündige Antwort: Abdullah brauchte eine Anstellungsbescheinigung, damit die drei ausreisen konnten, er brauchte drei Flugscheine nach Ägypten, und er brauchte 150000 Tschad-Francs. Wenn er alles hätte, könnte er alles erledigen, und ich würde mir die Reise in den Tschad ersparen.
    Das war eine beträchtliche Summe, obgleich nicht einmal die Italienische Nationalbank den genauen Kurs des Tschad-Francs kannte, und es entstanden endlose Probleme, ehe die Mittel sicher in Abdullahs Händen waren. Aber ich hatte auf ein waches und zuverlässiges Gesicht gesetzt, auch wenn ich nicht mehr von Abdullah Djibrine wußte, als daß er ein Kerl in einem weißen Gewand war, der im unbekannten Bol auftauchte und wieder verschwand, nachdem er freiwillig als Dolmetscher ausgeholfen hatte. Seinen Worten nach war er Tischler. Aber wenn Abdullah mich nicht an der Nase herumführte, würde er mir Zeit und Geld sparen. Wenn ich die Buduma-Neger nicht in Bol abzuholen brauchte, blieb mir gerade noch Zeit für einen wichtigen letzten Besuch bei den Indianern in Peru, da ich sowieso nach Mexiko und in die USA mußte, um Begleiter für dieses Experiment zu suchen.
    Zwei wichtige Mitspieler waren jetzt in Bewegung gesetzt. Buschi sollte das Schilf herbeischaffen, Abdullah die Bootsbauer. Schilf und Bootsbauer mußten zur selben Zeit in Ägypten eintreffen, und dann mußte das Lager eingerichtet sein. Diese Aufgabe wurde vertrauensvoll in die Hände eines zuverlässigen Freundes gelegt, des italienischen Lektors Angelo Corio, den das Unterrichtsministerium in Rom sechs Monate für Sprachübungen in unserem internationalen Team beurlaubt hatte. Corio kam mit Koffer und Fotoapparat wie ein Tourist zu den Pyramiden. Er ging in einem Kreis fuchtelnder Dragomane unter, die ihm die Sphinx zeigen und Kamelreiten beibringen wollten. Wenn er in diesem eigentümlichen orientalischen Milieu überleben wollte, brauchte er offenbar einen einheimischen Kontaktmann, der die Gesetze und Bräuche des Landes und die kürzesten Verbindungen zu den richtigen Stellen kannte. Oberst a. D. Attia Ossama war ein solcher Mann. Wegen des Kriegszustandes lag über seiner eigentlichen Tätigkeit, die mit der israelisch besetzten Halbinsel Sinai zu tun hatte, ein geheimnisvoller Schleier. Aber gewandt und mit gewinnendem Wesen verschaffte er sich überall Eingang, und er übernahm es, unser Mittelsmann zu den Behörden zu sein und die Erlaubnis zu beschaffen, den Papyrus in der Kriegszone von Sues zu löschen.
    Jetzt waren die Räder endgültig in Bewegung gesetzt, sie rollten, wirbelten von einem Land zum anderen: Eilbriefe mit den sonderbarsten Briefmarken, Telegramme, Telefongespräche in verschiedenen Sprachen. Alles sollte heimlich geschehen, damit die Arbeit ungestört vonstatten gehen konnte. Die Teilnehmer kamen aus sieben Ländern. Ich hatte einen Italiener und einen ägyptischen Anwärter gefunden und wollte einen der drei Bootsbauer aus dem Tschad auswählen. Aus der UdSSR erwartete ich Antwort. Ich mußte nach Amerika. Der Dezember war vergangen, der Januar folgte. Noch drei Monate. In New York traf ich meinen amerikanischen Kontaktmann Frank Taplin. In Kairo wartete Corio auf die Ladung Papyrus, die nun sonnengetrocknet am Ufer des Tanasees lag, während Abdullah für uns unerreichbar die Neger aus Bol abholte. Frank Taplin war ein überenergischer amerikanischer Geschäftsmann, ein Vorkämpfer für den Frieden und eine treibende Kraft in der World Association of World Federalists, einer Weltorganisation, die für verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Ländern und für größeren Einfluß der

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