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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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vor der Ab­tei­lung »Chir­ur­gie-Phy­sio­lo­gie«.
    Ich klet­ter­te steif­bei­nig aus dem en­gen Wa­gen und sah mich um. Die Män­ner und Frau­en in den ste­ri­len Kunst­fa­ser­kom­bis be­herrsch­ten die Sze­ne. Ich kam mir selt­sam fremd vor. Wenn die GWA bis­her nie­mals einen Miß­er­folg zu ver­zeich­nen hat­te, so war das ein­zig und al­lein auf das un­wahr­schein­li­che Kön­nen die­ser Spe­zia­lis­ten zu­rück­zu­füh­ren. Der bes­te und ge­schick­tes­te Agent muß­te kläg­lich ver­sa­gen, wenn er hier nicht sein Rüst­zeug zum ak­ti­ven Ein­satz er­hielt.
    Ich zupf­te an mei­ner farb­lo­sen Kopf­tar­nung her­um. Nun trug ich so­gar zwei Fo­li­en über mei­nem na­tür­li­chen Ge­sicht, al­ler­dings war die un­te­re we­sent­lich kom­pli­zier­ter als die so­fort er­kenn­ba­re Dienst­mas­ke. Die­se Aus­füh­rung soll­te auch nur ver­hin­dern, daß die ak­ti­ven GWA-Mit­glie­der, die so­ge­nann­ten Schat­ten, ge­gen­sei­tig ih­re wah­ren Ge­sich­ter er­kann­ten. Auf Grund die­ser Vor­sichts­maß­nah­men konn­te selbst beim schärfs­ten Ver­hör nie­mals ein an­de­rer Kol­le­ge ver­ra­ten wer­den.
    Et­was un­schlüs­sig stand ich in dem halb­run­den Vor­raum, der meh­re­re Tü­ren hat­te. Der Be­trieb war na­he­zu atem­be­rau­bend. Je­der­mann schi­en es ei­lig zu ha­ben.
    »Dort hin­über, Sir. Num­mer 118. Ich blei­be drau­ßen. Sie wer­den er­war­tet.«
    Ich be­dank­te mich für die Be­glei­tung und öff­ne­te die Schie­be­tür. Da­hin­ter lag ein klei­ner Vor­raum mit strah­lend­wei­ßen Kunst­stoff­wän­den. Die Be­leuch­tung war blen­dend hell. Ei­ne trans­pa­ren­te Tür führ­te in einen of­fen­bar sehr großen Raum. Der Ge­ruch nach Sau­ber­keit und Kran­ken­haus war mir un­an­ge­nehm.
    Je­mand sprang aus ei­nem Mu­schel­ses­sel, riß den lin­ken Fuß in die Hö­he und setz­te ihn knal­lend auf den Bo­den. Die glei­che Be­we­gung wur­de an­schlie­ßend mit dem rech­ten Fuß aus­ge­führt. Gleich­zei­tig zuck­te der ei­ne Arm nach rechts oben. In der Hand er­kann­te ich die Über­res­te ei­nes al­ten Stroh­hu­tes.
    »Un­ter­tä­nigst zu Eu­ren Diens­ten, Eu­er Gna­den. Potz­tau­send, Eu­er Gna­den se­hen ga­lant aus wie im­mer, wenn Eu­er Gna­den die Be­mer­kung huld­vollst er­lau­ben. Die Post­kut­sche hat­te wohl Ver­spä­tung?«
    Ich sank fas­sungs­los in den nächs­ten Ses­sel. Der Zwerg hat­te mir in mei­ner Samm­lung noch ge­fehlt.
    Ich ver­nahm ein hei­se­res Ge­läch­ter, des­sen Laut­stär­ke we­nigs­tens acht­zig Phon be­trug. Wie­der wur­de ich »Eu­er Gna­den« ge­nannt und be­kam die Fuß­akro­ba­tik aber­mals vor­ge­führt.
    Der durch­lö­cher­te Stroh­hut saus­te an mei­ner Na­se vor­bei.
    »Jetzt langt es!« stöhn­te ich. »Kei­nen Ton mehr, oder du bin­dest dir ab mor­gen den Kra­gen von hin­ten. Schweig!«
    Han­ni­bal-Othel­lo-Xer­xes Utan, der ei­gen­tüm­lichs­te Leut­nant der GWA, lach­te oh­ren­be­täu­bend. Sein Hu­mor hat­te mich schon oft an den Rand der Ver­zweif­lung ge­bracht.
    Ich hat­te den Klei­nen seit fast drei Mo­na­ten nicht mehr ge­se­hen. Das war ei­ne wirk­li­che Er­ho­lung ge­we­sen! Nun stand die lie­bens­wer­te »Ner­ven­sä­ge« wie­der vor mir, kaum daß ich die Zen­tra­le be­tre­ten hat­te.
    Sei­ne klei­ne Ge­stalt schi­en noch ha­ge­rer ge­wor­den zu sein. Das som­mer­spros­si­ge Falten­ge­sicht mit den wuls­ti­gen Lip­pen be­fand sich di­rekt vor mei­nen Au­gen, ob­wohl ich im Ses­sel saß und er sich voll in Po­si­tur ge­stellt hat­te.
    Von Han­ni­bal hat­te man in­ner­halb des Haupt­quar­tiers noch nie für län­ge­re Zeit das Tra­gen ei­ner Dienst­mas­ke ver­langt. Der Chef hat­te aus gu­ten Grün­den ei­ne Aus­nah­me­re­ge­lung für ihn er­las­sen. Wahr­schein­lich gab es au­ßer TS-19 und mir auch kein GWA-Mit­glied, das ihn für einen Schat­ten ge­hal­ten hät­te. Sei­ne bes­te Tar­nung be­stand in sei­nen na­tür­li­chen Ge­sichts­zü­gen.
    Ich starr­te den Trä­ger his­to­ri­scher Vor­na­men kopf­schüt­telnd an. Nein, mein lie­bens­wer­ter Kol­le­ge hat­te sich nicht die Spur ver­än­dert.
    Se­kun­den spä­ter war ich drauf und

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