Fahrt ohne Ende
wenn die‘s tatsächlich auf uns abgesehen haben. Dann ist Teddys Vorschlag der beste Weg. Hauptsache: es kommt nachher jeder weg! Daß weiter nichts draus wird, aus der Sache, dafür sorg‘ ich schon. Da hab‘ ich eine Idee.«
»Na gut. Dann gehen Wolf und Pit zuerst auf die zu, die beiden haben das frechste Maul.«
»Daß ich dir gleich helfe, Klaus«, schrie Wolf und wollte sich schon auf den Lästerer stürzen.
»Pst, friedlich, Kinder, bloß keinen Hader in der belagerten Festung«, meinte der Kaplan, »aber ob das nicht zu gefährlich ist, was ihr vorhabt, Jürgen? Sonst bleibt doch einfach hier, bis...«
»Bis die Kanaken da draußen kalte Füße bekommen. Nee, Herr Kaplan, das könnte zu lange dauern.«
»Na ja, wenn ihr meint, dann man los!«
Wolf und Pit gingen hinaus und schlenderten betont lässig auf den Kirchplatz zu. Als sie etwa zehn Meter von den HJ.-Burschen entfernt waren, brüllte der erste von denen los:
»Ei, ihr Hammel, was habt ihr da drüben bei dem Pfaffen wieder ausgekocht?«
Die Burschen kamen näher:
»He, könnt ihr nicht antworten?«
»Wir können doch nicht auf jeden Idioten hören, der uns anquatscht«, sagte Wolf.
»Wir Idioten?« riefen ein paar.
»Reiß dich zusammen, Mensch, wenn dir dein Leben lieb ist«, knurrte Wolf einen von den Burschen an, der ihn anzurempeln suchte. Wolf und Pit waren jetzt ganz von ihnen umringt. Wolf, dem es durchaus nicht behaglich zumute war, der aber wußte, daß er sich auf Jürgen und die anderen verlassen konnte, rief:
»Laßt uns hier ‘raus!«
»Wir euch ‘raus lassen? Das würd‘ euch gefallen. Jetzt haben wir euch erst mal...«
»Aber nicht mehr lange«, sagte Wolf leise.
Zugleich mit Pit rannte er plötzlich gegen die Burschen an. Von hinten hörte er die Kameraden heranrennen. Jeder stürzte sich auf einen von den HJ.-Burschen. Die waren meist größer, und es waren auch ein paar mehr als Jürgens Jungen, aber sie waren im ersten Augenblick zu überrascht, um richtig Widerstand zu leisten.
Zudem waren Jürgen, Kostja und Tim Meister in Jiu-Jitsu und Judo, da kamen die anderen nicht mit.
Teddy, der eine Zeitlang mit Begeisterung Boxen trainiert hatte, verteilte wohlgezielte Kinnhaken.
Nach einem schnellen Sieg auf der ganzen Linie verschwanden die Jungen ebenso flink, wie sie gekommen waren.
Als sich das »HJ.-Rollkommando« von seinem Schrecken erholt hatte, war nichts mehr von den Jungen zu sehen. Nur ein paar harmlose »Zivilisten« standen kopfschüttelnd auf dem Platz.
Für Jürgen jedoch war die Sache noch nicht erledigt. Er lief gleich noch zu einem Bekannten, der gelegentlich den Berichterstatter für die Lokalzeitung machte.
Am anderen Morgen war im »Anzeiger« unter »Lokales« folgende Notiz zu lesen:
In der Nähe der Marienkirche wurden gestern abend einige Schüler von einer Bande jugendlicher Herumtreiber angerempelt. Die Schüler setzten sich energisch zur Wehr, und die Angreifer wurden jämmerlich verprügelt. Dieser Vorfall zeigt wieder einmal, daß es 1 Fahrt ohne Ende für die Polizei Aufgabe ist, gegen derartige jugendliche Straßenbanden einmal nachhaltig durchzugreifen!
Die Folgen dieser Zeitungsnotiz waren genau im Sinne des Erfinders: Die HJ. ließ die ganze Angelegenheit völlig auf sich beruhen. Denn schließlich konnte sie sich ja nicht mit »einer jämmerlich verprügelten Straßenbande« als identisch erklären.
So ganz ohne Folgen blieb die Sache mit dem »überrollten Rollkommando« freilich doch nicht, für Jürgen wenigstens nicht. Aber sie gab wohl nur den letzten Anstoß zu dem, was Jürgen geschah.
Es war einige Wochen später, da wartete Jürgen mittags auf Wolf.
»Wolf, hast du Sonntag Zeit? Wir würden dann nach Altenberg fahren; am Samstagnachmittag mit der ganzen Gruppe ins Bergische, und Sonntag früh würd‘ ich mit dir zum Altenberger Dom fahren. Einmal, weil wir ja nur zwei Räder haben in der Gruppe, und überhaupt... Am Sonntagnachmittag sind wir dann wieder bei den anderen.«
»Ja klar hab‘ ich Zeit. Ich hab‘ mich schon lange auf Altenberg gefreut, du hattest mir doch versprochen, daß wir hinfahren.«
»Schön. Dann muß ich dir auch noch den Rest erzählen: Der Direx hat mir eben mitgeteilt, daß ich die Penne zu verlassen habe, »fristlos gekündigt«. Zugleich mußte er mir im Auftrag des Wehrbezirkskommandos mitteilen, daß ich »wegen illegaler Tätigkeit‘«‘ vorzeitig einberufen bin in eine »Frontbewährungskompagnie«, wie man das so
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