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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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aufzublicken.
    »Grauenhaft. Ich habe -«
    »Ruhe«, fährt mein Vater dazwischen. »Das ist gute Szene mit die Bösewicht.«
    Er zeigt auf den Fernsehbildschirm. Dort ist ein Mann zu sehen, unter dessen Schritten der ganze Boden wackelt.
    »Er ist miese Dreckschwein, er hat Affär mit seine eigene Schwester«, erklärt Dad uns. »Könnt ihr glauben das? Ist richtig ekelhaft. Ihr müsst schauen. Ist genial.«
    »Wie kann etwas genial und ekelhaft zugleich sein?«, entgegne ich und lasse mich neben meiner Mutter auf das Sofa plumpsen.
    »Dummkopf, er natürlich nicht weiß Affär ist seine Schwester.«
    Oh, alles klar.
    Schweigend sehen Dad und ich fern, und die Stille wird nur von gelegentlichem Papierrascheln unterbrochen, wenn Mum die Zeitschrift umblättert. »Und, wie ist neue Arbeit, Thaglotta?«, fragt Dad mich, als die Inzestgeschichte gerade einen Durchhänger hat.
    Ich sollte an dieser Stelle einmal die Sache mit Thaglotta/Theglottsa/Theglitsa erklären. Mein Vater hat tausend unterschiedliche Namen für mich - na schön, acht, um genau zu sein -, die er nach Lust und Laune verwendet. Die Vorgeschichte dazu ist ein sehr gutes Beispiel für die raffinierte Strategie meiner Mutter, meinen Vater glauben zu lassen, er habe stets das letzte Wort.
    In meiner Geburtsurkunde steht »Charlotte«. Das klingt nicht wirklich griechisch, oder? Ich bin nicht die Älteste von meinen Geschwistern. Mein Bruder Tony ist neunundzwanzig. Tony klingt ebenfalls nicht wirklich griechisch, aber der richtige Taufname meines Bruders lautet »Antoni« (beziehungsweise »Andoni«, wenn mein Vater es sagt). Nach Antonis Geburt besann sich mein Vater aus heiterem Himmel auf seine griechischen Wurzeln und bestand auf seinem Recht, gemäß Tradition seinen Sohn nach seinem Vater zu nennen. Mum ließ ihm seinen Willen, und im Laufe der Jahre wurde aus »Andoni« schließlich »Tony«. Bei meiner Geburt besann mein Vater sich ebenfalls auf seine griechischen Wurzeln und entschied, dass ich nach seiner Mutter benannt werden soll. Theglou.
    Ganz richtig. Theglou.
    Dieses Mal ließ meine Mutter ihm nicht seinen Willen. Sie nahm es zwar hin, dass er jedem halbwegs Interessierten von seiner kleinen Theglou vorschwärmte, aber sie sorgte dafür, dass in meiner Geburtsurkunde »Charlotte« eingetragen wurde. Mein Vater hatte offensichtlich nicht aufgepasst - er wälzt den langweiligen Schriftkram wie Formulare ausfüllen immer auf meine Mutter ab. Als er davon Wind bekam, ging er natürlich in die Luft, beruhigte sich jedoch wieder, als meine Mutter ihm erklärte, dass der Name »Theglou« von »Charlotte« abstamme. Sie sagte ihm, das könne er in jedem beliebigen Namensbuch schwarz auf weiß überprüfen (im Wissen, dass er sich die Mühe sicher sparen würde). Und sie zeigte ihm, wie sich der Name ableitet:
    Charlotte,
    Charlotta,
    Chaglotta,
    Thaglotta,
    Theglottsa,
    Theglitsa,
    Thegla,
    Theglou.
    Es springt einem förmlich ins Gesicht, wenn man sich das vor Augen führt.
    Und hier bin ich: Charlotte (Gott sei Dank), der lebende Beweis, dass a) mit etwas Weitblick mein Vater ausgetrickst werden kann und dass b) auf meine Mutter Verlass ist, wenn es darauf ankommt.
    Neun Jahre später, als Emily zur Welt kam, wiederholte sich das Ganze. »Ein kleiner Unfall«, verriet Mum mir eines Tages mit süffisantem Grinsen, was so viel heißen sollte wie: Dein Vater und ich haben immer noch Sex miteinander; toll, was? So genau wollte ich es gar nicht wissen. Aufgrund der zahlreichen Fotoalben im Wohnzimmerschrank weiß ich, dass meine Eltern früher einen recht lockeren Lebenswandel pflegten, aber trotzdem möchte ich nicht die peinlichen Details ihres vielleicht immer noch aktiven Sexlebens erfahren. Nein, danke.
    Der Widerstand meiner Mutter gegen griechische Namen erlahmte, nachdem Emily geboren war. Ausgelaugt von einer Achtundvierzig-Stunden-Woche und einem brüllenden Neugeborenen, hatte sie nicht die Kraft zu kämpfen, sodass sie eine Wunschliste mit ausschließlich griechischen Mädchennamen erstellte, beginnend mit »Androulla«. »Was soll das?«, lautete Dads empörte Reaktion. »Androulla. Eine blöde Name. Meine Baby ist englische Rose. Wir nennen sie Emily.«
    Ich gebe meinem Vater keine Antwort auf die Frage, wie mein neuer Job ist, da ich weiß, dass ihn das nicht wirklich interessiert. Er wollte nur höflich sein - oder was er darunter versteht.
    »Sprich«, hakt er nach. »Wie war die erste Tag?«
    Da ich mir meinen Frust dringend von der

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