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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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bemerkt meinen Blick.
    »Denkmalschutz, nichts zu machen.«
    Nur am »I« von »Denkmal«, das er leicht unter den Gaumen rutschen lässt, hört man, dass er aus den Staaten kommt. Ansonsten ist sein Deutsch wie immer beschämend perfekt, genau wie seine Kleidung. Da schenken er und Nick sich nichts: Die Bügelfalte seiner schwarze Flanellhose fällt wie mit dem Lot gezogen runter auf seine Penny-Loafer. Obenrum inszeniert er mit einem halb offenen - heute lachsfarbenen - Hemd wieder diese typische Lässigkeit, die in der Firma jeder nachzumachen versucht. Der braune Astronauten-Scheitel sitzt, aber die fast schwarzen Pupillen wandern unruhiger als sonst umher. Sollte der große Meister tatsächlich mal nicht nur in Eile, sondern wirklich gestresst sein? Auf den zweiten Blick wirkt sein Gesicht ungewohnt blass.
    »Ja, erst mal danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Kein Problem«, lüge ich frech. Er macht keine Anstalten, mir den Mantel abzunehmen oder die Garderobe zu zeigen, sondern biegt schnurstracks in das nächste Zimmer ab. Damit dürfte das gemeinsame Teeründchen gegessen sein. Auch in diesem Raum stehen keine Möbel, sondern nur ein Billardtisch, der von einer ganzen Batterie absolut nicht Energie sparenden Glühbirnen ausgeleuchtet wird. Die Szene stinkt so sehr nach alter Zeit, dass man erwartet, gleich käme ein Wehrmachtsoffizier mit Knobelbechern reingestürmt, um eine Generalstabskarte mit kleinen Panzern drauf auszurollen. In der Mitte der abgewetzten grünen Filzebene liegt ein schwarzes Gerät, ungefähr doppelt so groß wie der verhasste Tandy.
    »Well, here we are.«
    Major Tom breitet die Arme aus, als wollte er ein Publikum begrüßen, zieht sie aber schnell wieder zurück, weil er merkt, wie lächerlich die Showbiz-Geste bei ihm aussieht.
    »Anyway, I've got something special for you.«
    Er reicht den Rechner rüber: sieht aus wie zwei Toshiba-Laptops aus den Neunzigern hintereinandergelegt, oder wie eine tragbare elektrische Schreibmaschine der letzten Generation vor dem Aussterben. Dass John sich nicht die Mühe macht, beim Deutsch zu bleiben, zeigt, wie sehr er unter Strom steht. Wie auf ein Stichwort beginnt im angrenzenden Zimmer ein Telefon zu plärren.
    »Sorry.«
    John wirft einen genervten Blick gen Himmel, legt den Kopf etwas schief und biegt um die Ecke. Nach zwanzig Sekunden kommt er zurück, und unser Treffen löst sich - wie alle vorherigen - schnell und in allgemeinem Unbehagen auf. Ich fühle mich wie bestellt und nicht abgeholt; an ihm nagt das schlechte Manager-Gewissen, weil er nicht die Chance genutzt hat, mich richtig kennen zu lernen. Quasi als Entschädigung gibt er sich zum Abschied nochmal kurz Mühe, Deutsch zu sprechen: »Ich rufe Sie morgen wegen der Einzelheiten an.«
    Beim »an« ist er schon zwei Zimmer weiter und kaum noch zu verstehen. Ein unverschämter deutscher Gastgeber hätte hinzugefügt: »Sie finden ja raus.«
    War John jemals nicht in Eile? Ich klemme den Rechner, der bleischwer ist, unter den Mantel und schließe wie ein braves Kind alle Türen hinter mir. Draußen nieselt es jetzt stärker, also heißt es zum Wagen rennen, um nicht nass zu werden. Erst hinter der Autobahnauffahrt gönne ich mir einen langen Blick auf den Kasten, der vor dem Beifahrersitz auf dem Boden liegt. Richtig erkennen kann man ihn nur, wenn beim Überholen die Scheinwerfer des Hintermanns durch den Innenraum streifen. Ansonsten scheint die Oberfläche des Gehäuses das Licht geradezu aufzusaugen. Warum durftest du nicht mit der Post reisen?

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    Major Tom hat natürlich nicht angerufen. So was macht er nie. Wenn überhaupt, überlässt er es seinen Vasallen, Informationen zu verteilen. Die geben dann Befehle durch, die mit einem »John meinte, dass du ...« anfangen. Macht nichts, dass er nicht angerufen hat - im Gegenteil. Wenn er nämlich angerufen hätte, müsste ich mich jetzt mit dem kleinen schwarzen Kasten beschäftigen und könnte nicht auf dem Balkon des Dorint sitzen und ein Radler zischen. Schon nach einer kurzen Inspektion ist mir nämlich die Lust an dem neuen Gadget vergangen: In der Rückseite der Kiste steckt ein Port, in dem weibliche und männliche Stecker gemischt sind; die Sorte habe ich noch nie gesehen. Dafür einen Adapter zu löten würde Ewigkeiten dauern, neue Software für den Datenaustausch zu schreiben erst recht. Von der Stromversorgung mal ganz abgesehen: Bei dem Rechner lag nämlich nicht mal ein Netzkabel dabei - so, als ob er vom Lastwagen

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