Fahr zur Hölle
Schüssel gefüllt hatte, ging ich nach oben, um zu duschen. Dann zog ich eine kurze Pyjamahose und ein altes T-Shirt an. Keinen BH, keinen Slip. Die Freiheit war enthusiasmierend.
Zurück in die Küche.
Die Tomate war schwammig, die Gurke schleimig, der Kopfsalat war schlaff und hatte schwarze Ränder. So viel zu einem gemischten Salat.
Plan B. Etwas aus einer Dose.
Ich suchte eben in der Speisekammer, als es an der Hintertür klingelte. Argwöhnisch spähte ich hinaus.
Galimore stand auf der Veranda, das Gesicht im gelben Schein der Deckenlampe.
Ich schloss die Augen. Wünschte mich woandershin.
Ich hörte die Stimmen der Abendnachrichten. Das Kauen der Katze.
Aber wohin? Was wollte ich wirklich? Galimore hereinlassen? Ihn wegschicken?
Sowohl Hawkins als auch Slidell mochten den Mann nicht. Waren sie sauer, weil Galimore Fehler gemacht hatte?
War Galimore eine Schande für die Truppe? Waren ihre Befürchtungen berechtigt?
Hatte sich Galimore wirklich bestechen lassen? Oder war er damals achtundneunzig in eine Falle getappt? Ein Fall, an dem auch Polizeibeamte beteiligt waren?
Hatte Galimore die Gamble-Lovette-Ermittlung behindert? Versuchte er das auch jetzt? Oder war er aufrichtig daran interessiert, ein Unrecht gegenüber den Gambles wiedergutzumachen, an dem er sich zum Teil selber die Schuld gab?
Ryan rannte mir nicht gerade die Bude ein. Und Charlie Hunt ebenfalls nicht.
Brauchte ich einfach nur Bestätigung? War das der Grund, warum ich Galimore so merkwürdig attraktiv fand?
Ich schaute noch einmal hinaus.
Galimore hatte eine flache, quadratische Schachtel in der Hand. In großen roten Buchstaben stand DONATOS darauf.
Mein Blick wanderte zu der Tomate und der Gurke. Die inzwischen ihre Flüssigkeiten auf der Arbeitsfläche verströmten.
Was soll’s.
Ich ging zur Tür und schloss sie auf.
Zu spät dachte ich an meinen fehlenden Slip. Unsinnigerweise hielt ich mir die linke Hand vor die Brust.
Galimore riss die Augen auf. »O Mann!« Er hob den Pizzakarton. »Ich hoffe, Sie mögen Anchovis.«
Ich deutete zum Tisch. »Ich ziehe mir nur schnell was an.«
»Wegen mir nicht.« Galimore zwinkerte.
Ich wurde rot.
O ja, Cowboy. Wegen dir.
Als ich in Jeans und einem Sweatshirt zurückkehrte, das züchtig meine Brust bedeckte, war der Tisch bereits gedeckt. Eine kleine Flasche Pellegrino stand neben jedem Weinglas.
Aus Rücksicht mir gegenüber? Oder trank Galimore ebenfalls keinen Alkohol? Bei seiner Vergangenheit schien mir das naheliegend.
Bevor ich mich an den Tisch setzte, stellte ich den Fernseher leise.
»Was haben Sie herausgefunden?« Ich fing das Gespräch an, weil ich die Richtung vorgeben wollte.
»Später.« Galimore hob mir ein überladenes Stück Pizza auf den Teller. »Zuerst essen wir. Und erfreuen uns der vergessenen Kunst der Konversation.«
Im Verlauf von drei Portionen erfuhr ich, dass Galimore allein am Stadtrand wohnte, vier Brüder hatte, Fertiggerichte verabscheute und sich außer für Autorennen auch für Fußball und Oper begeisterte.
Er erfuhr, dass ich eine Tochter und eine Katze hatte. Und dass Letztere sich sehr für Pizza begeistern konnte.
Schließlich warf Galimore die Serviette auf den Tisch und lehnte sich zurück.
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, sagte er. »Und ich glaube, Sie treffen damit voll ins Schwarze.«
»Wie lautete Owen Poteats zweiter Vorname?«
»Timothy.«
»Und wie heißen seine Töchter?«
»Mary Ellen und Sarah Caroline.«
»Ja!« Ich hob triumphierend beide Fäuste.
»Was ich nicht verstehe, ist, wie Sie draufgekommen sind.«
»Erstens habe ich heute am frühen Abend mit meiner Tochter gesprochen. Sie erzählte von einem Mann, der steuerbegünstigte Sparkonten für die Ausbildung seiner Kinder eröffnet hatte.
Zweitens habe ich eine Freundin, die demnächst heiraten wird. Direkt nach meiner Unterhaltung mit Katy rief sie an, um sich über ihre Brautjungfern zu beschweren.«
»Mein Beileid.«
»Merci vielmals. Beide Brautjungfern haben doppelte Vornamen.«
»Wahre Töchter des Dixieland.«
»Während ich Summer zuhören musste, hab ich auf Rinaldis Code gestarrt.«
»Summer ist die reizende zukünftige Braut?«
»Wollen Sie das hören?«
Galimore hob entschuldigend die Hände.
»Der Plan, den Katy beschrieb, ist benannt nach Abschnitt 529 der Steuergesetzgebung. 529er sind Investitionsmodelle, die Eltern zu Ansparungen für die künftige Collegeausbildung bestimmter Nutznießer ermutigen sollen.«
»Okay.
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