Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
pro­gramm­ge­mäß dicht am Ufer ab­ge­setzt hat­te.
    Ich zog frös­telnd den Um­hang über die Schul­tern. Er ent­sprach eben­so der Mo­de des spä­ten Em­pi­re wie mein gras­grü­ner Frack­rock, die en­gen Ho­sen und die Reit­s­tie­fel. So­gar ei­ne kost­ba­re Schär­pe und einen noch schö­ne­ren De­gen hat­te man mir ver­lie­hen. Die dop­pel­läu­fi­ge Pis­to­le in be­sag­ter Schär­pe war ein Mon­s­trum an Plump­heit und ge­rin­ger Feu­er­kraft. Am meis­ten stör­te mich die ekel­haf­te Hals­bin­de über ei­nem hoch­ge­stell­ten Kra­gen.
    Ich fluch­te ver­hal­ten vor mich hin. Dann lausch­te ich wie­der in die Früh­lings­däm­me­rung. Es war al­les to­ten­still. Auf dem na­hen Fluß war nicht ein­mal ein Fi­scher­boot zu se­hen. Die Land­stra­ße nach Fürs­ten­berg lag hin­ter uns. Ein Wäld­chen deck­te uns gut ge­gen Sicht.
    Hin­ter ei­ner dich­ten Schilf­he­cke stan­den un­se­re Pfer­de. Es wa­ren vier ras­si­ge Reit- und Pack­tie­re.
    Die Ser­gean­ten Tun­dry und Polks ver­lu­den die über­nom­me­nen Ge­päck­stücke sach­kun­dig auf den Pack­sät­teln. Ih­re Klei­dung war ärm­li­cher und ein­fa­cher als die von Han­ni­bal und mir. Sie gal­ten of­fi­zi­ell als un­se­re Die­ner. Das ge­hör­te sich so für ho­he Her­ren des Jah­res 1811.
    An­sons­ten wie­sen mich zahl­rei­che Ur­kun­den, Emp­feh­lungs­schrei­ben und Päs­se als den Gra­fen Eber­hard von Lau­fen­stein aus, sei­nes Zei­chens Bür­ger der Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Oberst in der US-Ar­mee. Ich war ein di­rek­ter Nach­kom­me ei­nes ver­arm­ten deut­schen Ad­li­gen, der an­geb­lich wäh­rend des Be­frei­ungs­krie­ges in die Neue Welt ge­kom­men war.
    Han­ni­bal galt als bür­ger­li­cher Ma­jor der US-Ar­mee. Er führ­te den Na­men Je­re­mie M. Snat­cher. Auch sei­ne Klei­dung ge­wann durch Schär­pe, De­gen und Pis­to­le ein leicht mi­li­tä­ri­sches Aus­se­hen. Wir hat­ten dar­auf ver­zich­tet, un­se­re his­to­ri­schen Uni­for­men an­zu­le­gen. Un­se­re Pa­pie­re wa­ren aus­ge­zeich­net. Ich hat­te so­gar ein hand­schrift­li­ches Emp­feh­lungs­schrei­ben des Za­ren Alex­an­der er­hal­ten. Der rus­si­sche Ge­heim­dienst hat­te her­vor­ra­gen­de Ar­beit ge­leis­tet.
    In der klei­nen Ta­sche mei­ner en­gen Reit­ho­se summ­te die Spe­zial­uhr. Es war ein un­för­mi­ges Ge­bil­de aus acht­zehn­ka­rä­ti­gem Gold. Ein Uhr­ma­cher die­ser Zeit wä­re zwei­fel­los ohn­mäch­tig ge­wor­den, wenn er das win­zi­ge Werk hät­te se­hen kön­nen. An­sons­ten hat­ten wir den be­acht­lich großen In­nen­raum der Ta­schen­uhr für einen hoch­wer­ti­gen Sup-Ul­tra-Sen­der be­nö­tigt. Dies­mal hat­ten wir so­gar Emp­fän­ger bei uns. Die Wun­der­wer­ke aus den mi­kro­tech­ni­schen La­bors der GWA wa­ren be­quem in den Ge­häu­sen un­ter­ge­bracht.
    Ich nahm das schwe­re Ding aus der Ta­sche, drück­te auf den Kon­takt­stift und hielt es mit der Kro­ne dicht an mein Ohr.
    »HC-9 spricht«, mel­de­te ich mich lei­se. Das Mi­kro­phon fing die Wor­te auf. »HC-9 spricht. Bit­te mel­den.«
    »TS-19, Sir«, ver­nahm ich die Ant­wort aus dem Mi­kro­laut­spre­cher. »Ver­bin­dung sehr gut. Ich ste­he mit dem Ato-Bom­ber vier­zig Ki­lo­me­ter über Ih­rem Stand­ort. Re­lais­ge­rä­te sind zur di­rek­ten Über­tra­gung auf den Stütz­punkt ge­schal­tet. Noch be­son­de­re An­wei­sun­gen, Sir?«
    »Im Mo­ment kei­ne. Der Trans­por­ter scheint un­be­merkt in die Luft ge­kom­men zu sein. Pas­sen Sie auf, daß Sie nicht vor­zei­tig ge­or­tet wer­den. Sonst noch et­was?«
    »Nein, Sir. Mo­ment bit­te, eben läuft ei­ne Nach­richt ein. Se­kun­de, Sir.«
    Ich war­te­te. Wie­der glit­ten mei­ne Bli­cke über die stil­le Land­schaft. Wie schön war die­se von Men­schen­hand noch un­be­rühr­te Na­tur.
    TS-19 mel­de­te sich wie­der.
    »Pro­fes­sor Gold­stein war ›oben‹, Sir. Kam eben zu­rück. Der Chef hat ge­schal­tet. Die Welt­pres­se über­schlägt sich fast, be­son­ders die ame­ri­ka­ni­schen Zei­tun­gen. Das Space-De­part­ment hat den rät­sel­haf­ten Dieb­stahl des so­ge­nann­ten Wür­fel­raum­schif­fes be­kannt­ge­ge­ben. Oberst

Weitere Kostenlose Bücher