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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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ihr Leben haben sie in den beiden Toiletten im Haus und im Hof beendet. Wieso also bitte Tatort im kalten Keller?«
    Der KTU-Chef lächelte: »Es dauert zwar lange, bis unser lieber Oskar explodiert, aber wenn er es tut, dann knallt es ordentlich.«
    Lindt hob drohend die Faust, doch er sagte nichts.
    »Also«, fuhr Willms fort, »warum Tatort? Ganz einfach. Wir haben in diesem Sieb Haare und winzige Hautpartikel gefunden. Wirklich nur mikroskopisch klein, aber mittlerweile sind unsere Kollegen im Landeskriminalamt ja derart fix, dass sie noch aus dem allerkleinsten Partikelchen die DNA entschlüsseln können.«
    »Keine langen Reden«, knurrte Lindt, »komm zur Sache.«
    »Bin gerade dabei. Erstens: Die DNA der Haare, immerhin waren es drei Stück, ist registriert, der dazugehörige Mensch aber bislang unbekannt. In einer Plattenbauwohnung im Berliner Osten fand man vor acht Jahren einen Italiener, Anfang 30, auf einen Stuhl gefesselt, mit Kopfschuss und ohne Zunge. Am Tatort konnte diese DNA gesichert werden. Zweitens: Die Analyse der kleinen Hautpartikel hat auch geklappt. Dieses Mal ist der Mensch bekannt, aber von der Bildfläche verschwunden. Patricia Varese, deutsche Staatsbürgerin mit Vorfahren aus Kalabrien, damals Anfang 40, Mitinhaberin eines Italo-Feinkostladens in Mannheim, abgängig seit 2003.«
    »Warum war die registriert?«, wollte Jan Sternberg wissen. »Verdorbene Muscheln verkauft?«
    »Die Frage kann ich dir beantworten«, ging KO-Bauer dazwischen. »Diese Dame mit völlig unauffälliger bürgerlicher Existenz war eine der erfolgreichsten Profikillerinnen in ganz Deutschland, genannt Calabrone .«
    »Cala… was?«
    »Calabrone, auf deutsch die Hornisse.«
    »Hornisse? Sieben Stiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen«, kommentierte Sternberg.
    »Dieser Spruch gehört zwar zu den Ammenmärchen, Hornissen sind auch nicht gefährlicher als die anderen Insekten mit spitzem Hinterteil, aber Patricia Varese brauchte immer nur einen Stich, um ihre Opfer umzubringen. Spezialisiert auf Männer ab 50, war es ihre Methode, nach ausgiebigem Liebesspiel die ermatteten Opfer mit einem gezielten Stich direkt ins Herz in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Dazu muss sie ein Stilett benutzt haben, kaum dicker als eine Stricknadel, aber scharf wie ein Rasiermesser.«
    Paul Wellmann schüttelte sich: »Wenn ich mir das vorstelle.«
    »Schnell und wirkungsvoll«, sagte Ludwig Willms. »Sekundenherztod.«
    »Mann«, entfuhr es Jan Sternberg, »da haben wir ja voll in ein Mafia-Nest gestochen.«
    »Die lieben Italiener kennen da Verschiedenes: Mafia, Camorra, ’Ndrangheta. Wir vermuten Letzteres: Familien, Blutsverwandte aus Kalabrien, von der Stiefelspitze also«, antwortete Frank Bauer. »Auf jeden Fall geht es um organisierte Kriminalität im italienischen Umfeld. Auf die Spur dieser Calabrone brachte uns übrigens ein Überwachungsvideo aus der Tiefgarage eines Luxushotels im Schwarzwald. Das Zimmermädchen fand den Toten, Besitzer einer Alfa-Niederlassung im Hessischen. Er lag ganz friedlich im Bett, Seidenpyjama, ordentlich zugedeckt, bereits kalt und steif. Nur einem sehr aufmerksamen und erfahrenen Notarzt haben wir es zu verdanken, dass nicht ›natürliche Todesursache‹ angekreuzt war.«
    »Hat der Doktor den Einstich bemerkt?«, wollte Paul Wellmann wissen.
    »Winzig«, sagte Bauer. »Das wenige Blut, was ausgetreten war, wurde sorgfältig entfernt und zudem wurde etwas Make-up ins kleine Loch gedrückt – wirklich perfekt. Ich musste damals hinfahren. Der Kerl, also das Opfer, hatte auch noch eine voll behaarte Brust. Der Einstich war wirklich kaum zu sehen. Die Garagenvideos hab ich daraufhin einem unserer V-Männer gezeigt und der hat die Varese erkannt. Fuhr in einem Mercedes SLK, natürlich mit gefälschtem Kennzeichen.«
    »Dann habt ihr sie hopsgenommen?«, fragte Sternberg.
    »Leider kamen wir einen halben Tag zu spät. Untergetaucht und bis heute nicht wieder erschienen. Lediglich ihre DNA konnten wir bei der Wohnungsdurchsuchung sichern. Unser Informant hat in der Szene von drei weiteren Fällen in Hannover, Kiel und am Starnberger See gehört. Alles Jahre zurückliegend und ohne Anfangsverdacht, deshalb wurde auch nicht ermittelt.«
    »Und jetzt führt ihre Spur in die Oststadt zu den zwei toten Brüdern. Ich kann mir alles vorstellen, aber ganz bestimmt nicht, dass Anton und Josef Maiwald irgendetwas mit dieser Feinkostdame zu tun gehabt hätten«, schüttelte Oskar Lindt den

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