Fähigkeiten unbekannt
beiden Mondpanzer. Der chinesische Offizier runzelte die Stirn und warf einem anderen Mann bezeichnende Blicke zu. Das bedeutete im normalen Sprachgebrauch:
»Der Alte ist mit den Nerven fertig!«
Wesentlich ausgeglichener und einigermaßen mit mir zufrieden erreichte ich den neuen Stollen. Die Wände waren bereits mit Panzerplast ausgekleidet. Die starke Sicherheitsschleuse war im Bau, und die Luft war auch recht gut. Allerdings hatte ich das Gefühl, als wäre der Druck noch weiter gesenkt worden. Einige Leute schienen Atemschwierigkeiten zu haben, ein Zeichen dafür, daß die Belastung zu groß wurde.
Der Arbeitstrakt mit den Räumen der Wissenschaftler lag dicht vor der Höhle. Am Durchbruch standen die Männer der letzten Postenkette. Ich grüßte flüchtig und ging auf Goldsteins Büro zu.
Die Sicherheitstür glitt zurück. Dahinter befand sich eine winzige Luftschleuse. An dem plötzlich höher werdenden Druck merkte ich, daß man dem Professor einen normalen Druck zugebilligt hatte. Ich wußte, daß ihm sein Herz manchmal erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Offenbar war die Sondereinrichtung deshalb automatisch von unserer Planungsabteilung genehmigt worden.
Mein Herzklopfen mäßigte sich, nahm jedoch wieder zu, als er mir die Hand reichte. Ich sah betont gelassen in die großen, unergründlichen Augen, in denen sich immer ein wissendes Lächeln zu verbergen schien. Professor Goldstein war ein mittelgroßer, zierlich gebauter Mann mit stark ergrauten Haaren.
»Nehmen Sie Platz«, sagte er ruhig. »Nein, nicht auf diesem Sessel. Es wäre zu umständlich, die Papiere wegzuräumen. Sie sind wichtig, wissen Sie.«
Er lachte leise. Überrascht stellte ich die Unordnung fest. Sein Schreibtisch quoll bald über. Neben dem Mikrofilm-Betrachter stapelten sich die Spulen mit dem Wissen der irdischen Menschheit.
Seufzend setzte er sich. Er wirkte plötzlich müde und abgespannt.
»Was kann ich für Sie tun, Oberst?« fragte er leise. »Wollen Sie mich wieder aushorchen?«
»Diesmal mit höchster Erlaubnis«, entgegnete ich selbstsicher. »Ich habe soeben einen Funkspruch erhalten. Ich bin angewiesen worden, sofort bei Ihnen zu erscheinen. Mein Kodewort für Sie lautet ›Ölbohrung‹. Können Sie etwas damit anfangen?«
Er nickte gleichmütig. Anscheinend hatte er auf dieses Wort gewartet. Seine Antwort bestätigte meine Vermutung.
»Allerdings. Ich dachte es mir. Ihr Anruf war längst fällig.«
»Nicht meine Schuld, Professor.«
»Wahrscheinlich nicht. Sie sind also der Mann, dessen Erscheinen mir von General Reling in Aussicht gestellt wurde. Darf ich noch vorsichtshalber nach Ihrer Kodenummer und Ihrem Dienstgrad fragen? Sie müssen das verstehen.«
Die letzten Worte fügte er mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu.
Meine Aufmerksamkeit war geweckt. Mir schien, als hätte dieser alte Mann eine unendlich schwere Last auf den schmalen Schultern zu tragen. Weshalb war er vom Chef in die Tretmühle der irdischen Geheimdienste eingespannt worden? Es wurde immer rätselhafter.
»Major HC-9, Professor, Spezialagent zur besonderen Verwendung im Rahmen der Wissenschaftlichen Abwehr.«
Er bedankte sich für die Auskunft.
»Dann können wir ja offen reden. Ich nehme an. Sie sind noch recht jung?«
»Sechsunddreißig. Ich trage eine biochemische Folienmaske.«
»Sie sind sehr offen zu mir«, sagte er nachdenklich. »Da wir zur Zeit im Jahre 2005 leben und auf der Erde der Frühling begonnen hat, sind Sie wohl während großer politischer Wirren und Rassenvorurteile geboren worden. Sagen Sie, fühlen Sie sich wohl bei Ihrer seltsamen Arbeit? Sehen Sie sich oftmals
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