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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sich in ei­ne Idee ver­rannt ha­ben, wie vie­le an­de­re Wis­sen­schaft­ler vor ihm.«
    »Sei­ne Theo­ri­en sind aber als er­wie­sen zu be­trach­ten. Das ›Ge­dächt­nis‹ hat die mar­sia­ni­schen Sym­bo­le iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Es muß dem­nach mög­lich sein, die­se so­ge­nann­te Zeit um­zu­wan­deln. Sie zwei­feln im­mer noch?«
    »Dar­auf kön­nen Sie sich ver­las­sen«, sag­te ich er­regt.
    »Das zeugt von Ih­rem ge­sun­den Men­schen­ver­stand«, lä­chel­te er iro­nisch. »Wir sind kei­ne Nar­ren, wie! Wir sind rea­le, hart ar­bei­ten­de Spe­zia­lis­ten oh­ne Il­lu­sio­nen und mit ei­ner her­vor­ra­gen­den Aus­bil­dung.«
    »Ge­nau das, Sir!«
    »Sehr schön. Ich hät­te mich auch ge­wun­dert, wenn Sie mir ei­ne an­de­re Ant­wort ge­ge­ben hät­ten. Ein GWA-Schat­ten hat ein­fach so zu den­ken, wie Sie es tun. Aber …«
    Er schwieg ab­rupt. Das Wort hing in der Luft.
    »… aber, mein Lie­ber, ein gu­ter Mann muß auch die ho­he Kunst des to­ta­len Um­ler­nens be­herr­schen. Er muß et­was über Bord wer­fen kön­nen, was auf­grund der vor­lie­gen­den Be­wei­se nicht mehr re­al ist. Wenn Sie glau­ben, wahn­sin­nig wer­den zu müs­sen, dann se­hen Sie mich an. Be­trach­ten Sie mein Ge­sicht, und stel­len Sie er­neut fest, daß der Ge­ne­ral Re­ling nun wirk­lich alt wird. Nein, zum Teu­fel, be­strei­ten Sie nicht, daß Sie bei mei­nem An­blick dar­an ge­dacht ha­ben. Ich bin im­mer noch ein gu­ter Psy­cho­lo­ge, und euch Bur­schen ken­ne ich wie mei­ne Ho­sen­ta­sche. Ihr seid schließ­lich aus mei­ner Schu­le her­vor­ge­gan­gen. Sie wis­sen al­so, daß ich Sor­gen ha­be. Wir sind mit ei­ner neu­en Wis­sen­schaft kon­fron­tiert wor­den, ver­ste­hen Sie! Wir ha­ben mit dem Er­be ei­nes über­le­ge­nen Vol­kes ge­spielt. Die­ser Keil aus der Ver­gan­gen­heit schlägt uns nun kräf­tig ins Kreuz. Das ist mehr als un­an­ge­nehm.«
    Sei­ne Faust lan­de­te recht hart auf mei­ner Brust. Ich blieb reg­los ste­hen. Der Chef war zu­tiefst er­regt. Die Wis­sen­schaft­ler sa­hen schwei­gend zu uns her­über. Ei­ni­ge un­ter ih­nen kann­te ich.
    »Al­so denn, fan­gen wir an«, sag­te Re­ling we­sent­lich ru­hi­ger. »Und Sie, Sie dre­hen mir nicht durch, ver­stan­den! Ich ver­lan­ge Dis­zi­plin und psy­chi­sche Sta­bi­li­tät, auch wenn sich Ihr so­ge­nann­tes Wach­be­wußt­sein mit al­len Kräf­ten sei­ner Lo­gik ge­gen den of­fen­sicht­li­chen Wahn­witz sträubt. Kom­men Sie! Nur ran an den Tisch.«
    Han­ni­bal stieß mich leicht an und raun­te mir zu:
    »Reiß dich zu­sam­men, Lan­ger. Als mir das al­les er­öff­net wur­de, war ich auch ei­ner Ohn­macht na­he.«
    Ich stand dicht vor dem OP-Tisch, auf dem ein Ske­lett lag.
    Das Kno­chen­ge­rüst war teil­wei­se noch be­klei­det. Ich er­kann­te bun­te, halb ver­mo­der­te Stof­fet­zen und einen ros­ti­gen Kü­rass, al­so einen al­ter­tüm­li­chen Brust­pan­zer. Über dem Schä­del hing ein eben­falls stark ver­ros­te­ter Helm. Die Res­te ei­nes Fe­der­bu­sches wa­ren noch zu er­ken­nen.
    Die Bein­kno­chen steck­ten in gu­ter­hal­te­nen Stie­feln. Sie reich­ten bis über die Knieschei­be hin­auf.
    Ich lös­te den Blick von dem Zeu­gen ei­ner fer­nen Ver­gan­gen­heit und sah mich im Krei­se der Wis­sen­schaft­ler um.
    »Ich darf wohl be­gin­nen«, sag­te ein mir un­be­kann­ter Mann.
    »Dok­tor Rüb­ner, Ar­chäo­lo­ge«, stell­te ihn Re­ling kurz vor.
    Der schlan­ke Mann ver­beug­te sich.
    »Die An­fra­ge der GWA an al­le His­to­ri­ker er­reich­te auch mich. Die nä­he­ren Um­stän­de sind be­kannt. Es soll­te fest­ge­stellt wer­den, ob aus der na­po­leo­ni­schen Epo­che auf­se­hen­er­re­gen­de Be­rich­te über selt­sa­me Er­eig­nis­se be­kannt wä­ren. Ei­ne sol­che Über­lie­fe­rung stand zu mei­ner Ver­fü­gung. Ich ent­deck­te sie vor ei­ni­gen Jah­ren im Ar­chiv ei­ner deut­schen Adels­fa­mi­lie, de­ren Stamm­haus im ehe­ma­lig preu­ßisch-bran­den­bur­gi­schen Ge­biet lag. Sie müs­sen zu­rück­den­ken, mei­ne Her­ren.«
    Ich schau­te Dr. Rüb­ner un­ver­wandt an. Er war zwei­fel­los Deut­scher.
    »Die Söh­ne des Ge­schlech­tes pfleg­ten in frü­he­ren

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