Fähigkeiten unbekannt
keinen stichhaltigen Grund für diesen Zustand angeben können. Vielleicht lag es daran, daß alles einwandfrei ablief. Die internen Streitigkeiten zwischen den Wissenschaftlern interessierten uns nicht. Das war nicht unser Aufgabengebiet.
Ich fragte mich immer wieder, warum wir einige Milliarden für die Errichtung großzügiger Mondsiedlungen, Nachschubdepots und Raumhäfen ausgegeben hatten. Es sah danach aus, als hätte das Interesse an der alten Marsstadt Zonta plötzlich erheblich nachgelassen.
Da ich aktiver GWA-Agent war, kam mir das verständlicherweise etwas seltsam vor. Leute von meiner Art sind wahrscheinlich nur dann innerlich ausgeglichen, wenn sich irgendwo und irgendwie Schwierigkeiten ergeben.
»So tief in Gedanken, Oberst?« klang eine Stimme mit hartem Akzent auf.
Ich fuhr zusammen. Das Kartenhaus meiner Überlegungen stürzte in sich zusammen.
»O ja, verzeihen Sie!« entgegnete ich noch leicht verwirrt.
Kapitän Tronsskij lachte, aber mir entging nicht das Schwanken in den tiefen, etwas rauhen Tönen.
Er deutete nach vorn, wo soeben ein Maschinenungetüm auf knirschenden Raupenketten vorstieß. Die lautlose Zermürbungssprengung hatte einen Berg aus feinstem, kristallin schimmerndem Staub hinterlassen. Es war fast ein Staubgebirge, das bis zur Decke des weiten, lärmerfüllten Stollens aufragte.
Mit jaulenden Elektromotoren drang das Monstrum einer modernen Technik noch weiter vor, bis die Ketten tief im Sprengstaub versunken waren.
Zehn Minuten zuvor war hier noch harter Fels gewesen. Die Zermürbungssprengung hatte den molekularen Aufbau des Gesteins vernichtet.
Unsere Schwierigkeiten bestanden darin, in möglichst kurzer Zeit einen breiten und hohen Stollen zu schaffen. Auf Luna lagen die Probleme anders. Hier hatten wir mit der geringen Gravitation zu kämpfen, den Belüftungsproblemen und mit dem erforderlichen atmosphärischen Druck, den wir ohnehin bereits verringert hatten.
Zur Zeit entsprach der auf die menschlichen Körper einwirkende Außendruck einem Wert, wie er auf der Erde in einer Höhe von dreieinhalbtausend Meter herrscht. Das war noch erträglich, aber es durfte nicht zu explosiven Druckverlusten kommen.
In dieser Hinsicht hatten wir trübe Erfahrungen machen müssen. Erst vor wenigen Tagen Stationszeit hatten wir unverhofft einen so gewaltigen Hohlraum angebohrt, daß Männer und Maschinen mit kaum vorstellbarer Gewalt durch die entstandene Öffnung ins absolute Vakuum der Höhlung gerissen wurden. Es war zu einer explosiven Dekompression gekommen, da unsere Männer keine Zeit mehr hatten, die Helme der Druckanzüge zu schließen.
Nach diesem schweren Unfall hatte ich die Anweisung erlassen, daß jedermann kurz vor dem wahrscheinlichen Durchbruch zu einem bisher unbekannten Hohlraum die leichten Druckkombis zu schließen hätte. Es konnte von uns vorher leider nicht festgestellt werden, ob die angebohrten Hallen luftleer waren oder nicht.
Die längst ausgestorbenen Erbauer der gewaltigen Stadt unter den Switchin-Bergen gaben uns nicht nur durch ihre Maschinen Rätsel auf. Die Anlagen Zontas waren ebenfalls voller Geheimnisse und Überraschungen.
Unsere Geophysiker entdeckten immer wieder Hohlräume, die aber mit den bekannten Regionen in keinerlei Verbindung standen. Es erweckte den Eindruck, als hätte man das absichtlich vermieden. Da wir über den Raumkrieg der Marsianer gegen die Bewohner des fernen Deneb-Systems durch Film und Aufzeichnungen informiert waren, konnten wir uns recht gut vorstellen, daß man auf Verbindungsstollen aus
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