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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Klönne
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illegalen Gruppen im Westen.
    Im Laufe der Jahre 1939/41 wurden überall die Jungen und Führer zunächst der freien illegalen Gruppen schikaniert, verhaftet, ins KZ. gebracht oder in »Vernichtungskompanien« gebracht. Zugleich ging man auch gegen die konfessionellen Gruppen vor, die irgendwie Verbindung mit den freien Widerstandsgruppen hatten. Bis dann schließlich alle konfessionellen Gruppen an die Reihe kamen.
    Aber schon damals, nach Alfs Flucht, wußten Jürgen und seine Jungen, daß sie nun nichts weiter als ein verlorener Haufen waren, sie alle. Sie waren gejagt, verfemt, verfolgt. Und standen zugleich vor der bitteren Frage: können, dürfen wir einmal Soldaten sein für diesen Staat, der uns unsere Freiheit raubt?
    Es war alles sehr hart und auch sehr gefährlich jetzt. Und manchmal fragte sich Jürgen: Ist nicht das alles doch umsonst, unsere ganze illegale Arbeit ? Aber was hieß schließlich »Erfolg«? Man mußte einfach das Richtige tun, ohne zu fragen. Es kam ja auch darauf an, daß nicht nur die Jungen selbst, sondern auch die Leute hier und dort spürten: es war noch nicht alles tot oder stellte sich tot, es waren noch Menschen da, die wach waren.
    Im Sommer 1940 gingen Wolf, Klaus, Pit, Kostja, Tim und Jürgen noch einmal auf Großfahrt in die Alpen. Sie trafen auch ein paar befreundete Gruppen. Noch einmal wehte hoch auf dem Gipfel der Wimpel mit dem Christuszeichen und mit dem Silberfalken über den Wellen.
     

9. Kapitel
    DIE HEIMLICHE FAHNE
     
    DER SCHULDIENER öffnete die Klassentür:
    »Wolfgang Gecken zum Herrn Direktor! «
    »Mann, was hast du bloß ausgefressen? « flüsterten die Nachbarn.
    »Ich weiß von nichts. Soll wohl nicht so wild sein. Aber die Daumen könnt ihr auf jeden Fall mal drücken!«
    Wolf klopfte an der Tür des Direktorzimmers an.
    »Ja, bitte! Wolfgang Gecken? Setz dich daher. Sag mal, Wolfgang, du gehst doch regelmäßig zum Jungvolk-Dienst, nicht wahr?«
    »Zum Jungvolk-Dienst? Och — ja, manchmal geh‘ ich schon hin.«
    »Hm. Manchmal nur? Du weißt doch, Wolfgang, daß Teilnahme am Jungvolk-Dienst Pflicht ist. Warum willst du denn auch nicht mitmachen? Mein Junge, das weiß ich noch, war früher auch in so einem Jugendbund, der ist da immer gern hingegangen, das war auch ganz nett.«
    »Ja, früher —«, warf Wolf ein.
    »Still, Junge. Was sagte ich noch? Ach so, also, du mußt auf jeden Fall beim Jungvolk-Dienst mitmachen. Das möchte ich dir mitteilen, hör gut zu: mitteilen! Dann ist da noch etwas: du kennst doch den Jürgen Degner gut, nicht wahr? Du bist häufig mit ihm zusammen? Warum eigentlich?«
    »Jürgen ist mein Freund!«
    »Dein Freund? Tja, dann wirst du dir einen anderen Freund aussuchen müssen. Es ist mir von einer gewissen Stelle mitgeteilt worden, daß du oft mit Jürgen Degner zusammenkommst, daß gegen Degner — nun, sagen wir — Bedenken bestehen, und daß du den Verkehr mit ihm sofort abzubrechen hast. Hast du — ähem — hast du verstanden, was ich dir sagen will?«
    »Verstanden schon. Aber...«
    »Nichts aber, mein Junge. Der Fall ist für mich erledigt.«
    Am Mittag, nach Schulschluß, wartete Wolf vor dem Schultor sehr demonstrativ auf Jürgen. Er erzählte ihm von dem Gespräch mit dem Herrn Direktor.
    »Ich fürchte, das ist nur der Anfang«, sagte Jürgen dazu.
     
    * * *
     
    Eines Abends hatten sie ausnahmsweise einmal eine Gruppenrunde beim Kaplan gehalten. Die gesamte neudeutsche Gruppe war da, außerdem noch ein paar Jungen aus Alfs früherer Horte, auch Teddy, Wolfs einstiger Gegner im Stockfechten, war darunter.
    Als sie nach der Stunde die Treppe hinunterpolterten und Jürgen zunächst vorsichtig durch die Haustür lugte, ob die »Luft rein« sei, fuhr er überrascht zurück:
    »Schöne Bescherung. Da draußen, zum Kirchplatz hin, drückt sich eine ganze Bande von so HJ.-Typen herum, ein paar glotzen dauernd hier herüber.«
    »Die meinen uns«, vermutete Wolf.
    Pit mußte natürlich wieder bemerken:
    »Wie unanständig! Wenn die Herren unsre Bekanntschaft doch wenigstens am hellen Tage suchen wollten...«
    »Du bist ja blöd«, zischelte Teddy. »Ist doch bestens, daß es so dunkel ist. Wir werden uns denen mal kurz ,vorstellen‘. Wir schicken hier erst zwei ‘raus, die gehen auf die Gesellschaft zu, dann verteilen wir die einzelnen Leute auf uns, rasen hier ‘raus, hauen die kurz aus dem Anzug und verduften dann restlos!«
    »An sich nicht übel«, entschied Jürgen, »aber diese Aktion kommt nur dann in Frage,

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