Fabula
entfernen lassen.
Dann hatte er ihn mit allerlei seltsamen Tieren gefüllt. Denn nicht ein einziger exotischer Fisch schwamm in dem Behältnis herum, nein, es gab keinen einzigen bunten Fisch, keine Seeanemonen, keine Clownfische und auch keine Seepferdchen, nichts dergleichen, denn Archibald Darcy hatte es sich stattdessen zum Ziel gesetzt, dort drinnen ein Abbild der schottischen Gewässer zu erschaffen.
»Wie besessen war er von diesem Gedanken gewesen«, erinnerte sich Colin.
Das neue Aquarium, das eine Länge von fünf Metern sein Eigen nennen durfte und breiter als ein Meter war, war zweigeteilt. Aus dem Wasser erhob sich ein Uferbereich, der so bepflanzt war wie die Ufer an den Gewässern, an denen Archibald Darcy normalerweise mit seinen Söhnen zu wandern pflegte. Dort lebten zwei Seefrösche, zwei Streifenmolche, ein schüchterner Fadenmolch und eine dicke fette Kreuzkröte, die sich kaum regte und immer nur dämlich an der Glasscheibe hockte. Im Wasser tummelten sich Äschen, Plötzen, eine Horde Saiblinge und ein Schelly. Auf einen Hecht hatte Archibald Darcy verzichten müssen. Wenn die Fische gewachsen waren, dann nahm er sie aus dem Becken heraus und setzte sie irgendwo, meist nahe Lochnaw, aus.
Ja, Archibald Darcy liebte sein Aquarium, und Helen Darcy hasste es. Wenn Archibald Darcy auf Geschäftsreise war, dann kümmerte sich Miss Robinson um die Fische und das andere Getier, fütterte es, kontrollierte die Pumpe und den Wasserlilter, schaltete die Wärmelampen morgens ein und mittags aus.
Aber Helen Darcy, und nur darauf kam es an, hasste das Aquarium.
Keine gute Ausgangssituation, das merkten die Kinder schon ziemlich früh.
Colins und Dannys Vater konnte wirklich stundenlang vor dem Aquarium sitzen und den Fischen und Amphibien darin zuschauen. Und es sah nicht einmal schön aus, dafür aber wirklich echt. Das Wasser war manchmal klar, doch meistens so trüb wie das Wasser in den richtigen Bächen. Trotzdem schien es Archibald Darcy zu genießen, die Lebewesen in seiner kleinen Welt im Arbeitszimmer zu beobachten.
»Manchmal«, so Colin, »sah es sogar so aus, als würde er mit ihnen reden.«
Nun denn, um eben jenes Aquarium war, und das nicht zum ersten Mal, ein Streit entflammt, dessen Ursprung Danny nicht kannte. Er hatte nur die lauten Worte seiner Eltern vernommen und folgerichtig daraus geschlossen, dass dicke Luft herrschte.
»Sie will es ihm wegnehmen«, sagte Danny. »Ich glaube, darum geht es.«
»Er ist ein erwachsener Mann«, meinte Colin. »Sie kann es ihm nicht einfach wegnehmen.«
Die beiden sahen einander an.
Archibald Darcy, das hatten seine Söhne erkannt, widersetzte sich seiner Frau nur selten. Beide Jungen wussten, dass ihre Mutter es ihm wegnehmen konnte, wenn sie wollte. Doch manchmal, so wie heute, leistete Archibald Darcy Gegenwehr. Was nichts Gutes bedeutete, da irgendjemand die üble Laune Helens Darcys ernten würde.
»Papa ist wütend. Er schreit sie die ganze Zeit an, es ist furchtbar.«
Dabei war Archibald Darcy ein gutmütiger und ruhiger Mann, der den ganzen Tag über seinen Geschäften nachging, mit Kunden telefonierte oder in seinem Laden in Stranraer war.
»Weißt du noch, als ich den Fisch beerdigt habe?«
»Wie könnte ich das vergessen?«
Vor knapp einem Jahr hatte Danny einen Butterfisch mit dem Handnetz gefangen. Er hatte das seinem Vater abgeschaut, der manchmal etwas sehr Ähnliches tat und die gefangenen Fische dann über die Toilette entsorgte. Der Butterfisch hatte die ganze Zeit über unruhig gezappelt und war schließlich aus dem Netz auf den Boden gehüpft, wo er, sich krümmend, gelegen hatte. Danny, der es nicht übers Herz brachte, den glitschigen Butterfisch mit den Händen anzufassen, hatte eine Wäscheklammer zu Hilfe genommen. Nach einigem Hin und Her landete der Butterfisch jedenfalls in der Toilette und wurde rauschend ins nächste Butterfischleben gespült.
Archibald Darcy war entsetzt, als er den Butterfisch vermisste. Er war ein sorgfältiger Aquariumsbesitzer, und er bemerkte sofort, wenn einer der Fische fehlte.
Trotzdem war er nicht böse gewesen, nur traurig. Und erst recht hatte er Danny nicht bestraft. Er hatte mit seinem Sohn geredet und ihm erklärt, dass es keine besonders gute Idee sei, noch lebende Fische die Toilette hinunterzuspülen. So etwas tue man nur mit toten Fischen.
Danny hatte es zur Kenntnis genommen. Seitdem war kein Fisch mehr diesen Weg gegangen.
Helen Darcy hingegen, das wussten beide,
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