Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
an
das Krankenbett. Sie beugte sich zu ihr herunter und nahm sie freundschaftlich
in den Arm.
»Geht
es dir gut?«, fragte sie etwas besorgt.
»Hallo
Melanie, es geht so«, erwiderte sie und richtete sich auf.
Melanie
half ihr bei der Aufrichtung der Rückenlehne und zog die Bettwäsche zurecht.
Dann setzte sie sich auf die Bettkante. »Du bist zwei Tage hier, ist mit dem
Baby alles in Ordnung?«, fragte sie lächelnd und legte behutsam ihre Hand auf
die Bettdecke, streichelte darüber.
Corinna
ergriff ihre Hand und drückte sie fest. »Ach Melanie, ich hatte solche Angst um
das Kind, als meine Ärztin mir riet, ins Krankenhaus zu gehen. Es ist aber
alles wieder gut und übermorgen werde ich nach Hause entlassen.«
»Hat
dein Freund und werdender Vater dich schon besucht?«, fragte sie neugierig.
Corinna
erwiderte ihren Blick mit traurigen Augen und schüttelte den Kopf. »Nein. Hat
er nicht«, antwortete sie langsam und entwandt sich ihrem Blick, sah in
Richtung Fenster. »Er wird auch nicht kommen. Ich möchte nicht darüber reden.«
Melanie
drückte ihre Hand und nickte. »Ist gut, Corinna. Kann ich sonst irgendetwas für
dich tun? Möchtest du was trinken, ich besorge dir was, ich sitze sozusagen an
der Quelle.«
»Nein,
lass mal. Ich melde mich.« Sie drehte den Kopf zur Seite. »Ich bin etwas müde.«
»Wenn
du reden möchtest, melde dich. Ich habe heute Nachtdienst, wir hätten Zeit
dazu«, sagte sie, drückte noch einmal ihre Hand und erhob sich. An der Tür
blieb sie stehen und drehte sich um: »Ich bin ein guter Zuhörer.«
Kapitel 45
Am späten Nachmittag des nächsten Tages traf das Ergebnis des
DNA-Abgleiches von Reichert im Kommissariat ein. Winkler las den Bericht,
blähte seine Backen auf und warf das Papier ärgerlich auf seinen Schreibtisch.
Die Spuren, die der mutmaßliche Täter hinterlassen hatte, passten nicht zum
Kettenraucher. Zum dritten Mal hatten sie in den vergangenen zwei Wochen seit
Schusters Ableben Verdächtigen eine Probe abgenommen, keine von denen passte.
Winkler griff zum Telefon und trommelte seine Leute zusammen.
»Tja«,
begann er zu resümieren und blickte in die Runde, »schade, es hätte alles
gepasst. Reichert hatte ein lupenreines Motiv, Schuster ins Jenseits zu
befördern. Er hat gestanden, ihn niedergeschlagen zu haben. Nur leider muss
jemand anderes die tödlichen Stiche mit dem Jagdmesser ausgeführt haben. Seine
DNA passt nicht.
Lorenz,
der ausgeflippte Fernfahrer, dem seine Gisela Hörner aufgesetzt hat, scheidet
ebenfalls aus. Er hat ein Alibi, war zur Tatzeit in München. Der betrogene
Bauer, dem eine Wiese abgeschwatzt wurde, ist ebenfalls nicht mehr im Rennen.
Ach
ja, der Schwager von Schuster, Werner Holtmann, hätte wegen Schulden ebenfalls
ein Motiv gehabt, scheidet aber auch aus. Habe ich noch jemanden vergessen?«
Mit
gemeinsamem Kopfschütteln bestätigten sie seine Zusammenfassung.
»Petra,
konntest du was im Handy finden?«
»Bis
auf etliche Fotos von Fahrschülern, die er nach erfolgreichen Prüfungen
aufgenommen hat und sie freudestrahlend mit dem Führerschein vor dem
Fahrschulwagen zeigen, nichts Außergewöhnliches. Mal abgesehen davon, dass es
mehrere Fotos von Corinna Becker gibt. Die meisten Bilder von den Fahrschülern
tauchen übrigens auf der Homepage der Fahrschule auf. Soll wohl eine gute
Werbung sein. Außer einigen komischen Klingeltönen habe ich auch den
SMS-Verkehr nachvollziehen können, den haben wir aber schon vom Provider
vorliegen gehabt«, erwiderte sie schulterzuckend. Eigentlich hatte sie sich
mehr von dem Handyfund versprochen. Sie überlegte, ob in der fehlenden
Sim-Karte vielleicht Informationen zu finden wären, die sie weiterbrächten.
»Habt
ihr Reichert nach dem Handy von Schuster gefragt?«, stellte sie die Frage an
Winkler gewandt.
»Verdammt,
das haben wir völlig vergessen«, fluchte er. »Keno, versuch Reichert ans
Telefon zu bekommen und frag nach dem Handy. Ich will wissen, ob er es Schuster
abgenommen hat. Scheiße, wieso habe ich nicht gestern daran gedacht«, sagte er
und legte seine Stirn in Falten.
Keno
sprang auf und rannte wie von der Tarantel gestochen in sein Büro. Zufällig
hielt sich Reichert zu einer Untersuchung beim Anstaltsarzt in der
Krankenabteilung in Lingen auf und war deshalb schnell erreichbar. Er wurde
direkt mit dem Arztzimmer verbunden und eine Krankenschwester reichte den Hörer
weiter.
»Herr
Reichert, hier ist de Boer. Ich habe eine Nachfrage zu unserem
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