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Export A

Export A

Titel: Export A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kränzler
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mein Spiegelbild im Fenster und den Schnee davor. Da, hinter mir ein Geräusch auf der Treppe. Ich wende mich um und sehe Josh. In mir geht das Licht an. Mein Gesicht wird hell.
    Josh: »Where is everybody?«
    Ich: »Downtown.«
    Stille.
    Josh: »Are they comin’ back?«
    Ich: »Yeah. I think they’re getting something for my birthday ⁠… They were trying to be all sneaky about it ⁠…«
    Was macht er hier oben? Er weiß das doch längst alles! Und warum bin ich so aufgeregt, so alarmiert?
    In der für ihn typischen fast horizontalen, breitbeinigen Sitzhaltung versinkt er in den Polstern und beobachtet mich, wie ich zögernd das Zimmer durchquere, unschlüssig, ob ich nun stehen, herumgehen, mich zu ihm aufs Sofa oder besser auf die Lehne ­setzen soll.
    Unmöglich, sich zu erinnern, worüber wir damals sprachen. Meine Gedanken glichen einem aufgescheuchten Hühnerhaufen, überall Federn und wildes Gegackere, mein Mund antwortete automatisch, blubberte irgendwelche Worte heraus, bedeutungslose Sprechbla sen, die kurz durch den Raum schwebten, um sofort von den Magnetnadeln meiner Aufmerksamkeit, die Joshs Körper umformten, zum Platzen gebracht zu werden. Eine ganze Reihe kurzer, schillernder Sätze, für immer verschwunden. Geblieben ist lediglich die Erinnerung an ein langsames Näherrücken: Zug um Zug glitten wir auf ein Ereignis zu.
    Josh: »Come, sit on my lap.«
    Wie Blinde betasten wir uns, zögernd, überall. Ich rutsche von seinem Schoß und zwischen seine Schenkel, knie vor ihm, schaue ihm ins Gesicht. Er richtet sich im Sessel auf und fasst mich um die Taille. Ich ziehe Pullover und T-Shirt aus.
    Josh: »What are you wearing?« Sein Kinn zielt auf meine Jeans, die Frage auf das darunter.
    Ich: »Nothing.«
    Erfreut stelle ich fest, dass dieses aus dem Mangel an frischer Wäsche geborene »nothing« spektakulär sexy ist.
    Josh antwortet mit einem kleinen, ungläubigen Kopfschütteln, er fährt sich mit der Hand über den rasierten Schädel, murmelt: »you’re killing me Lis’…«, räuspert und fängt sich wieder.
    Das Knallen der Autotüren schreckt uns auf. Josh springt über Couch und Treppengeländer direkt ins untere Stockwerk. Ich zerre mir die Klamotten über den Kopf und kann gerade noch hastig die Haare zusammenbinden, bevor meine Torte durch die Tür kommt, rund, schokoladig und zentimeterdick mit pinkfarbenem Zuckerguss beschichtet.
    Feierlich schreiten mir Sam und Derrick mit der geöffneten Pappschachtel entgegen, huldigen mir mit der süßen Gabe, zwei Weise aus dem Morgenland, die zukünftiges Hüftgold darbieten. Sie strahlen mich an wie zwei Nebelscheinwerfer. Ich ziehe ein Lächeln hoch.
    Blake ist derweil in die Küche entwischt. Wieselflink huscht er zwischen Kühlschrank, Herd und Backofen hin und her. Wenn es um das Zubereiten, das Verschlingen oder überhaupt um irgendeine Tätigkeit rund um die Nahrungsaufnahme geht, läuft er stets zur Höchstform auf und erreicht eine erstaunliche Geschwindigkeit. Er will Lasagne kochen; Lasagne à la Blake, mir zu Ehren.
    Schon bald dünsten teigig-verschmolzene Bechamel- und Hackfleischgerüche aus der Küche und beschlagen die Scheiben. Wir versammeln uns um den Couchtisch. Auf meinem Teller türmen sich käsetriefende Schichten. Ich bin mir meiner Pflicht zu essen, ein fröhlich-dankbar-gerührtes Gesicht zu machen und zumindest eine DVD über mich ergehen zu lassen, bewusst und gebe mein Bestes.
    Beim Nachtisch halte ich meinen Daumen neben den Zuckerguss, frage mich, wie viele Wochen Mast es bräuchte, bis meine Finger so dick wären wie diese Zuckerschicht, und beneide Josh, der einfach abgetaucht ist, der sich ausgeklinkt, abgeseilt, davongemacht hat. Das Untergeschoss hat ihn verschluckt. Vor morgen wird ihn niemand zu Gesicht bekommen. Ich dagegen sitze inmitten dieses riesigen Missverständnisses, umgeben von Blakes Wanst, Derricks dümmlichem Grinsen und Sams unerträglicher Gutmütigkeit. Muss Geburtstag spielen. Werde abgefüllt bis obenhin; was einst Haut war wird Teig, durch die Adern fließt Hackfleischsoße. Schokoladenbraune Haare umrahmen sahnigweiße Wangen, mein rosa Zuckermund lächelt. Ich falle in mich zusammen.
    »Hast du dich doch von Leckerbissen verführen lassen?«, fragt es vorwurfsvoll in meinem wunden Kopf.
    Ja, antworte ich mir, ja, das habe ich!
    Vom Verlangen nach Sühne gepeinigt, stehe ich vom Sofa auf und will für Ruhe in mir sorgen. Ich erinnere mich an das gelbe Licht der Gästetoilette und Sams

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