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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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»unprofessionell« von mir. Noch bevor ich irgendwas sagen konnte, hatte er auch schon wieder aufgelegt. Eine ganz seltsame Sache. Bis heute verstehe ich nicht, was er wollte. Dürfen die nicht wissen, dass er ein Mensch ist? Doch heute ist er nicht wütend, eher verwirrt. Wie ein Irrer stolpert Nick durch die Dunkelheit, ich immer hinter ihm her, mit den Splittern des Kästchens in der Hand. In schweren Zügen saugt er die Nachtluft ein. Kein Wort, keine Reaktion. Er steckt wieder mal im Zombie-Modus fest. Wenn man ihn da nicht rausholt, macht er noch irgendeinen Quatsch.
    »Hey, wart mal!«
    Keine Antwort.
    »Hallo? Erde an Niklas. «
    Das saß. Er bleibt wie angewurzelt stehen. Immerhin, sein von ihm so gehasster richtiger Vorname kann ihn noch stoppen. Es gibt also Hoffnung, dass er nicht völlig durchgedreht ist.
    »Was?«, pflaumt er rüber.
    »Was war das denn eben bitte?«
    Wir sind mittlerweile auf der Terrasse angekommen. Die Halogen-Flut aus dem Wohnzimmer schwappt bis hierher und strahlt uns wie auf dem Fußballplatz von hinten an. Nick reibt sich die Augen.
    »Ach, weißt du ...«
    Krach! Im Haus fliegt eine Tür zu. Wir drehen uns gleichzeitig um. Vor dem Haus heult ein Motor auf.
    »Sabina?«, frage ich. Nick guckt auf die Uhr.
    »Ist schon seit Ewigkeiten weg.«
    Shit. Einbrecher. Also weg, aber wohin? Am besten in den Garten, genau, zu den Tannen, dann über den Zaun zu den Nachbarn und die Bullen rufen. Ausgerechnet heute liegt das Handy im Auto! Ich renne los. Wird so ein Freak aus dem Merkur-Sektor sein, mit schwarzer Wollmütze über dem Gesicht, der alles tut für einen Schnaps. So ein »Täter« eben, wie sie Ede Zimmermann früher immer präsentierte. Vielleicht auch pervers. Dann müssen wir für den die Seife aufheben, während er die ganze Zeit auf Bayerisch vor sich hinröchelt: »Ih will nur main Sposs, ih will nur main Sposs.«
    Gott, waren die Schauspieler bei »Aktenzeichen XY...ungelöst« schlecht. Vielleicht hat er auch eine Waffe. Nein, niemand hat in Deutschland eine Waffe, das ist ja das einzig Gute hier, außer diesen Schützenfreaks. Das Motorengeräusch vor der Tür ist in der Ferne verschwunden. Scheiß-Ast, Scheiß-Natur! Die Tannennadeln knirschen zwischen den Zähnen, aber ausspucken geht jetzt nicht, zu laut. Wo bleibt Nick bloß? Mann, wegen ihm kriegen die uns noch. Am besten runter auf den Boden und dann hinter den Baumstamm. Über die Spitzen der Grashalme hinweg kann ich Nick erkennen. Er steht immer noch bewegungslos auf der Terrasse, wie auf Droge. Ja - was jetzt? Vielleicht muss er nur irgendwie aufgeweckt werden.
    »Ssst.«
    Wie arm muss das aussehen: Ein Typ, Mitte Dreißig, liegt in einem Beet und zischt vor sich hin. Wie damals beim Luke-Skywalker- gegen-die-Sandleute-Spielen in der Kiesgrube. Es hilft nichts. Ich muss zurück und ihn holen.
    $000D
    Völlig idiotisch, es so drauf ankommen zu lassen. Das passt gar nicht zu ihm - und erst recht nicht zu uns. Wir sind Angsthasen, das war schon immer so. Der Gefahr ins Auge sehen, das überließen wir den Jungs, die regelmäßig zum Direx rein mussten. Wir pflegen das Leben mit gesundem Sicherheitsabstand. Wozu dieses unnötige Heldenposing? Es hilft nicht, also wieder den ganzen Weg zurückkriechen. Den Rasen, die vier Stufen, die Terrasse. Als genug Licht vom Wohnzimmer rüberleuchtet, schaue ich kurz in meine Hand. Wirklich grüne Platinensplitter. Sie haben sich in die Haut gegraben und mit ihren Kanten dunkelrote Punkte hinterlassen. Ich packe Nick an seinem Pullover und reiße ihn zurück ins Dunkel.
    »Mann, lass uns abhauen!«
    Er schiebt meine Hand wie eine lästige Fliege weg und redet in voller Lautstärke weiter, als ob nichts wäre.
    »Hattest du irgendwas dabei - außer den Quaxis?«
    »Komm schon, das sind garantiert Einbrecher und die ...«
    »Hattest du was dabei?«
    Seine Stimme klingt auf einmal so fremd und kalt, als ob sich jemand seine Haut übergezogen hätte und ihn nur als Tarnung benutzt. Und dieser jemand erwartet jetzt eine Antwort.
    »Okay, ja, einen Rechner. John hat ihn mir vorgestern ...«
    »Wo ist er jetzt?«, fährt Nick dazwischen. Ich zeige auf das hell erleuchtete Wohnzimmer.
    »Sabina hat ihn drinnen ins weiße Regal da gelegt.«
    Wortlos marschiert Nick los. Ich versuche nochmal, ihn am Kragen zu packen, doch er reißt sich wieder los und geht rein - einfach so, als ob er sich nur ein neues Corona aus dem Kühlschrank holen wollte. Bitteschön. Ich lasse ihn ziehen und

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