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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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Versuche, den Speicherchip mittels Card Reader und
Laptop auszulesen, was schließlich gelang. Auf dem Monitor ließen sich die erschreckenden
Vorkommnisse in gestochener Schärfe betrachten.
    Zwei Männer
waren an diesem Morgen die ersten Kunden des Trödlers gewesen. Einer schlank, mit
feinem Lederblouson und schmalem Oberlippenbärtchen, der andere ein wahrer Kleiderschrank
mit Stoppelfrisur, Muskelshirt, vernarbtem Gesicht und riesigem Brustkasten.
    »Der Mann
fürs Grobe«, konstatierte Jan Sternberg sofort.
    Erst schien
es, als würde sich der Elegante ganz nett mit Willi unterhalten, bis sichtlich Bewegung
in die Szenerie kam. Es folgte eine schnelle Kopfbewegung des Bärtchenträgers, danach
streifte sich die mitgebrachte Kampfmaschine in Zeitlupentempo schwarze Lederhandschuhe
über und griff an.
    Am Anfang
zertrümmerte er nur einen Stuhl, indem er ihn auf die Platte eines Esstisches schlug.
Nachdem das bei Willi offensichtlich nicht den gewünschten Effekt hatte und er versuchte,
zu fliehen, flog eine schwere Tonvase durch die Luft, die gegen den Hinterkopf des
Trödlers prallte und ihn sofort zu Boden gehen ließ. Jetzt kannte der anabolikageblähte
Riese kein Halten mehr. Alles, was ihm vom Warenbestand in die Hände kam, verwandelte
sich in Sekundenschnelle in Einzelteile. Sofort, als Willi sich aufrappeln wollte,
knallte eine hammerartige Faust gegen seinen Kopf. Gezielte Stiefeltritte zermatschten
sein Gesicht.
    Die Kripobeamten
starrten entsetzt auf den Bildschirm und Oskar Lindt ertappte sich dabei, einige
Male den Blick abzuwenden. Ein gewaltiger Tritt traf Trödel-Willi in den Unterleib,
der geschundene Körper bäumte sich unter Schmerzen auf. Plötzlich erschien die brutale
Visage des Schlägers direkt vor der im Ordner versteckten Kamera. Augenblicklich
brach die Aufzeichnung ab.
    »Jetzt hat
er das Regal leer gefegt«, kommentierte Jan Sternberg.
    »Danke«,
Lindt schüttelte sich, »wir haben genug gesehen. Ihr wisst ja, was zu tun ist«,
wandte er sich an seine Rastatter Kollegen.
    »Die Bilder
gehen sofort raus und falls wir Fingerabdrücke dieses Terminators finden, hört Ihr
umgehend von uns«, kam die Antwort.
    Lindt nickte.
»Vielleicht hat er irgendetwas angefasst, bevor er in seine Handschuhe geschlüpft
ist. Ach, und fragt auch in der Gegend rum, ob jemandem ein Wagen aufgefallen ist.
Ich tippe auf Frankreich.«
     
    Der Schläger war bereits ermittelt,
bevor Lindt und Wellmann ins Karlsruher Präsidium zurückgekehrt waren. »Straßburg,
Rotlichtszene«, kam aus dem Lautsprecher der Freisprecheinrichtung. »Die französischen
Kollegen kommen immer gleich mit einem Mannschaftswagen, wenn sie den mal wieder
hopsnehmen wollen.«
    »Der andere?«
    »Bisher
kein Treffer, aber alle legen sich ins Zeug, hüben wie drüben vom Rhein.«
    Lindt entschied
sich kurzfristig, Jan Sternberg abzusetzen und anschließend zum Klinikum zu fahren.
Die Auskunft, die er erhielt, war niederschmetternd: »Wird gerade in den OP gebracht.
Im Kernspint zeigte sich eine stetig anschwellende subdurale Blutung. Wir müssen
unbedingt eine Entlastungsbohrung setzen, sonst gibt es irreparable Hirnschäden.
Um den Rest können wir uns erst kümmern, wenn er einigermaßen stabil ist.«
    »Was verstehen
Sie unter ›dem Rest‹?«, fragte der Kommissar zögernd.
    Der Arzt
hielt eine Röntgenaufnahme vor den Lichtkasten und zeigte mit seinem Kugelschreiber
darauf. Selbst ein medizinischer Laie wie Oskar Lindt konnte erkennen, dass sich
einige Knochenteile nicht annähernd dort befanden, wo sie hätten sein sollen.
    »Der Gesichtsschädel
ist Matsch. Falls er die Blutung im Schädel überlebt und sein Augenlicht behält,
braucht er etliche Operationen in der plastischen Chirurgie, um wieder halbwegs
wie ein Mensch auszusehen.«
    Lindt hatte
genug gehört. »Nach der Vernehmungsfähigkeit brauche ich also gar nicht erst zu
fragen«, meinte er.
    »Witzbold.«
Der Arzt ließ ihn stehen.

14
     
    »Au Mann«, grämte sich der Kommissar,
»dass es so schlimm für ihn ausgeht. Der wusste wohl echt nicht, mit wem er sich
da eingelassen hat.«
    Paul Wellmann
schaute vom Schreibtisch hoch. »Machst du dir Vorwürfe?«
    Lindt nickte.
»Eigentlich wollten wir ja nur die Bilder. Aber wenn die beiden zum Kassieren kamen
und keinen müden Euro abgreifen konnten … Es scheint auch in kleinkriminellen Kreisen
immer härter zur Sache zu gehen.«
    »Kommt ihr
mit?«, fragte er dann. »Ich muss mich ablenken.«
    »Gute Idee«,
antwortete

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