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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Plastikstühlen drum herum, die aussehen, als hätte man sie auf der »Mondbasis Alpha Eins« mitgehen lassen. Daneben Bücherregale mit quadratischen Fächern, in denen ordentlich arrangiert einige Kunstbücher lehnen. Die können unmöglich von Nick sein, der liest - wenn überhaupt - nur Handbücher. Sabina dreht sich nochmal um. Nochmal wow. Dann bemerkt sie Johns Laptop unter meinem Arm.
    »Soll ich dir das abnehmen?«
    Was ist, wenn sie ihn fallen lässt? Das Teil ist schließlich superschwer. Unsinn. Vielleicht ist es langsam echt Zeit, mit dem Teeniescheiß aufzuhören.
    »Ja, danke.«
    Ich reiche ihr zügig den Rechner rüber. Sie lächelt und legt ihn extra vorsichtig in eines der Regale. Ihre Fingernägel hat sie auch lackiert, dunkelrot.
    »Nick ist unten im Garten«, sagt sie und fängt richtig an zu strahlen, viel netter, als es ihr peinlicher Gast verdient hätte. Dann streckt sie die Hand rüber.
    »Ich sage schon mal tschüss, dann muss ich euch gleich nicht nochmal stören.«
    Ich gebe ihr die Hand und versuche, sie nicht allzu lange zu schütteln.
    »Ja, tschüss dann.«
    $000A
    Durch die halb offene Terrassentür zieht es kühl rein. Die Luft riecht, wie sie am Ende eines langen Frühsommertages in der Vorstadt riecht: nach Geranien, Grillanzünder und frisch gesprengtem Rasen. Noch ein Blick zurück, nochmal Sabina anschauen; doch sie ist schon wieder weg. In einem Zimmer klirren Gläser oder Parfümfläschchen. Ich gehe hinaus auf die Terrasse. Der Himmel ist dunkelblau, nur hinter dem Hausdach glüht er noch orange nach. Ein Schwarm Mücken spielt in den letzten Sonnenstrahlen, irgendwo lachen Kinder. Von Nick ist nichts zu sehen.
    »Alter?«
    »Bin hier drüben!«, kommt es dumpf aus dem Garten. Ich laufe über die hellbraun geflieste Terrasse und steige drei Stufen zur Rasenfläche runter. Der Garten ist überraschend groß und zieht sich hinten um das ganze Haus herum. Da, wo das Gras aufhört, markieren hohe Tannen die Grenze zum nächsten Grundstück, sodass man das Gefühl hat, auf einer Waldlichtung zu stehen. Um die Ecke erwartet mich Nick mit einer schönen Überraschung. Er hat Gemütlichkeit installiert! Am Rand des Rasens, eingeschlossen zwischen großen Büschen, hat er nebeneinander zwei Holzliegestühle Marke Traumschiff aufgeklappt, dazwischen stehen Bierflaschen und - oh Mann - ein Teelicht. Das dürfte wohl Sabinas Beitrag sein; ich kann ihr Gemecker fast hören: »Ihr könnt doch nicht so im Dunkeln sitzen.«
    Nick steht zur Begrüßung auf.
    »Cool, dass de gekommen bist.«
    Ich schlage zum Bikergruß ein.
    »Kein Therna.«
    Er lächelt breit - und noch breiter, als ich eine Packung Quaxi Fröschli aus meiner Jackentasche fische.
    »Sehr schön«, lobt er. Wie in der guten alten Zeit. Wir lassen uns in die Stühle fallen und prosten uns mit zwei Coronas zu, die fertig geöffnet im taunassen Gras auf uns gewartet haben. Dann ist Nick am Retrozug. Er greift unter seinen Lehnstuhl und zieht einen kleinen Radiorekorder hervor. Aber nicht irgendeinen Radiorekorder, sondern den Radiorekorder: einen Fisher PH855L in Metallic-Rot. Den Ghettoblaster, der gut und gerne fünfzehn Jahre lang den Soundtrack zu unserem Leben geliefert hat. Mit hochgezogener Spock-Augenbraue betätigt er die verchromte Play-Taste.
    »Bereit, den Flux-Kompensator zu starten?«
    »Auf jeden Palll«
    Drums please. Wir müssen beide fett grinsen. Ohne auf die Kassette zu gucken, ist klar, was mit schwarzem Edding draufgekritzelt ist: Chillout '94· Und schon zischt die Zeitmaschine ab. Wir sitzen nicht mehr vor einem Bungalow in der Vorstadt, sondern auf der Wiese vor der Uni, mit genau diesem Ghettoblaster. Und aus seinen schäbigen Boxen klirrt der einzige und ewige und ultimative Sommerhit: »Summertime« von DJ Jazzy Jeff and the Fresh Prince. Here it is the groove slightly transformed just a bit of a break from the norm Okay, an sich undenkbar, einem Saubermann wie Will Smith eine Chance zu geben, zumal, wenn man so hart drauf ist wie wir damals. Verdammt hart also. Außer NWA und 2Pac kam uns nichts in den Ghettoblaster, und 2Pac auch nur, bis er »Dear Mama« rausbrachte und damit zu einer Art Ghetto-Heintje verkam. Solche Gefühlsduseleien passten nicht in unser Leben, das sich - zumindest in unseren Gedanken - eher in South Central als im Süden einer kleinen Stadt in Deutschland abspielte. Think of the summers of the past adjust the bass and let the alpine blast Doch, doch, wir waren zumindest verbal

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