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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Acht Jahre zuvor hatte sich der Chaos Computer Club selbst 135000 D-Mark per BTX überwiesen, dann kam Windows 1.0, der KGB-Hack und so weiter. Nicht, dass wir mit all diesen Sachen irgendwas zu tun hatten, aber die Schlagzeilen verkündeten in unseren Ohren nur eines: Jetzt seid ihr dran. Warum auch nicht? Uns gehorchte das neue Medium aufs Wort, wir kannten die Tricks und Kniffe, hatten uns die Maschine untertan gemacht. Auf den Jahrgang Wirtschaftswunder musste das wie Magie wirken. Und auch wenn wir uns das Label niemals angeheftet hätten, waren wir diese Computerkids, über die das Establishment einerseits nur die Köpfe schüttelte, die es andererseits aber bewunderte. Eigentlich hätte uns die Zukunft zugestanden. Boom, mit einem ohrenbetäubenden Knall haut eine Boeing auf der Landebahn die Schubumkehr rein. Okay - Materialcheck. Meine spärliche Abenteuerausrüstung liegt ausgebreitet auf dem Bett: Timberland-Stiefel, die Klassiker aus gelbem Leder, überstehen unverwüstlich jeden Aufstieg, solange er nicht steiler ist als die Treppe zwischen der Bibliothek und dem Seminar der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Außerdem zwei Flanellhemden von Wal-Mart, übereinander fast so warm wie ein Pullover. Darüber eine Cordjacke. innen leicht gefüttert und - mein Zugeständnis an Grönland - ein Regencape zum Zusammenfalten, soeben gekauft im Flughafen. Greenland I sagt zwar für morgen gutes Wetter voraus, aber sicher ist sicher. Dann noch der Kleinkram: Kamera, Leatherman und, ebenfalls gerade erstanden, ein kleiner Wanderkompass. Mein Blick schweift über das erbärmliche Häufchen. Keine Frage, meiner Karriere als tragische Randnotiz im Kangerlussuaq Daily steht nichts mehr im Weg, oder wie die Dorfzeitung hier auch heißen mag, in der Kurzberichte über vermisste Touristen stehen. Gerne würde ich mir jetzt schwarze Streifen unter die Augen malen, den Raketenwerfer schultern und das Jagdmesser in die Wadenhalterung stecken, wie es die Stallones und Schwarzeneggers früher immer gemacht haben - zum Klang dramatischer Paukenschläge aus dem Hintergrund. Doch das einzige Geräusch sind die nie verstummenden Jet-Turbinen. Ich sehe Nick geradezu vor mir, wie er in seiner Spack-Manier die linke Augenbraue hochzieht, als wolle er sagen: Damit willst du zum Rand des Polareises wandern? Alter, bist du irre ... Und wofür das Ganze überhaupt? Auf der Suche nach einer Rechtfertigung gehe ich die ganze Geschichte noch einmal von vorne durch, völlig nüchtern betrachtet: Die verschlüsselte Botschaft in Raid over Moscow - wahrscheinlich ein Crackerscherz. Das Gleiche gilt für die Cartridge aus Alamogordo, obwohl es schon merkwürdig ist, dass die gleichen Jungs zwei Spiele knacken, die zeitlich so weit auseinanderliegen, und dass das E. T.-Modul anscheinend ein Original war. Gab es bei Atari einen Maulwurf, der Code in Neuware eingeschleust hat? Aber gut, Nick, bis dahin könnte alles vielleicht ein Zufall gewesen sein. Doch dann werden die Ereignisse zunehmend auffällig: das real existierende Büro der Datacorp in Sunnyvale, der strategisch platzierte Karton, die unbeobachtete Sekunde, der GPS-Tracker unter unserer Haube? Hier fängt Ihre logische Erklärung aber gewaltig an zu bröckeln, Agent Scully. Und schließlich der ultimative Beweis, der rauchende Colt in der Hand des Täters: die geheime Landestelle in Moonlander. Bis zu diesem Punkt hätte ein Skeptiker noch argumentieren können, dass die Herren von der Datacorp in aller Eile wohl einen ihrer Umzugskartons vergessen haben, in dem halt noch ein altes Papiertape lag. Aber nur bis dahin. Die Smoking Gun liegt nämlich darin, wie das Programm die Koordinaten der verborgenen Basis angegeben hat: 67 Grad 5,48 Minuten Nord - fünf Komma vier acht Minuten. Bis in die Achtzigerjahre wurden geografische Positionen eigentlich immer in glatten Minutenzahlen angegeben und - wenn nötig - zusätzlich Angaben in Sekunden gemacht; die Minuten mit Nachkommastelle aufzulisten ist dagegen typisch für eine moderne Satellitennavigation. Doch das amerikanische Navstar-System, Vater von GPS, wurde erst 1995 offiziell aktiviert, also zu einem Zeitpunkt, als Floppys und Festplatten längst Lochstreifen ersetzt hatten. Das wiederum bedeutet, irgendjemand hat das vermeintlich alte Band in den Neunzigerjahren hergestellt. Aber wer sollte so ein vermeintliches Relikt faken, und vor allem warum? Irgendwie will die Autosuggestion nicht richtig wirken. Eine zweite Dose Tuborg

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