Extra scha(r)f
lachen (alle anderen).
Das Meeting dauert nun schon eine Stunde. Wir haben über so ziemlich alles diskutiert: über die Standorte der Kameras (überall bis auf Jamies Büro und Daniels Besenkammer), Einwilligungserklärungen (die von jedem unterschrieben werden müssen, der am Drehtag das Gebäude betritt), Popstars (ob überhaupt welche da sein werden?) und meinen Wohnwagen (um mich zwischen meinen Nahaufnahmen auszuruhen. Nun, man darf ja wohl noch träumen, oder?).
Allmählich kommen wir zum Schluss des Meetings, und einer aus dem Filmteam - ich glaube, er heißt John ... oder Jack - schiebt seinen Stuhl zurück und sagt: »Ich drehe noch einmal eine kurze Runde durch das Gebäude, um die besten Standorte für die Kameras ausfindig zu machen. Komm, Marco.«
Marco ? Ich dachte, der heißt Michael. Ich muss in Zukunft besser aufpassen.
Marco und John - oder Jack - verlassen den Besprechungsraum, und Claire beugt sich über den Tisch zu mir, wobei ihre Brüste ihr einige Sekunden voraus sind. »Ich bin überzeugt, dass die Aufnahmen super werden, Charlie ... Allerdings hätte ich noch eine Bitte an Sie.«
»Und die wäre?«
»Dass Sie das Personal instruieren. Wenn die Leute merken, dass sie gefilmt werden, sind sie entweder plötzlich stocksteif oder fallen in das andere Extrem, als würden sie sich für eine Rolle bewerben. Sagen Sie Ihren Leuten, sie müssen die Kameras ausblenden. Sie müssen so tun, als gäbe es sie gar nicht«, erklärt Claire. »Kann ich mich darauf verlassen, dass alles so authentisch wirkt wie möglich?«
»Oh, so authentisch wie ich ist keiner«, entgegne ich. »Mit Ausnahme von Jennifer Lopez.«
Obwohl das nicht mein bester Spruch war, ernte ich mehr Gelächter als Jamie vorhin - selbst von Jamie, der sonst nur über seine eigenen Witze lacht. Verständlich, dass er aufgeregt ist. Wir sind zwar gewohnt, dass bei uns Prominente in Begleitung eines Pulks von Kameraleuten ein- und ausgehen, als wären wir der Krämer um die Ecke, aber das hier ist Neuland für uns. Jetzt, wo Jamies Vision die Weihen Hollywoods empfangen wird, hat er allen Grund zu lachen. Gut für ihn. Und auch ich habe allen Grund zu lachen.
»Ich nehme an, Sie haben an das Sicherheitspersonal gedacht?«, fragt Claire.
Ich sehe Jamie an. Haben wir das? Gehört das zu meinen Aufgaben?
»Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen spricht sich so ein Aufnahmetermin schnell herum«, erläutert Claire. »Nach unserer Erfahrung sind Türsteher die einzige Möglichkeit, um den Andrang einigermaßen zu kontrollieren. Anderenfalls werden die Leute Ihnen die Bude einrennen.«
»Wir werden das schon schaukeln«, entgegnet Jamie.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits, wie Daniel und ich uns gegenseitig die Haare ausreißen, Rebecca weinend wegläuft und sechs Millionen Menschen sich vor dem Empfangstisch drängeln, um im weltweit berühmtesten Fitnesscenter (sorry, im weltweit berühmten Zentrum der totalen körperlichen Vervollkommnung) Mitglied zu werden, während Jamie mittendrin steht und schreit »Wir werden das schon schaukeln!«. Das wird der pure Wahnsinn, das weiß ich jetzt schon, aber es ist mir egal, Hauptsache, wir werden berühmt.
»Gott sei Dank, dass du wieder da bist«, sagt Daniel, als ich ins Foyer zurückkehre. »Endlich ein anderes Gesicht.«
Es ist halb vier, die ruhigste Tageszeit im Zone.
»Hast du Langeweile?«, frage ich.
»Leider nein«, entgegnet er. »Es ist wegen Sasha. Ich bin es allmählich leid. Sie ist schlimmer als eine CD von Celine Dion. Wenn sie noch einmal herkommt und mir von ihrem Ben vorschwärmt, kann ich für nichts mehr garantieren.«
»Komm schon, lass sie doch«, sage ich. »Sie ist bis über beide Ohren verliebt. Endlich ist sie mal glücklich.«
Daniel packt mich daraufhin an der Schulter und sieht mich eindringlich an. »Lies es mir von den Lippen ab, Charlie. ICH. WERDE. SIE. UMBRINGEN. MÜSSEN. Es ist nicht normal, wie Sasha auf bestimmte Leute fixiert ist. Zuerst Jenna, dann du, und jetzt der tolle Ben. Oh Mann.«
Ich weiß zwar, dass Daniel kein Freund von Sasha ist, aber diese Gehässigkeit sieht ihm gar nicht ähnlich. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Trotzdem hat er nicht Unrecht. Mag sein, dass Sasha nur eine unterdurchschnittliche Tanzlehrerin ist, aber wenigstens legte sie dabei noch einen gewissen Ehrgeiz an den Tag. Doch seit sie mit Ben zusammen ist, ist ihr einziges Ziel, den Tag im Zone-Clone so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um sofort nach
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