Extra scha(r)f
aufrechtzuerhalten.
Okay, mag sein, dass er mir nicht alles erzählte und ich mir die Klammern selbst denken musste, aber hey, schließlich ist Blaize ein Star, und wer möchte schon einen Star hintergehen?
Nachdem Karl mit seinem Geständnis fertig war, blickte er mich an und wartete auf mein Urteil. Darauf war ich nicht vorbereitet. Seine Beichte hatte mir den Wind aus den Segeln genommen, und ich war nicht einmal mehr richtig böse auf ihn. Um ehrlich zu sein, ich kann nicht genau sagen, wie mir zumute war, außer dass ich einen im Tee hatte. Also spielte ich auf Zeit und fragte: »Und, was hast du heute so gemacht?« Ich rechnete mir aus, dass Karl, sollte er sich tatsächlich mit Sasha getroffen haben, mir eine ehrliche Antwort geben würde, nun, da er gerade in der Stimmung war, Geständnisse abzulegen.
»Ich habe an einer Choreografie gearbeitet«, entgegnete er. »Dieser Musikredakteur von Sony hat mich angerufen und gefragt, ob ich eine von diesen neuen Girl Groups für einen Auftritt bei Top of the Pops vorbereiten kann. Der reinste Kindergarten.«
»Heißt diese Girl Group zufällig Gurly-Wurly?«
»Ja, woher weißt du das?«
Ich zog eine Augenbraue hoch und erwiderte: »Ich weiß mehr, als du denkst.«
Er zog ebenfalls eine Augenbraue hoch. »Weißt du auch, wie oft ich an dich denke, wenn du nicht bei mir bist?«
Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich betrunken, und mein Widerstand war ohnehin praktisch dahingeschmolzen, doch als er diese Worte sagte - verdammt ! da hörte ich plötzlich mein Herz laut pochen, die Vögel zwitschern und Engelschöre jubilieren ... Ich musste mich mit aller Gewalt wieder zusammenreißen. Allerdings brannte mir noch eine Frage auf der Seele. Ich holte tief Luft und fragte: »Gibt es noch etwas, das du mir beichten möchtest?«
Ich wünschte mir sehnlichst, die Antwort wäre Nein.
»Nein«, antwortete er bestimmt.
Ich bedachte ihn mit dem skeptischsten Blick, zu dem ich in meinem alkoholisierten Zustand imstande war.
»Was?«, sagte er. »Ich schwöre dir, ich habe dir alles gesagt.«
Der Umstand, dass ich ihm so eine Frage stellen durfte, ohne dass er mich zum Teufel jagte, war ein gutes Zeichen, oder? Bedeutete das, dass wir etwas füreinander empfanden? Oder war ich zu betrunken, um das alles richtig zu deuten? Ich ließ es zu, dass er mir ein weiteres Glas Champagner einschenkte, und dachte noch einmal angestrengt nach. Was für Beweise hatte ich denn? Zum einen dieses Schminktäschchen. Bei Louis Vuitton handelt es sich zwar um eine exklusive Marke, aber Sasha war bestimmt nicht die Einzige, die so ein Täschchen besaß. Wahrscheinlich traf das auf... vermutlich Millionen Frauen zu, wenn man all die gut gemachten Fälschungen berücksichtigt. Wäre ich Polizistin und Karl mein Hauptverdächtiger, würde das Schminktäschchen sicher nicht als Beweis reichen, um ihn zu überführen.
Und dann war da noch sein Nachname. Benjamin. Offensichtlich war es dumm von mir, überhaupt so eine Vermutung anzustellen. Aber um absolute, hundertprozentige Gewissheit zu haben, fragte ich ihn, während er mein Glas erneut auffüllte: »Wirst du eigentlich von irgendjemandem Ben genannt?«
»Wie kommst du denn darauf?«, entgegnete er stirnrunzelnd.
Stimmt . Wie kam ich eigentlich darauf? Schließlich heißt er Karl. Wie konnte ich bloß auf die schwachsinnige Idee verfallen, dass jemand ihn Ben nennen könnte?
Gleich darauf schaltete er auf Angriff. Er setzte sich neben mich und legte den Arm um meine Schulter. Ich kann Ihnen sagen, ich war hin und her gerissen. In meinem Kopf tobte eine heftige Debatte. Ein Teil von mir schrie, Lass nicht zu, dass deine Lust über deinen Verstand triumphiert. Willst du ihm nicht wenigstens die Leviten lesen, weil er dich mit einem Popstar betrügt? Ein anderer Teil von mir sagte, Bleib cool, Mädchen. Schließlich hast du einen anstrengenden Tag hinter dir; und außerdem weißt du doch gar nicht sicher, ob er dich tatsächlich betrügt? Und wiederum ein anderer Teil von mir kicherte vor lauter Beschwipstsein und gurrte Oh, wie schön , während Karl mir zärtlich in den Nacken biss.
Er arbeitete sich an meinem Hals empor zu meinem Mund, und plötzlich fielen mir weitere verdächtige Indizien ein: der Umstand, dass sowohl Karl als auch Ben Profi-Tänzer sind, der Abend, an dem er mir in Jennas Kurs zugesehen hatte und dann plötzlich verschwunden war (vielleicht, weil er Sasha in dem Kurs erspäht hatte?), der ... der ... Ich war mir
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