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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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gefallen wäre. Außerdem ist Samstag, und man muss ja nicht den Arbeitswahn der Amis nachmachen. Vor mir steht das Radler, von dem ich seit der LegaSys träume, und ich genieße die Nachmittagssonne. Nick nennt meine Bude immer Dorint, weil die Gänge des Apartmenthauses mit dunkelrotem Teppich ausgelegt sind, genau wie in den Schlafburgen am Stadtrand. Fand er damals todkomisch, das Wort. Ich mag das Dorint trotzdem. Es ist herrlich anonym und gerade teuer genug, um das schlimmste Volk draußen zu halten - also Leute wie uns, bevor man uns den Job vor die Füße gelegt hat. Anders als Nick bin ich nicht fünf Minuten, nachdem wir den Arbeitsvertrag bei der Datacorp unterschrieben hatten, losgerannt, um meine Studi-Bude zu kündigen. Nein, ich fand, dass eine Veränderung am Tag mehr als genug war. Und so sitze ich weiter schön in 30 Quadratmetern mit meiner Sammlung toter Medien und genieße die Freiheit. Ich muss keinen Rasen mähen, keine Sträucher schneiden und keine der anderen Frondienste erbringen, bei denen sich Nick jedes zweite Wochenende verletzt. Apropos. Er hat sich gerade gemeldet und gefragt, ob ich Lust hätte, heute Abend bei ihm im Garten abzuhängen. Seit er stolzer Besitzer eines Reihenhauses ist, schlägt er das regelmäßig vor, und ich ignoriere es genauso regelmäßig. Heute habe ich ihm zugesagt und fühle mich direkt gut dabei. Warum nicht? Er hat durchblicken lassen, dass wir allein sind, Sabina also nicht auf die Spaßbremse treten kann. Kann er sich gleich mal den schwarzen Kasten angucken. Das Telefon klingelt wieder. Andie ist in der Leitung. Es scheint ein Tag der angenehmen Überraschungen zu werden.
    »Hi«, säuselt sie heiser ins Telefon, »I just got up.«
    Vielen Dank, dass du diese weltbewegende Neuigkeit mit mir teilst. Ich schreie» Thanks for sharinq« in den Hörer und pfeffere ihn so lange gegen die Wand, bis die schwarzen Plastikbrösel über den ganzen Teppich verteilt sind. Zumindest hätte sie es verdient - so lange, wie sie sich nicht gemeldet hat. Aber Andie ist halt eine Göttin, und genau so muss sie auch behandelt werden. Also überziehe ich mein Lübke-Englisch fingerdick mit gespielter Besorgnis und erkundige mich, warum sie denn so heiser sei, ob es ihr auch gut ginge und so weiter. Schon während des Redens fällt mir auf, was für einen unfassbar banalen Scheiß ich ablasse. Es stimmt einfach: Auf Englisch ist man dümmer. Ach, sie sei mit den »graphics guys« gestern Abend aus gewesen, und es sei soooo lustig gewesen, flötet sie in die Leitung. Damit meint sie zwei Schmierlappen, die seit letztem Monat bei der Datacorp dafür zuständig sind, alte Computergrafiken zu konvertieren. Wie schwer kann das wohl sein? Ich hasse sie jetzt schon. Wahrscheinlich ehemalige Agenturfritzen mit Pseudo-Iro, denen John womöglich erlaubt, ihre schwarzen Hemden weiterzutragen. Obwohl ihr erstes Projekt echt cool war, das muss man zugeben: Also, eine Woche, nachdem sie bei der Datacorp angefangen haben, ruft in ihrer Abteilung irgend ein Museum an. Man habe da im Nachlass von Andy Warhol einige Disketten für den Amiga gefunden und frage sich, was da wohl drauf sei, erzählt der Kurator. Die Deppen schauen sich die Sache an und finden zwanzig vom Meister selbst am Rechner handgepixelte Porträts von Marilyn Monroe. In ihrem G5 kloppen sie die Frames zusammen, hauen den passenden Soundtrack drauf - und schon ist eine der ältesten Multimedia-Präsentationen der Weltgeschichte gerettet: You are the one. Diese fünfzehn Minuten Ruhm schlachten sie anscheinend noch heute aus, um Geek-Girls abzuschleppen. Da kann man mal sehen, dass ein Macjob nicht unbedingt ein McJob sein muss. Andie ist mittlerweile aufgewacht und schnattert ohne Punkt und Komma.
    »... and he was, like, you can't be serious!«
    Bla, bla, bla. Dazwischen immer dieses Idioten-Füllwort »like«, Und ich so, und er so, und sie dann - sie klingt wie alle College-Schnepfen aus den Staaten mit ungefähr einer Gehirnzelle. Dabei ist sie nicht doof, sogar ziemlich clever, mit MBA und so. Wir haben sie damals bei unserem ersten Einsatz kennen gelernt, auf dem Weg nach Russland. Sie war dafür zuständig, dass der Jet uns pünktlich nach Moskau bringt. Solche Sachen sind ihr Job: Die Firma, bei der sie arbeitet, heißt Jeppesen International Trip Planning und ist eine Art von Reisebüro, das für die Datacorp Privatflüge organisiert und all das, was man nicht ohne Weiteres im Netz buchen kann. Mittlerweile ist sie

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