Extra scha(r)f
gebe ich auch noch. Ich kann doch meine Fans nicht enttäuschen, oder?«, sagt Jenna und kneift Sasha in die Wange.
Sasha, wie könnte es anders sein, kichert. Ich, wie könnte es anders sein, kotze.
»Du bist wirklich sehr gefragt als Tanzlehrerin, Jenna. Wirklich unglaublich«, haucht Sasha. »Du bist eben einfach die Beste.«
»Das ist sehr nett von dir, aber anderen das Tanzen beizubringen ist noch der einfachste Teil.«
Ich zucke innerlich zusammen, Sasha zuckt nicht einmal mit der Wimper.
»Das Schwierige daran ist, alles unter einen Hut zu bekommen«, fährt Jenna fort. »Glaub mir, Herzchen, du möchtest bestimmt nicht mit mir tauschen. Manchmal weiß ich nicht einmal, ob ich gerade komme oder gehe.«
Mir ist es lieber; wenn du gehst.
»Dabei haben sich die Gurly-Wurlys wirklich rührend um mich bemüht, es ist wirklich jammerschade. Aber es gibt Wichtigeres im Moment«, sagt sie abfällig und blickt mich dann ernst an. »Charlie, Blaize ist morgen wieder da. Könntest du bitte noch mal einen Soundcheck machen?«
Selbstverständlich, Eure Majestät. Zum Glück habe ich heute meine Werkzeugtasche mitgebracht , nur für den Fall, dass mich jemand bitten sollte, diverse elektronische Geräte zu überprüfen.
»Am Freitag klangen die Lautsprecher völlig verzerrt - da war die ganze Zeit so ein widerlicher Summton. Ich will, dass morgen die Bude wackelt. Du solltest mal die Choreografie sehen. Blaize ist ganz begeistert davon. Und Hallo, die hat es voll drauf mit dem Tanzen. Sie kapiert ziemlich schnell. Und sie kommt supergut mit ihren Tänzern aus. Vor allem mit Karl Benjamin stimmt die Chemie. Ich weiß zwar, dass die beiden etwas miteinander haben, aber du solltest sie mal zusammen tanzen sehen. Wenn sie tanzen, sprühen die Funken.«
Moment mal, wie bitte? Was hat sie gesagt? Das Schwein vögelt also Blaize. Ich teile mir einen Mann mit der laut einer Jugendbefragung beliebtesten Hip-Hop-Newcomerin. Ich fühle mich, als hätte man mir einen Baseballschläger in die Magengrube gerammt.
Noch was. Sie hat seinen Nachnamen erwähnt, Benjamin. Karl Benjamin ... Kann das sein? Nein, das kann nicht sein. Das ist bestimmt zu weit hergeholt. Während Jenna weiter mit ihrer grandiosen Choreografie angibt, überschlagen sich die Gedanken in meinem Kopf. Ich sehe Sasha an, die abwechselnd Jenna anhimmelt und in ihrer Tasche kramt. Gleich darauf zieht sie etwas heraus: ein Schminktäschchen von Louis Vuitton.
Jetzt weiß ich auch wieder, woher ich dieses Täschchen kenne.
Das ist ein Hammer.
Karl und Blaize. Ich teile einen Mann mit einem Popstar. Das ist zu surreal, um sich darüber aufzuregen, oder? In keiner der Frauenzeitschriften, die ich gelesen habe, wurde erwähnt, wie frau sich verhält, wenn sie entdeckt, dass der eigene Freund es mit der Chartstürmerin des Monats treibt. Das kommt wohl zu selten vor.
Aber ausgerechnet Karl und Sasha. In Frauenzeitschriften liest man häufig über das Thema »Wenn der Freund mit der besten Freundin ...«. Eigentlich müsste ich am Boden zerstört sein. Oder vor Wut toben. Doch stattdessen bin ich total verwirrt. Wer sagt, dass Karl mein Freund ist? Ich hielt es nicht einmal für angemessen, ihn auf das Schminktäschchen anzusprechen, nachdem ich es entdeckt hatte.
Gott, mir schwirrt der Kopf. Ich muss wieder an gestern Vormittag denken. Ich marschiere aus Karls Wohnung, und eine halbe Stunde später marschiert Sasha in Karls Wohnung. Himmel, was für ein Pensum. Ob er zwischendurch überhaupt duscht? Ekelhaft. Einfach widerlich.
Aber was soll ich jetzt machen? Nun, ich werde mich auf keinen Fall wieder mit ihm treffen. Ist ja wohl klar. Und ich muss Sasha aufklären ... nehme ich an.
Oder vielleicht doch nicht. Ich beobachte Sasha, die mit Jenna schnattert, ohne das Geringste von der Bombe zu ahnen, die soeben mitten zwischen uns geplatzt ist. Vielleicht genügt es ja, wenn ich mich mit Karl nicht mehr treffe und kein Wort über unser kleines Techtelmechtel verliere ... genauso wenig wie über Karls kleines Techtelmechtel mit einem Popstar. Und auch nicht über Karls kleines Techtelmechtel mit sonst wem. Aber Sasha ist meine Freundin. Ich muss es ihr sagen. Bestimmt wird sie dann total durchdrehen, oder? Schließlich war sie zuerst mit Karl zusammen! Und warum sollte sie mir Glauben schenken, wenn ich ihr sage, dass ich davon nichts gewusst habe? Bestimmt wird sie mich dann hassen. Trotzdem, es muss sein.
Im Moment wäre eine gute Gelegenheit dazu. Jenna
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