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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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er.
    »Mhm. Nicht dass Molly warten muss«, entgegnete ich und dachte: Bin ich etwa eifersüchtig? Und: Warum bin ich denn eifersüchtig, verdammt? Und, auf den Punkt gebracht: Sollte ich tatsächlich eifersüchtig sein, warum bin ich dann so bescheuert und lasse es mir anmerken?
    »Ja. War nett, dich zu sehen«, sagte Dino und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ach, hast du übrigens inzwischen mit Emily geredet? Tut mir Leid, dass wir neulich nicht weiter darüber gesprochen haben, aber es war alles ein bisschen -«
    »Ist schon in Ordnung, Doktor D. Oder soll ich Dean sagen?«, unterbrach ich ihn schnippisch und verfluchte mich bereits, als die Worte aus meinem Mund kamen. »Welchen Namen bevorzugen wir denn?«
    »Du wirst am liebsten Charlie genannt, nicht wahr?«, erwiderte er nach wie vor in freundlichem Ton, obwohl es ihn offensichtlich Mühe kostete. »Weißt du, die Leute können mich nennen, wie sie wollen. Mir ist das völlig wurscht.«
    »Dann ist es ja gut. Wegen Emily brauchst du dir übrigens keine Gedanken zu machen. Ich kümmere mich um sie, danke. Du brauchst dir wegen niemandem aus unserer Familie Gedanken zu machen. Geh doch einfach zu deiner Hebamme, zu dieser Molly«, waren genau die Worte, die aus meinem Mund kamen. Oh Gott! Wie konnte mir das herausrutschen? Eigentlich wollte ich sagen Danke, dass du meiner Schwester geraten hast, sich an mich zu wenden, damit wir gemeinsam eine Lösung für ihr Problem finden. Wir stehen in deiner Schuld.
    »Was hast du eigentlich für ein Problem?«, fragte Dino mich mit verdattertem Gesicht.
    Ich wusste genau, was mein Problem war. Ich hasste ihn in diesem Moment. Dieser selbstgerechte ... ich weiß auch nicht, aber ich hasste ihn jedenfalls, allein schon deshalb, weil er so unheimlich süß aussah. Eigentlich hasste ich Dino gar nicht. Doch seit dem Moment, als Molly auf der Bildfläche erschienen war, schien mein Mund von einem bösen, eifersüchtigen Geist beherrscht zu sein, und ich hatte keinerlei Kontrolle darüber, was aus ihm herauskam. Das sagte ich jedoch nicht zu Dino, sondern: »Problem? Ich sage dir, was mein Problem ist. Deine Sippe schleimt sich bei uns ein und verbündet sich mit meinen Eltern, ohne dass jemand ahnt, was für ein Spiel du treibst.«
    »Und was treibe ich für ein Spiel?«
    »Ach, komm schon«, erwiderte ich beziehungsweise der böse Geist, der die Macht über mein Mundwerk gewonnen hatte. »Zuerst Coral, und nun tröstest du dich mit dieser Molly. Ihr Männer seid doch alle gleich.«
    Er starrte mich an, offenbar kurz davor, seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Dann stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Molly hat nächste Woche ihre Abschlussprüfungen, und ich habe ihr versprochen, gemeinsam mit ihr zu lernen. Ich bin jetzt seit zwölf Stunden im Dienst, und nun werde ich mich im Schwestemzimmer mit medizinischer Theorie auseinander setzen. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass Molly eine gute Hebamme wird. Ich bin völlig im Arsch, und ich wollte mir gerade einen Kaffee holen und dich fragen, ob du vielleicht Lust hast, mir Gesellschaft zu leisten, aber bei deiner Einstellung gegenüber Männern verzichte ich lieber.«
    Ich muss wohl nicht erwähnen, dass Dino mir keinen Abschiedskuss gab. Stattdessen machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte mit wehendem Arztkittel davon. Im gleichen Augenblick ließ der böse Geist wieder von mir ab. Ich stand mit offenem Mund da und kam mir noch viel dämlicher vor als ... als ich voller Uberzeugung angetreten war, um einen Aerobic-Kurs mit sechsundvierzig Teilnehmerinnen zu leiten - bloß dass ich damals vom Geist einer Paula Abdul besessen war.
    Mir war die Lust auf Kaffee vergangen. Ich wollte nur noch rasch ein dunkles Loch finden, in das ich mich für die nächsten eintausend Jahre verkriechen konnte. Demütigung ist ein grauenhaftes Gefühl und noch viel schlimmer, wenn man sie sich selbst zufügt. Ich suchte Zuflucht im Wartezimmer, wo ich mich etwas sicherer fühlte und wo Soullas Schreie den perfekten Soundtrack zu den schrecklichen Bildern ergaben, die in meinem Kopf herumspukten. Szenen von meinem Auftritt in Karls Film mischten sich mit Szenen von der oberpeinlichen Begegnung mit Dino. Ich schloss die Augen in der Hoffnung, vielleicht etwas zu schlafen, aber es war unmöglich. Waren das Soullas Schreie? Oder meine?
    Um Viertel vor fünf war es endlich so weit. Tony stürmte in das Wartezimmer und verkündete mit bewegter Stimme, dass er

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