Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
ist nie hier gewesen, und wir haben ihr nie davon erzählt.«
    »Ein Teil von ihr ist damals hier gewesen, wenn auch nur kurz.«
    Der Teil, der sich in den Burdettes manifestiert hatte.
    »Die Burdettes sind mitten auf der Hauptstraße aufgetaucht, und dazu noch auf Pferden. Sie haben die anderen Ecken der Stadt gar nicht gesehen. Nein, Colin, wir sind hier, weil wir es wollen, und nicht, weil es Mutters Geschichte ist.«
    »Bist du dir sicher?«
    Danny zögerte einen Moment lang. Dann sagte er: »Ja.«
    »Wirklich?«
    »Erinnerst du dich an die Geschichte, in der du das Spinnentier warst?«
    Colin nickte.
    »Ich habe damals gewusst, dass du es bist, weil ich es einfach gewusst habe, als ich dich gerochen habe. Genauso weiß ich jetzt, dass dies hier unsere Geschichte ist und niemals ihre. Ja, ich bin mir sicher. Ich weiß es einfach. Es muss noch etwas anderes da draußen sein, das alle diese Dinge lenkt.«
    »Aber was?«
    Livia fragte: »Oder wer?«
    Und Danny, der die Gitarre weggelegt hatte, grummelte: »Wie schaffe ich es, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?«
    »Es gibt einen Weg«, sagte Livia und lächelte, wie sie es damals getan hatte, als sie zum allerersten Mal den Oliventrick beherrscht hatte. Dann erklärte sie den beiden, was sie meinte. Es dauerte lange, bis sie alles gesagt hatte.
    Und endlich, endlich hatten sie einen Plan.
    Manchmal geht das Leben seltsame Wege, und viele Dinge, die man zu wissen glaubte, erweisen sich als Trugbilder.
    »Der Trick mit den Oliven war eigentlich ganz einfach«, sagte Livia am Feuer, »man musste nämlich nicht, wie ich anfangs immer dachte, mit der Olive den Mund treffen, sondern mit dem Mund nach der Olive schnappen.«
    Das, dachte Colin Darcy, war in der Tat ein Unterschied, den es nicht zu unterschätzen galt.
    Dann hatte Livia etwas erzählt, was ihnen förmlich den Atem raubte, und Colin war nicht ganz schlau aus der Sache geworden, weil er sich nicht erklären konnte, wie, in aller Welt, Livia in den Besitz des Wissens, das sie ihnen präsentierte, gekommen war. Er wusste nicht, warum sie es ihm nicht schon vorher gesagt hatte.
    »Ich musste abwarten, wie sich die Dinge entwickeln«, sagte sie nur. »Ich war mir einfach nicht sicher.«
    »Bist du es denn jetzt?«
    »Nein, aber es ist den Versuch wert, oder?!«
    Dass es das war, darin waren sich alle einig.
    »Du musst mir vertrauen«, sagte sie.
    »Woher weißt du das alles?«
    »Colin!« Sie ergriff seine Hände, beide. »Ich weiß es eben. Ich kann dir nicht sagen, woher. Nicht jetzt, nicht hier, bitte. Du musst mir jetzt vertrauen, dann wird alles gut.« Ihre Augen waren dunkle Seen, in denen Sonne und Mond gleichzeitig schwimmen konnten. »Bitte, Colin, es geht nicht anders.« Fast war die Frage ein Flehen. »Vertraust du Colin, der dabei war, in diesen Seen zu ertrinken, sagte nur: »Ja, das tue ich.«
    Sie lächelte. »Dann wissen wir, was zu tun ist, nicht wahr?« Eigentlich war es keine Frage.
    »Wenn Madame Redgrave mitspielt«, gab Danny zu bedenken.
    »Sie wird mitspielen.« Livia war guter Dinge. »Sie hat zwar nichts zu verlieren, dafür aber alles zu gewinnen. Und sie wird wissen, dass wir sie nicht betrügen.« Sie betrachtete die Wabe auf der Haut ihres Arms. »Derentwegen.«
    Das sah Danny ein.
    »Aber wie kommt ihr nach Culzean Castle?«
    »Mit dem Auto«, sagte Colin.
    Doch Livia schüttelte heftig den Kopf. »Nein, es muss schneller gehen.« Sie dachte nach. »Madame Redgrave hat gesagt, dass wir, egal wo wir sind, nach dem Mond Ausschau halten sollen. Wir sollten keine Zeit verlieren.«
    Colin und Danny sahen sich fast gleichzeitig an und sagten, noch viel gleichzeitiger: »Die Mondmoore.«
    Livia schaute auf. »Die Mondmoore?« Allein der Name hörte sich an, als entstamme er einem Roman von Edgar Wallace, Wilkie Collins oder Horace Walpole. »Was, in aller Welt, sind denn die Mondmoore?«
    »Es ist die Gegend im Kirkolm-Canyon«, erklärte Danny. »Es ist dort, wo wir als Kinder nie hingegangen sind, weil wir Angst vor den klagenden Stimmen im Wind hatten.«
    »Ist es gefährlich?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Colin sagte: »Wir hatten immer Angst vor den Mondmooren. Wir waren Kinder.«
    »Woher haben sie ihren Namen?«
    »Das Wasser ist hell, und es schimmert so kalt und weiß, als habe sich das Mondlicht darin gefangen.«
    »Woher wisst ihr das?«, hakte sie nach. »Ihr seid doch noch nie da gewesen.«
    »Wir stellen es uns so vor, weil es zu dem Namen passt«, gab Danny zur

Weitere Kostenlose Bücher