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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Klönne
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flimmernde Hitze. Hoch über dem Zug der Jungen kreisten Raubvögel: stolz und majestätisch.
    »Puh, diese Hitze hier. Und gehen kann ich bald auch nicht mehr; hast du noch was zu trinken in deiner Feldflasche, Wolf?«
    »Ja, hab‘ ich. Aber ich geb‘s dir nicht.«
    Rainer war starr vor Staunen.
    »Aber nun denk nicht, ich hätte auch schon ‘nen Sonnenstich und gönnte dir das bißchen Wasser nicht. Nur: wenn du jetzt wieder trinkst, hast du gleich noch viel mehr Durst.«
    »Mag sein, aber was hilft das: ich hab‘ ja auch Durst, wenn ich nicht trinke.«
    »Schon. Aber nicht lange. Versuch‘s mal!«
    Ein paar Stunden später meinte Rainer:
    »Alle Achtung, Wolf, dein Rezept ist richtig. Und jetzt kapier‘ ich auch, warum du deine Feldflasche noch voll Wasser hast, wenn die anderen sie längst leer haben. Und warum du doch keinen Durst hast.«
    »Ja, siehst du, ich hab‘s dir ja gesagt, so ‘n alter Waldläufer wie unsereins, der kennt die Geschichte. Aber ganz im Vertrauen: mir hat das auch erst einer sagen müssen, vorher hab‘ ich auch immer möglichst viel unterwegs getrunken und mich gewundert, daß ich trotzdem so ‘n Durst hatte!«
    Am Abend gelangten sie zu einem Bach, der vom Berg herunter unter dem Waldweg her ins Tal plätscherte.
    »Siehste, den hatten wir doch auch bestellt«, freute sich Peter. Binnen einer Minute hatten alle ein bißchen seitab auf einer Waldwiese ihre Affen und Rucksäcke und sonstigen Gepäckstücke abgeworfen, ohne daß es eines besonderen Kommandos bedurft hätte, und plantschten im kühlen Wasser herum. Wie mit einem Schlag war jeder Mißmut und jede Müdigkeit zerronnen. Als sie sich zur Genüge abgekühlt hatten und die anderen Jungen auf der Wiese lagen und sich über die Trockenverpflegung hermachten, gingen Klaus und Wolf erst schnell noch einmal mit der Karte zu Paule. Paule, das heißt, man hatte ihn jetzt umgetauft auf »Moses«, von wegen des Auszugs ins »Gelobte Land« — Moses also saß am Bachufer, ließ die Beine in den Bach baumeln und ächzte etwas über seine »alten Knochen«, die ihm den langen Marsch doch recht sauer werden ließen.
    »Ah, da seid ihr ja mit der Karte. Tja, wenn ich euch zwei nicht hätte...«
    Wolf verbeugte sich galant.
    »Auch das noch«, stöhnte Paule, »du bist doch sonst gar nicht so, Wolf. Ich seh‘ schon, du willst mit Gewalt befördert werden.«
    »Aber wenn‘s geht, nicht zum Major, sondern nach Haus«, gab Wolf zur Antwort.
    »Na, denn mal Spaß beiseite… wie weit sind wir denn gekommen heute, komm, leg die Karte mal hierher!«
    Als sie ihren jetzigen Standort auf der Karte ausgemacht hatten, meinte Paule:
    »Nun, das geht ja. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; Kameraden. In diesem Sinne: wenn alles klappt, heute nacht alles ruhig bleibt und morgen beim Marsch keiner streikt, sind wir morgen abend in der Stadt.«
    Wolf und Klaus jubelten.
    »He, eure Freudentänze könnt ihr ein bißchen weiter verlegen, ihr braucht nicht gerade in meiner Reichweite hier im Bach herumzutanzen«, rief Paule und wischte sich die Wasserspritzer aus dem Gesicht.
    »Oder kommt lieber noch mal her! Wie machen wir das heut nacht, damit es uns nicht zu kalt wird, was meinst du, Wolf, du alter Trapper?«
    Wolf wußte im Augenblick auch noch keinen Rat.
    »Aber es wird mir schon was einfallen, wenn ich angestrengt nachdenke«, tröstete er.
    »Dann, wenn ich bitten darf, möglichst noch vor morgen früh, Herr Gecken«, schloß Paule die Unterhaltung.
    Wolf hatte dann auch eine Idee, wie man die Nacht einigermaßen angenehm verbringen könnte, allerdings erst nach Peters entschiedener Unterstützung.
    Peter meinte, man könne doch aus Ästen, Strauchwerk, Zweigen und ähnlichem so eine Art Kraal bauen, er habe mal in einem Buch über die Hottentotten so was gelesen...
    »Du bist doch gar nicht so dumm, wie ich immer gedacht habe«, stellte Wolf daraufhin anerkennend fest.
    Nachdem der dadurch hervorgerufene Ringkampf mit einem Siege Peters geendet hatte — »zweite Runde nachher«, sagte Wolf —, überlegten die beiden sehr einträchtig die näheren Einzelheiten ihres Vorhabens. Dann wurde Paule eingeweiht, ein »Palaver« veranstaltet — »wenn schon à la Hottentotten, dann auch richtig«, äußerte Peter sich —, und bald darauf waren alle damit beschäftigt, Zweige, Äste und Buschwerk zusammenzutragen. Daraus wurde ein gutes Stück oberhalb des Weges auf einer Waldlichtung der »Kraal« hergerichtet. Mitten darin machten sie

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