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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Colin fragte sich, ob es überhaupt so viele Bienen in den Rhinns of Galloway gab ...
    Und dann fiel es ihm ein: der Feuerlöscherl Ja, das könnte funktionieren.
    Wenn er die kleinen Mistviecher in Schaum einhüllte, dann würden sie ersticken und, mit ein wenig Glück, niemanden stechen, bevor sie gestorben waren.
    Gemäß den offiziellen Brandschutzbestimmungen musste sich draußen auf dem Korridor ein Feuerlöscher befinden. Jetzt konnte er nur hoffen, dass die Ancient Mariner 's Lodge c ine in dieser Hinsicht vorbildlich geführte Pension war.
    Ja, das könnte die Lösung sein, die einzige, letzte, verzweifelte Lösung.
    Seine Furcht wurde im Zaum gehalten, auf einmal.
    Und jetzt, da er einen Plan hatte, setzte sich Colin Darcy in Bewegung und stürmte schnell zur Tür. Der Schaum, das sagte er sich vor, als sei es ein Mantra, sollte diese Bienen vorerst außer Gefecht setzen, ja, so würde es funktionieren.
    Genau so!
    Colin Darcy riss die Tür mit einem Ruck auf und sah sich einer Wand aus Bienen gegenüber.
    Er taumelte zurück, und sein Verstand versuchte zu fassen, was er da sah.
    Nein, das war unmöglich!
    Unmöglich!
    Der gesamte Korridor vor dem Zimmer war voll von ihnen. Ihr lautes Summen war ein tosendes Geräusch, vergleichbar mit einem Wasserfall, der über einen hereinzustürzen droht. Sie schwebten in der Luft wie winzige Geschosse, die nur darauf warteten, abgefeuert zu werden. Alles war voll mit ihnen. Er sah sich einer Bienenwelt gegenüber, in der es brummte und summte. Der Wind, den die winzigen Flügel verursachten, schlug ihm ins Gesicht.
    Herrje, ich kann ihn spüren.
    Sie sind so klein, und ich kann ihre Flügel spüren, mitten im Gesicht!
    »Was ...?«
    Eine hochgewachsene Frau in hellem Kostüm und breitkrempigem Hut stand inmitten der Bienen, und einen Augenblick lang glaubte Colin, gesehen zu haben, dass ihr einige der Bienen aus dem Mund gekrabbelt kamen. Aber das konnte ja nur ein Irrtum gewesen sein.
    Ich träume.
    Ja, nur das konnte es sein.
    Colin kam sich vor, als sei er schon wieder in eine der Geschichten hineingeraten, die seine Mutter zu erzählen pflegte, wenn sie ihn bestrafen wollte. Und einen bangen Augenblick lang fragte er sich, ob sie wieder da war.
    Konnte das sein?
    War Helen Darcy nie wirklich fort gewesen? War dies alles nur eine Falle gewesen? Für Danny? Für ihn? Eine Rache dafür, dass sie fortgegangen und ihre einzige Mutter allein in Ravenscraig zurückgelassen hatten?
    Nein, nein.
    Nein!
    Das hier ist etwas anderes.
    Die Frau in Weiß betrachtete ihn. Colin hatte sie nie zuvor gesehen.
    Kleine Bienen saßen ihr ruhig auf der Schulter, andere zappelten in ihrem Haar, das grau war und lang und das ihr in sanften Wellen über den Rücken fiel.
    »Mr. Colin Darcy?«, fragte sie, als sei es das Normalste auf der Welt, in dieser Bienenwolke zu stehen. Ihre Stimme klang rauchig und fordernd. Sie war mit Sicherheit niemand, mit dem man spaßen konnte, das spürte Colin bereits im allerersten Augenblick.
    Wie angewurzelt stand er da. Langsam begann er zu verstehen, dass das hier die Wirklichkeit war. Das, was er sah, das geschah wirklich, in genau diesem Augenblick.
    Du bist mittendrin!
    Akzeptiere es einfach!
    Nun gut.
    Es war also die Wirklichkeit.
    Aber warum?
    Das war die große Frage.
    Auf die er, nebenbei bemerkt, keine Antwort erhielt.
    Die surrenden Bienen waren jetzt hier, wo immer sie auch vorher gewesen sein mochten. Sie waren überall in dem Korridor und bedeckten die arme Livia, und es kamen immer noch neue herbei, von woher auch immer. Dies war genau das, was gerade passierte, und da Menschen, die in seltsame Situationen geraten, über die Fähigkeit zu verfügen scheinen, diese außergewöhnlichen Dinge als Wahrheiten zu erkennen, dauerte es nur ein paar Atemzüge, und Colin Darcy akzeptierte, dass er hier war, zusammen mit Hunderten von Bienen und einer seltsamen Frau in Weiß, die ihn ganz offenbar kannte und seinetwegen hierhergekommen war.
    »Sie sehen ein wenig verwirrt aus«, sagte die Frau in Weiß, die irgendwie strahlend wirkte, als trüge sie den Sonnenschein, verborgen und versteckt, in den Augen. Hinter der Frau, die er an einem anderen Ort und ohne all die Bienen um sie herum, als ältere Dame bezeichnet hätte, erhob sich eine Wand aus Bienen, die immer dichter und immer noch dichter wurde, selbst dann noch, als er dachte, sie könnte unmöglich noch dichter werden. Das Brummen im Korridor und hinter ihm im Zimmer wurde lauter und lauter,

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