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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Musik, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Es müssen Earth Wind &Fire gewesen sein, ist mir Jahrzehnte später aufgefallen. Mucke, die dir Time-Life heutzutage um zwei Uhr Nachts im Fernsehen aufschwatzt. Und wenn du sofort anrufst, legen sie noch eine beschichtete Pfanne drauf. Schwer verkäufliche Oldies halt - damals waren EWF die Nummer eins in den Charts. Wir rollten also über den Freeway und: Boom. Die Autos! So groß, so anders. Zu der Zeit fuhren ja in Deutschland gerade mal hundert Ami-Schlitten rum, davon zwei außerhalb von St. Pauli. Gelobte vorglobalisierte Zeit. Als wir beim Hotel ankamen, konnte ich meinem Vater alle Marken und Modelle aufzählen. Auf den paar Meilen hatte das Hirn des Grundschülers eine Schwacke-Liste für die Vereinigten Staaten erstellt. Kurz bevor wir wieder zurückmussten, hat mir mein alter Herr am Flughafen noch ein T-Shirt geschenkt - rot, vorne mit einem aufgebügelten Motiv drauf. Eine Corvette mit glitzerrotem Lack. Wrap your ass in fiberglass, stand drunter, in so einer hippiemäßigen Schreibschrift, die aussah, als käme sie von einem Plakat für ein Hendrix-Konzert. Warum das draufstand, ist mir bis heute nicht klar; vielleicht war die Karosserie des Wagens ja aus Fiberglas oder so. Auf jeden Fall eine warme Erinnerung - und das nicht nur, weil man an der Stelle, wo das Gummimotiv vorne draufgepappt war, geschwitzt hat wie Sau. Ich puffe Nick in die Seite und warte, bis er seine Ohrstöpsel raus gezogen hat.
    » Die Seventies waren doch cool, oder?«
    Eine seiner besten Eigenschaften ist, dass er auf solche Sachen immer gerne einsteigt, auch ohne dass man ihm vorher stundenlang den Zusammenhang erklärt hat. Könnte daran liegen, dass es um das Gestern geht. Wenn wir beide von den Siebzigern schwärmen, dann ist das immer eher theoretisch, schließlich haben wir von dem Jahrzehnt ja nur noch die Rücklichter gesehen. So richtig bewusst mitgekriegt haben wir die Welt außerhalb unserer Spielstraße erst, als Kohl rankam. Nick bestätigt natürlich trotzdem meine generelle Einschätzung zu den Siebzigern.
    »Völlig cool«, sagt er und klappt den Bildschirm des Dienstrechners zu, »wo sollen wir anfangen?«
    »Mir kommen die Siebziger immer so mystisch vor. Da hatten die Leute noch Mut zum Abgedrehten.«
    »Allerdings.«
    Er reibt sich über seine Stirn, die schon nach den paar Minuten Flugzeugluft glänzt wie sonst nur seine Anzugschuhe.
    »Kennst du die Folge von Mondbasis Alpha Eins, wo der Mond gegen einen anderen Planeten stoßen soll?«
    »Erinnere mich dunkel.«
    Vor ein paar Jahren hatte die Serie mal ein kurzes Revival, 1999 natürlich, denn die Serie hieß im Original ja »Space 1999«.
    Da haben wir uns alle Folgen nochmal reingekloppt. Nick steigt lustvoll in sein - absolut nicht interaktives - Referat ein: »Also. Der Mond mit Mondbasis drauf rast auf einen fremden Planeten zu, und wie üblich steht die Apokalypse ins Haus. Nur Commander Koenig bleibt cool: Dem hat irgendein Alien, der aussieht wie eine alte Frau, geflüstert, dass alles gut wird, solange die Alphaner nur an ihr Überleben glauben. Und siehe da: In der Sekunde, in der die fatale Kollision passieren soll, verschwindet der todbringende Himmelskörper einfach vom Schirm. Zack. Mal kurz mit der Macht der Suggestion dreihundert Leute gerettet. Solches Zeugs wird heute nicht mehr gebaut. Selbst Mulder und Scully jagen keinen Aliens mehr hinterher, sondern russischen Möchtegern-Frankensteins. Das nur nebenher. Der Punkt ist, dass die in den Seventies noch Mut zur Fantasie hatten!«
    »Genau: zum Beispiel bei Nummer 6, wo der Typ in diesem Kurort gefangen gehalten wird und die Roboter, die alle bewachen, wie weiße Gymnastikbälle aussehen. Weißt du noch? Sobald jemand flüchtete, sind sie hinterher gekugelt, haben sich aufs Gesicht gesaugt und denjenigen erstickt. Fantasie halt.«
    »Da kann man natürlich noch viel mehr aufzählen - Dark Star, Phase VI, Die Delegation ... Die haben sich getraut, mal was Neues auszuprobieren.«
    Witzig, dass gerade er das sagt - der erbitterte Feind von allem Neuen. Aber stimmt schon, die Seventies waren wohl so eine Art von kollektiver Experimentierphase. Schön war das allerdings nicht immer.
    »In manchen Punkten haben sie es in den Siebzigern mit den Experimenten aber auch übertrieben«, bremse ich Nick ab.
    »Irgendwann zum Beispiel, mitten in der Pubertät, habe ich bei meinem Dad im Schrank ein Buch gefunden, das Liebe zu Viert hieß. Schauder. Da

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