Extra scha(r)f
Gillette Mach3 leihen«, bietet Daniel an. »Für das Beste im Mann, wie es in der Werbung heißt. Gilt bestimmt auch für griechische Mütter.«
»Wovon redest du?«, entgegne ich, da ich durch Sasha abgelenkt wurde, die gerade mit hochrotem Kopf auf uns zustürzt. Bitte, Daniel, sei lieb zu ihr.
Keuchend sinkt sie gegen die Empfangstheke. »Charlie, hast du vielleicht Zeit für einen kurzen Abstecher in die Bar? Ich brauche jetzt unbedingt einen Kräutertee, um mich wieder zu beruhigen.«
»Was ist denn los?«
»Ich hatte gerade Telefonsex.«
»Ekelhaft«, bemerkt Daniel. »Ich hoffe, du hast hinterher den Hörer feucht abgewischt.«
»Dummkopf, ich hatte Telefonsex, nicht Sex mit dem Telefon. Du weißt schon ... wenn man sich ... schmutzige Sachen sagt.«
Vor lauter Verblüffung verschlägt es mir die Sprache. Was ist nur mit Sasha los? Es ist noch nicht lange her, da fand sie selbst Sex im Bett ohne Licht leicht pervers. Und jetzt hatte sie Telefonsex. Ihr neuer Freund muss über sehr viel Uberzeugungskraft verfügen. Da ich unbedingt mehr darüber erfahren möchte, sehe ich Daniel bittend an. »Ist das okay, wenn ich mich für zehn Minuten verziehe?«, frage ich ihn.
»Du brauchst mich nicht um Erlaubnis zu fragen, du bist der Boss. Geh ruhig.«
War das schon wieder ein Seitenhieb? Nein, das bilde ich mir ein. Schließlich sind Daniel und ich wieder Freunde , schon vergessen?
»Wie oft?«, frage ich leise.
»Fünf ... nein, sechsmal«, antwortet Sasha.
»In welchem Zeitraum?«
»Etwas über acht Stunden.«
»Meine Güte, ich will ja nicht persönlich werden, aber hast du keine Schmerzen beim Gehen?«
»Doch, ganz schlimme«, flüstert sie und verzieht das Gesicht.
Ich habe mir soeben Sashas Sonntag beschreiben lassen. Während ich mich mit vier verschiedenen Fleischsorten und einer großen Auswahl an griechischen Beilagen voll stopfte, wurde Sasha ... äh ... ebenfalls gestopft, sechsmal hintereinander. Ich habe mich zwar Samstagnacht schlimm gehen lassen, aber verglichen mit Sasha komme ich mir so lüstern und verdorben vor wie Minnie Maus.
»Ich kann einfach nicht genug von ihm kriegen«, stößt Sasha rechtfertigend hervor, wobei sie rot wird. »Ben hat mir die Augen geöffnet.«
Nicht nur die Augen, Mädchen.
»Egal, jedenfalls habe ich jetzt Feierabend und gehe gleich zu ihm. Er hat zwar gesagt, dass er momentan viel zu tun hat, aber er will mich unbedingt noch heute Nachmittag sehen.« Sie stößt einen Seufzer aus, und ihr Blick verliert sich in der Ferne. Dann sagt sie: »Das ist wahre Liebe. Und weißt du was? Ich kenne noch nicht einmal seinen Nachnamen!«
Das kommt mir doch bekannt vor, denke ich. Karl, und wie weiter? Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, um Sasha von ihm zu erzählen, und ich will gerade damit anfangen, als Ihre Königliche Hoheit in Babyrosa sich uns nähert.
»Oh, da kommt Jenna«, haucht Sasha bewundernd, wobei sie nahtlos von liebestoll auf ehrfurchtsvoll umschaltet. »Hoffentlich setzt sie sich zu uns.«
Ich hingegen hoffe vielmehr, dass Jenna an uns vorbeirauscht und sich aus dem Fenster stürzt. Stattdessen setzt sie sich tatsächlich zu uns, und ich mache gute Miene zum bösen Spiel.
»Hi, Mädels. Ich muss mal kurz Pause machen. Bin ziemlich geschafft«, sagt sie erschöpft und reißt eine Dose Cola light auf. »Ich kann euch sagen, der Tag hat es in sich. Ich hatte heute ein Gespräch mit den Gurly-Wurlys.«
»Wow«, stößt Sasha ehrfürchtig hervor.
»Mit wem?«, frage ich.
»Das ist eine neue Girl Group. Die Mädchen kommen noch ganz groß raus. Nächste Woche treten sie bei Top of the Pops auf, aber sie haben noch keine Choreografie.«
Gurly-Wurly. Was sagen Sie dazu? Gibt es in den Plattenfirmen vielleicht hoch bezahlte Expertenteams, deren einzige Aufgabe darin besteht, sich völlig alberne, zungenbrecherische Bandnamen auszudenken? Tja, da fallen mir sofort ein paar ein. Wie wäre es mit Ph‘ked? Oder Whanquers? Oder Jysem? Oder Kantsing? Pratz? Wunminitwundas? Und das sind noch längst nicht alle.
»Finden die Proben hier statt?«, frage ich in geschäftsmäßigem Ton, wobei ich sämtliche Gedanken an eine Karriere in der Plattenbranche wieder verdränge. »Die Woche ist nämlich schon ziemlich voll.«
»Ich arbeite nicht mit ihnen. Ich habe abgelehnt.«
»Wow.« (Sasha)
»Ich bin momentan zu stark eingespannt. Ich muss Ms Dynamite wieder in Form bringen, und dann ist da dieses Tänzertreffen und außerdem noch Blaize ... Und meine Kurse
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