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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Autoren: Norman Bücher
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will nur noch alleine sein. Ich setze mich auf den warmen Stein an die Uferpromenade und starre auf das Wasser. Alles erscheint mir so sinnlos. „Warum?“, frage ich mich.
    Noch Tage und Wochen später bin ich geknickt, wenn ich an den Venedig Marathon denke. Doch dann steigt neuer Mut in mir auf und ich sage mir: „Okay, einmal ist keinmal. Das kann passieren. Ich will es wieder versuchen und dieses Mal schaffe ich es.“ Für den zweiten Anlauf habe ich mir den Paris Marathon im April 2003 ausgesucht. Und für dieses Rennen trainierte ich noch härter, noch länger und noch intensiver als für den Venedig Marathon. Meine Welt drehte sich in dieser Zeit nur um den Paris Marathon. Alle anderen Lebensbereiche blendete ich fast vollständig aus. Und auch beim Paris Marathon schaffte ich es nicht, unter drei Stunden zu bleiben. Am Ende stand eine Zeit von 3 Stunden, 9 Minuten und 15 Sekunden auf meiner Urkunde. Und ich probierte es wieder und startete ein halbes Jahr später beim Köln Marathon. Doch auch bei meinem dritten Versuch blieb mir das Ziel, einen Marathon unter drei Stunden zu laufen, verwehrt. Mit einer Zeit von 3 Stunden, 17 Minuten und 44 Sekunden lag ich um Welten über der selbst gesetzten Grenze.
    Was sollte ich jetzt machen? Meine Laufschuhe an den Nagel hängen? Wieder mit dem Fußballspielen anfangen? Überhaupt keinen Sport mehr treiben? Es musste weitergehen. Nach dem Köln Marathon bin ich zunächst für ein Jahr nach Australien gegangen (allerdings nicht wegen der unerreichten Marathonziele) und habe dadurch ein wenig Abstand zum Laufen und zu den Erlebnissen bei meinen Marathonläufen gefunden. Ich habe während dieses Jahres in Down Under keinen einzigen Wettkampf bestritten, aber immer wieder über das Laufen, meine Wettkämpfe und über meine zukünftigen Ziele nachgedacht. Dabei kam mir auch immer wieder der Gedanke, bei Ultramarathonläufen zu starten, in den Sinn. Zum damaligen Zeitpunkt, Ende 2003, hatte ich erst an zwei Ultramarathons teilgenommen: beim 100-Kilometer-Lauf in Biel und beim Fidelitas Nachtlauf über achtzig Kilometer in Karlsruhe. Bei beiden Läufen hatte ich gemischte Gefühle, doch irgendwie zogen mich diese Strecken auch magisch an. Mit Marathon assoziierte ich Frust, Enttäuschung und Scheitern. Mit Ultramarathon hingegen verband ich Faszination, Begeisterung, Herausforderung und Naturerlebnisse. Durch mein Scheitern beim Ziel „Marathon unter drei Stunden“ schloss sich für mich dieses Kapitel und es ging gleichzeitig ein neues auf: „Ultramarathon“. Und erst dort stellten sich für mich nach und nach der Erfolg und auch die Zufriedenheit ein. Doch dieser Weg, den ich als Ultramarathonläufer gegangen bin und immer noch gehe, ist nur durch die Rückschläge im Marathon möglich geworden. Weil ich damals unbedingt weitermachen wollte, einen langen Atem bewies und mir neue läuferische Ziele suchte, habe ich schließlich „meine Disziplin“, die ganz langen Strecken, gefunden, die zu mir und meinen persönlichen Stärken passen.
    Was ich in meiner Laufkarriere gelernt habe, ist, dass es keinen schnellen Erfolg gibt. Auf dem Weg zum Ziel kommen Rückschläge, Hindernisse und Hürden einfach vor. Und das erfordert Ausdauer und Durchhaltevermögen. Diese beiden Eigenschaften sind für mich die wesentlichen, wenn es um persönlichen Erfolg geht. Als ich mir vor Kurzem wieder einmal das Höhenprofil des Ultra-Trail Mont Blanc angesehen habe, stellte ich fest, dass dieses Profil doch auch unser Leben symbolisiert. Das Profil dieses extremen Berglaufs über 166 Kilometer, 9.400 Höhenmeter und zehn alpine Bergpässe spiegelt unser Leben wider. Denn auch dieses verläuft nicht auf einer ebenen, geraden Strecke wie bei einem Citymarathon. Es geht immer wieder auf und ab und es wechseln sich Hochs und Tiefs ab. Zunächst gilt es, überhaupt einmal zu starten, anzufangen und die ersten Schritte zurückzulegen. Zu Beginn hat man häufig noch die Begeisterung und die Leidenschaft in sich. Alles scheint einfach zu sein und wie von selbst zu laufen. Doch auf dem weiteren Weg treten dann die ersten schwierigen Situationen auf. Hürden und Hindernisse kommen, die einen auf die Probe stellen: brutale Anstiege, das Laufen bei Nacht, die eisige Kälte, die Müdigkeit oder die steilen Abstiege. Im Alltagsleben können solche Hindernisse schwierige Telefonate, wichtige Präsentationen, entscheidende Spiele oder schwerwiegende Verletzungen und Krankheiten darstellen. An
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