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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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Hand weitergereicht wird, so wie man damals in den Achtzigern befürchtete, dass Werbung unbemerkt das Unterbewusstsein beeinflusst.
    Nachdem Meredith und ich unser Gespräch beendet haben, gehe ich ins Wohnzimmer, um Hallo zu sagen. Wir haben Senator Yowell nicht erwartet, und er ist noch nie einfach so vorbeigekommen. Ich kann nur vermuten, dass es was mit seiner Wiederwahl oder mit Leonard zu tun hat. Leonard geht mit einem Mädchen von St. Margaret’s, das von den Bahamas stammt. Christie. Nicht sehr groß, aber mit viel Oberweite und einer reichen Familie, wie Leonard sagt. Wann immer ich ihn treffe, redet er von nichts anderem. Seit er mit dieser Christie zusammen ist, treffen wir uns neuerdings manchmal auf der Water Lane. Ich gehe dann zumeist zum Secondhand-Buchladen oder zum Friedhof oder zu Meredith, und er holt Christie ab oder bringt sie nach Hause. Sie passt gut zu Leonard, ganz sicher. Obwohl mir schleierhaft ist, wie sie so aufrecht stehen kann und nicht nach vorn kippt mit all dem extra Gewicht da oben.
    Der Senator streckt seine Hand in meine Richtung. »Guten Morgen, Daniel«, grüßt er mich. »Leonard sagt, er hat dich letztes Wochenende rumspazieren sehen.«
    So charakterisiert mich wahrscheinlich die ganze Stadt, »Daniel spaziert rum«, als wäre ich ein alter, gebrechlicher Nachbar, der jahrelang im Bett lag und sich jetzt wieder erholt hat. Da ist mir die Anonymität vom letzten Jahr lieber gewesen, als ich einfach nur ein strubbelhaariger Junge ohne Manieren war. Wenn ich früher mal spazieren ging, hatte das keinen Hot-News-Status.
    »M-hm, ich glaube, er wollte zum Basketball-Spiel von St. Margaret’s«, erwidere ich smalltalkmäßig.
    »Ja, Christie ist eine von den Dohlen.«
    Ich sehe zu Joe. Was meint er?
    Der Senator bemerkt mein Unverständnis. »Du weißt schon, eine von den Hupfdohlen. Sie ist Cheerleader. Für das Team von St. Margaret’s.Das war ein Pokalspiel – jedenfalls hat Leonard so was gesagt, glaube ich.«
    An seinem Zögern zwischen den Worten merkst du, dass er nicht sicher ist, was für ein Spiel es war, aber er versucht, hip zu sein und über Sachen zu reden, die einen Teenager seiner Meinung nach interessieren.
    »Grüßen Sie ihn mal von mir.« Ich geh an Joe vorbei durchs Wohnzimmer in die Küche.
    »Daniel.« Es klingt fast wie ein Befehl.
    »Ja, Sir?« Ich bin sicher, der gute Senator merkt an meiner hochfahrenden Stimme, wie ich über seinen Ton gelinde gesagt irritiert ich bin.
    »Du solltest hierbleiben«, sagt er ruhig, aber eisern. »Ich will mit deinen Eltern über diese Anzeige wegen Vernachlässigung sprechen, und das betrifft auch dich.«
    »Haben meine Eltern darum gebeten, dass Sie kommen?« Ich hab keine Lust, vom großartigen Senator Yowell einen Vortrag über soziale Verantwortung oder so etwas zu hören.
    Er klimpert mit den Schlüsseln in der Tasche und mustert Joe, um abzuwägen, ob der jetzt wohl eingreift, damit der Senator sich nicht mit diesem streitlustigen Teenager rumschlagen muss
    Er antwortet nicht auf meine Frage. »Sind sie hier?«
    Joe deutet auf einen Sessel für Senator Yowell. »Ich hole sie.«
    Ich finde es unglaublich, dass Joe diesem Mann, der für seine Korruptheit bekannt ist, Mom und Dad so einfach darbietet wie Opferlämmer. Ausgerechnet Joe, der wissen muss, was für Puristen Mom und Dad sind. Sie haben Walker bereits für die Anfechtung bezahlt. Sie werden sich auf keinen Deal einlassen, für den sie irgendeine Fehlentscheidung mich betreffend eingestehen müssen. Sie haben ihr Leben auf ihren Prinzipien aufgebaut. Weniger als alle anderen Erwachsenen, die ich kenne, sind meine Eltern zu Kompromissen bereit, weder für Geld noch sonst irgendeinen persönlichen Nutzen.
    Senator Yowell, soviel er auch immer von der Treue seinen Wählern gegenüber faselt, ist bestimmt nicht anders als all die anderen Politikerin Richmond. Er betreibt Politik wie ein Händler: Um sechs Sachen durchzukriegen, die er will, gibt er fünf auf, die ihm nicht so wichtig sind. Ich habe gehört, was Mom über die Erlöse aus dem Lotteriespiel erzählt hat, die eigentlich an die Leihbüchereien gehen sollten. Für seine Kampagne, den Straßenbelag der Route 17 erneuern und die West Point Bridge neu bauen zu lassen, damit die – hoffentlich bald zahllosen – Touristen leichter nach Essex County reisen können, hat er diese Zuwendungen zurückgeschraubt.
    Auch wenn Dad sagt, so laufe es eben in der Welt, glaube ich nicht, dass sie ihn gewählt

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