Fahr zur Hölle
nach so vielen Jahren? Könnte es sein, dass Sie der Wahrheit langsam näher kommen und er Sie im Auge behalten will? Was Galimores Motiv auch sein mag, er handelt im Interesse einer einzigen Person. Cotton Galimore.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
Entrüstet schnaubend, drehte Hawkins sich um und ging den Gang hinunter.
Ohne nachzudenken, griff ich zum Hörer.
»Dr. Brennan. Ich bin sehr froh, dass ich Sie noch erreiche.«
»Ich wollte eben gehen.« Stimmte nicht. Aber ich wollte nicht noch eine Belehrung. Vor allem nicht von jemandem wie Special Agent Williams.
»Ich fasse mich kurz.«
»Warum haben Sie den Unbekannten von der Deponie konfisziert?« Ich beschloss, in die Offensive zu gehen.
»Die Gründe des Bureaus habe ich bereits Dr. Larabee erläutert.«
»Die Rizin-Kontamination.«
»Ja.«
»Das Toxin des Rizins ist nicht übertragbar.«
»Es war nicht meine Entscheidung.«
»War es Ihre Entscheidung, die Leiche zu kremieren?«
»Das war ein unglücklicher Fehler.«
»Was ist mit den Knochenproben?«
»Was ist damit?«
»Wurden diese Proben ebenfalls vernichtet?«
»Meines Wissens nach wurden sie in denselben Leichensack gelegt.«
»Kann es sein, dass das FBI diesen Mann nicht identifiziert haben will?«
»Das ist lachhaft.«
»Ist Ted Raines schon aufgetaucht?«
Williams wusste, was ich wissen wollte. Vermutete das FBI, dass der Unbekannte von der Deponie der vermisste Mann aus Atlanta war?
»Soweit ich weiß, nein.«
»Komischer Zufall. Raines arbeitet für das CDC. Der Unbekannte weist Hinweise auf eine Rizinvergiftung auf.«
»In der Tat.« Ich hörte etwas, das wie das Klicken eines Kugelschreibers klang. »Soweit ich weiß, haben Sie mit J. D. Danner gesprochen.«
»Nette Frisur.«
»Was haben Sie ihm gesagt?«
»Dass ich meine Einkäufe selber tragen kann.«
Eine Sekunde verstrich. Dann: »Ich bin autorisiert, Ihnen gewisse sensible Informationen mitzuteilen. Dr. Larabee hat sie bereits. Er bat mich, sie auch an Sie weiterzugeben.«
Ich wartete.
»1996 wurde das FBI auf die Patriot Posse aufmerksam. Die Gruppe war klein und lokal beschränkt, aber es gab Informationen, dass gewisse Mitglieder sich radikalisierten und vielleicht Gewalttaten planten.«
»Welche Mitglieder?«
»Das ist nicht von Bedeutung.«
»Danner?«
Der Kuli. Klick. Klick. Klick.
»Lovette?«
»Nein.«
»Worauf hatten sie es angeblich abgesehen?«
»Dies ist strikt vertraulich.«
»Na dann. Schicke ich meine Twitters-Nachricht doch nicht ab.«
»Laut unserer Quelle plante die Posse, die Wasserversorgung einer nahen Stadt zu kontaminieren.«
»Warum?«
»Zwei Vorwände. Eine Frauenklinik, die Abtreibungen anbot. Die Wahl einer Schwarzen zur Bürgermeisterin.«
Eine Mischung aus Wut und Abscheu säuerte mir den Magen. Ich griff nach meinem Diet Coke.
»Zu der Zeit, als Cindi Gamble und Cale Lovette verschwanden, stand die Posse unter Beobachtung«, sagte Williams.
»Sie hatten jemanden in der Gruppe?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»War es Lovette? Gamble?«
Williams ignorierte meine Fragen. »Unsere Erkenntnisse deuteten außerdem darauf hin, dass Mitglieder der Gruppe möglicherweise Verbindungen zu Eric Rudolph hatten.«
»Und, hatten sie die?«
»Wir waren nicht in der Lage, dies eindeutig festzustellen.«
Klick. Klick. Klick.
»Die Posse löste sich 2002 auf, aber einige der Mitglieder sind weiterhin in unserem Visier.«
»J. D. Danner.«
»Danner leitet jetzt eine viel größere Organisation mit dem Namen Loyalist Movement. Die Gruppe hat über den gesamten Südosten verteilt mehrere Tausend Anhänger.«
»Was sind das für Leute?«
»Extremisten, die glauben, dass die Regierung die Leute in Ruby Ridge und Waco absichtlich ermordet hat, und dass eine Waffenkonfiszierung von Tür zu Tür jeden Tag beginnen könnte. Ihre Ideologie orientiert sich weniger am Gedanken der Überlegenheit der weißen Rasse wie in den Neunzigern, aber viele verspritzen ihr Gift jetzt in die Richtung des Islam. Was die Gruppe zusammenhält, ist der Hass auf die Regierung.«
Ich stellte mir die Tommy Bahamas, den Saphirring, den RX-8 vor. »Danner sah ziemlich wohlhabend aus.«
»Das Loyalist Movement verfügt über beträchtliche Mittel, und Danner schöpft einen großen Teil davon ab. Aber täuschen Sie sich nicht. Obwohl er gut lebt, ist Danner in der Sache immer noch sehr engagiert. Der Kerl ist gerissen wie ein Fuchs und gefährlich wie Typhus.«
»Warum erzählen Sie mir
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