Extrem laut und unglaublich nah
DICH! MACH’S GUT ! ICH LIEBE DICH !
»Oma? Over.« »Ja, mein Schatz? Over.« »Wenn Opa so toll war, warum ist er dann gegangen? Over.« Sie trat zurück und ver schwand in ihrer Wohnung. »Er wollte nicht gehen. Er musste gehen. Over.« »Aber warum musste er gehen? Over.« »Ich weiß nicht. Over.« »Bist du nicht wütend deswegen? Over.« »Weil er gegangen ist? Over.« »Weil du nicht weißt, warum. Over.« »Nein. Over.« »Traurig? Over.« »Natürlich. Over.« »Warte kurz«, sagte ich, und ich rannte zu meiner Ausrüstung und schnappte mir Opas Kamera. Ich nahm sie mit zu meinem Fenster und machte ein Foto von Omas Fenster. Das Blitzlicht erhellte die zwischen uns liegende Straße.
10. Walt
9. Lindy
8. Alicia
Oma sagte: »Ich kann nur hoffen, dass du niemals jemanden mehr liebst, als ich dich liebe. Over.«
7. Farley
6. The Minch/Toothpaste (gleichauf)
5. Stan
Ich hörte, wie sie mir eine Kusshand zuwarf.
4. Buckminster
3. Mom
Ich warf ihr eine Kusshand zurück.
2. Oma
»Over und Ende«, sagte einer von uns.
1. Dad
Wir brauchen viel größere Hosentaschen, dachte ich, als ich im Bett lag und die Minuten herunterzählte, die ein normaler Mensch zum Einschlafen braucht. Wir brauchen riesengro ße Hosentaschen, Hosentaschen für die ganze Familie und alle Freunde und auch die Menschen, die nicht auf unserer Liste stehen, Menschen, denen wir nie begegnet sind, die wir aber trotzdem beschützen wollen. Wir brauchen Hosentaschen für Stadtbezirke, ja für ganze Städte, eine Hosentasche, in die die ganze Erde passt.
Acht Minuten und zweiunddreißig Sekunden …
Aber ich wusste natürlich, dass es keine so riesengroßen Ho sentaschen geben konnte und dass am Ende jeder alles verliert. Das konnte keine Erfindung verhindern, und deshalb kam ich mir in dieser Nacht wie die Schildkröte vor und hatte das Ge fühl, dass im Universum alles übereinander gestapelt ist.
Einundzwanzig Minuten und elf Sekunden …
Was den Schlüssel betraf, so hatte ich ihn neben meinem Haustürschlüssel am Band befestigt und trug ihn wie einen Anhänger um den Hals.
Was mich betraf, so lag ich stundenlang wach. Buckminster rollte sich neben mir zusammen, und um nicht zu viel zu grü beln, konjugierte ich eine Weile.
Je suis
Tu es
Il/elleest
Nous sommes
Vous êtes
Ils/elles sont
Je suis
Tu es
Il/elle est
Nous
Als ich mitten in der Nacht erwachte, lagen Buckminsters Pfoten auf meinen Augenlidern. Er hatte offenbar gespürt, dass ich Albträume hatte.
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MEINE GEFÜHLE
12. September 2003
Lieber Oskar,
diese Zeilen schreibe ich dir vom Flughafen.
Ich habe dir so viel zu sagen. Ich möchte ganz am Anfang beginnen, denn das hast du verdient. Ich möchte dir alles er zählen, ohne irgendetwas auszulassen. Aber wo liegt der An fang? Und was ist alles?
Inzwischen bin ich eine alte Frau, aber ich war einmal ein Mädchen. Wirklich. Ich war ein Mädchen, so wie du ein Junge bist. Zu Hause bestand eine meiner Pflichten darin, die Post hereinzuholen. Eines Tages lag ein Brief an uns im Kasten. Er war an kein bestimmtes Familienmitglied adres siert. Vielleicht ist er ja für mich, dachte ich. Ich öffnete ihn. Ein Zensor hatte im Text zahlreiche Wörter unkennt lich gemacht.
14. Januar 1921
An den Empfänger dieses Briefes:
Ich heiße XXXXXXXXX XXXXXXXXXX , und ich bin XXXXXXXX im türkischen Arbeitslager XXXXXX , Block XXX . Ich weiß, dass ich froh sein kann, noch am Leben und XXXXXXX zu sein. Ich habe beschlossen, Ihnen zu schrei ben, obwohl ich Sie nicht kenne. Meine Eltern XXXXXXX XXXXXX XXXXX . Meine Brüder und Schwestern XXX XXXXXXXXXXXX , der hauptsächliche XXXXXX XX XXXXX XXXXXXXXXX ! Seit ich hier bin, habe ich jeden Tag XXXXX XXX XXXXXX XXXXXX geschrieben. Ich tausche Brot gegen Briefmarken, habe aber noch nie eine Antwort bekommen. Manchmal tröstet mich der Gedanke, dass sie die Briefe, die wir schreiben, nicht aufgeben. XXXX XXX XXXXXXXX oder wenigstens XXXXX ? XXXX XXXX in meinem ganzen XXXXXX XXXX XXXXXXX . XXX XXX XX XXXXX , und XXXXX XX XXXXX XX XXX , ohne je XXX XX XXXXXX , XXX XXXXXXXX XXX XXXXX Albtraum?
XXX XXXX XXX XXXX XXXXX ! XXXXX XX XXX XX XXX XX XXXX , mir ein paar Worte zu schreiben. Sie können nicht ahnen, wie wichtig mir das wäre. Viele der XXXXXXXXXX haben Post bekommen, deshalb weiß ich, dass XXX XXXXXXXX XXXXXXXXXX . Nennen Sie mir nicht nur Ihren Namen, sondern tun Sie bitte auch ein Foto mit in den Umschlag. Tun Sie alles mit hinein.
Voller
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