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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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bei­den Mond­pan­zer. Der chi­ne­si­sche Of­fi­zier run­zel­te die Stirn und warf ei­nem an­de­ren Mann be­zeich­nen­de Bli­cke zu. Das be­deu­te­te im nor­ma­len Sprach­ge­brauch:
    »Der Al­te ist mit den Ner­ven fer­tig!«
    We­sent­lich aus­ge­gli­che­ner und ei­ni­ger­ma­ßen mit mir zu­frie­den er­reich­te ich den neu­en Stol­len. Die Wän­de wa­ren be­reits mit Pan­zer­plast aus­ge­klei­det. Die star­ke Si­cher­heits­schleu­se war im Bau, und die Luft war auch recht gut. Al­ler­dings hat­te ich das Ge­fühl, als wä­re der Druck noch wei­ter ge­senkt wor­den. Ei­ni­ge Leu­te schie­nen Atem­schwie­rig­kei­ten zu ha­ben, ein Zei­chen da­für, daß die Be­las­tung zu groß wur­de.
    Der Ar­beit­strakt mit den Räu­men der Wis­sen­schaft­ler lag dicht vor der Höh­le. Am Durch­bruch stan­den die Män­ner der letz­ten Pos­ten­ket­te. Ich grüß­te flüch­tig und ging auf Gold­steins Bü­ro zu.
    Die Si­cher­heits­tür glitt zu­rück. Da­hin­ter be­fand sich ei­ne win­zi­ge Luft­schleu­se. An dem plötz­lich hö­her wer­den­den Druck merk­te ich, daß man dem Pro­fes­sor einen nor­ma­len Druck zu­ge­bil­ligt hat­te. Ich wuß­te, daß ihm sein Herz manch­mal er­heb­li­che Schwie­rig­kei­ten be­rei­te­te. Of­fen­bar war die Son­der­ein­rich­tung des­halb au­to­ma­tisch von un­se­rer Pla­nungs­ab­tei­lung ge­neh­migt wor­den.
    Mein Herz­klop­fen mä­ßig­te sich, nahm je­doch wie­der zu, als er mir die Hand reich­te. Ich sah be­tont ge­las­sen in die großen, un­er­gründ­li­chen Au­gen, in de­nen sich im­mer ein wis­sen­des Lä­cheln zu ver­ber­gen schi­en. Pro­fes­sor Gold­stein war ein mit­tel­großer, zier­lich ge­bau­ter Mann mit stark er­grau­ten Haa­ren.
    »Neh­men Sie Platz«, sag­te er ru­hig. »Nein, nicht auf die­sem Ses­sel. Es wä­re zu um­ständ­lich, die Pa­pie­re weg­zuräu­men. Sie sind wich­tig, wis­sen Sie.«
    Er lach­te lei­se. Über­rascht stell­te ich die Un­ord­nung fest. Sein Schreib­tisch quoll bald über. Ne­ben dem Mi­kro­film-Be­trach­ter sta­pel­ten sich die Spu­len mit dem Wis­sen der ir­di­schen Mensch­heit.
    Seuf­zend setz­te er sich. Er wirk­te plötz­lich mü­de und ab­ge­spannt.
    »Was kann ich für Sie tun, Oberst?« frag­te er lei­se. »Wol­len Sie mich wie­der aus­hor­chen?«
    »Dies­mal mit höchs­ter Er­laub­nis«, ent­geg­ne­te ich selbst­si­cher. »Ich ha­be so­eben einen Funk­spruch er­hal­ten. Ich bin an­ge­wie­sen wor­den, so­fort bei Ih­nen zu er­schei­nen. Mein Ko­de­wort für Sie lau­tet ›Öl­boh­rung‹. Kön­nen Sie et­was da­mit an­fan­gen?«
    Er nick­te gleich­mü­tig. An­schei­nend hat­te er auf die­ses Wort ge­war­tet. Sei­ne Ant­wort be­stä­tig­te mei­ne Ver­mu­tung.
    »Al­ler­dings. Ich dach­te es mir. Ihr An­ruf war längst fäl­lig.«
    »Nicht mei­ne Schuld, Pro­fes­sor.«
    »Wahr­schein­lich nicht. Sie sind al­so der Mann, des­sen Er­schei­nen mir von Ge­ne­ral Re­ling in Aus­sicht ge­stellt wur­de. Darf ich noch vor­sichts­hal­ber nach Ih­rer Ko­de­num­mer und Ih­rem Dienst­grad fra­gen? Sie müs­sen das ver­ste­hen.«
    Die letz­ten Wor­te füg­te er mit ei­nem ent­schul­di­gen­den Lä­cheln hin­zu.
    Mei­ne Auf­merk­sam­keit war ge­weckt. Mir schi­en, als hät­te die­ser al­te Mann ei­ne un­end­lich schwe­re Last auf den schma­len Schul­tern zu tra­gen. Wes­halb war er vom Chef in die Tret­müh­le der ir­di­schen Ge­heim­diens­te ein­ge­spannt wor­den? Es wur­de im­mer rät­sel­haf­ter.
    »Ma­jor HC-9, Pro­fes­sor, Spe­zi­al­agent zur be­son­de­ren Ver­wen­dung im Rah­men der Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr.«
    Er be­dank­te sich für die Aus­kunft.
    »Dann kön­nen wir ja of­fen re­den. Ich neh­me an. Sie sind noch recht jung?«
    »Sechs­und­drei­ßig. Ich tra­ge ei­ne bio­che­mi­sche Fo­li­en­mas­ke.«
    »Sie sind sehr of­fen zu mir«, sag­te er nach­denk­lich. »Da wir zur Zeit im Jah­re 2005 le­ben und auf der Er­de der Früh­ling be­gon­nen hat, sind Sie wohl wäh­rend großer po­li­ti­scher Wir­ren und Ras­sen­vor­ur­tei­le ge­bo­ren wor­den. Sa­gen Sie, füh­len Sie sich wohl bei Ih­rer selt­sa­men Ar­beit? Se­hen Sie sich oft­mals

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