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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Klönne
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ein kleines Feuer, das ruhig ein bißchen qualmen und schwelen durfte, aber nicht mit hoher Flamme brennen. Denn dann hätte das vielleicht die Aufmerksamkeit unerwünschter Gäste erregt...
    Nachts stellten sie natürlich Wachen aus, unten am Weg, bei der kleinen Brücke, die über den Bach führte.
    Wolf und Peter hatten von drei bis vier Uhr Wache.
    »Nichts los, ich glaub‘, ihr könnt ruhig auch hier pennen«, meinten Klaus und Gerd, die vor ihnen Wache gehabt hatten und nun von ihnen abgelöst wurden.
    »Pennen? Lieber nicht!« sagte Wolf.
    In der ersten halben Stunde war alles ruhig, es war nichts zu hören als die Geräusche des nächtlichen Waldes, die für Wolf ja nichts Neues waren, und es war nichts zu sehen als die im Dunkel verschwimmenden Schemen des Waldes und die hellen Sterne des Himmels.
    Die beiden Jungen wurden langsam unaufmerksam, sie wurden müde, allmählich fielen ihnen die Augen zu...
    Peter fuhr auf:
    »Du, Wolf, hörst du nichts?« flüsterte er Wolf zu und stieß ihn etwas unsanft in die Seite. Wolf war sofort wach. Jetzt hörte er es auch: noch ein gutes Stück entfernt waren Stimmen zu hören, fremde, tschechische Laute offenbar.
    »Die kommen hier den Weg ‘rauf!«
    »Hoffentlich haben sie nichts von unserem Feuer gesehen!«
    »Weißt du was? Du mußt sofort zum Lager hinauflaufen und das Feuer verdecken, damit wenigstens jetzt nichts mehr aufkippt. Ich bleib‘ hier unten, wenn die Kerle zum Lager hoch wollen, dann lenk‘ ich sie irgendwie ab, los, mach schnell!«
    Wolf war nicht von ungefähr auf diesen Einfall gekommen, er hatte sich an einen Abend in der Heimatstadt erinnert, an dem Jürgen und er... aber er hatte jetzt keine Zeit, daran zu denken.
    Die Schritte kamen näher. Hoffentlich war Peter inzwischen oben beim Lager und hatte das Feuer ausgelöscht!
    Jetzt konnte Wolf die Umrisse zweier Gestalten erkennen. Ob sie in den Wald zum Lager hinauf gingen? Bis jetzt waren sie noch auf dem Weg. Wolf ließ sich das Bachufer hinunter in das Bachbett gleiten. Als er davon überzeugt war, daß die beiden Männer weiter auf dem Weg blieben, drückte er sich dicht unter die Bohlen der Holzbrücke. Gott sei Dank, sie gingen weiter, hatten vom Lager nichts gemerkt, und ihn hier unter der Brücke würden sie sicher nicht entdecken.
    Jetzt zitterten über ihm die Balken der Brücke unter dem schweren Tritt zweier Männer. Die hatten anscheinend Stiefel an, dachte Wolf, na ja, solange die Brücke ihm nicht überm Kopf zusammenstürzte, hatte er nichts dagegen. Als der Waldboden in der Ferne die schweren Schritte der Männer endgültig verschluckt hatte, stieg Wolf aus dem Bach heraus, schimpfte etwas über die nassen Füße, die er sich bei diesem Unternehmen geholt hatte, und ging zum Lager hinauf. Oben kauerte Peter vor dem »Kraal«. Das Feuer war mit Erde zugedeckt.
    »Sind sie weg?« fragte Peter.
    »Ja, sie hatten leider keine Zeit, uns einen Besuch abzustatten in unserem Lager. Außerdem, als wohlerzogene Menschen wollten sie nicht mitten in der Nacht...
    »Wer redet da von wohlerzogenen Menschen? Natürlich der Wolf. Habt ihr eure Wache schon um?«
    Paule kam leicht schlotternd vor Kälte aus dem »Kraal« herausgestiegen.
    »Oh, Paul — Entschuldigung, Herr Studienrat, wollt, ich sagen, also, das war ganz spannend eben... «
    Und Wolf erzählte, was sie unten am Weg erlebt hatten.
    »Na, auf den Schrecken hin will ich euch mal großzügig eine Stärkung spendieren«, sagte Paule und schob den beiden Jungen ein Stück Schokolade in den Mund. Dann gingen zwei andere Boys zur Wache hinunter.
    Aber es ereignete sich nichts Außergewöhnliches mehr in dieser Nacht. Auch am anderen Tage ging alles glatt. Sie begegneten zwar einigen Tschechen, aber das waren harmlose und friedliche Männer, die sie ruhig des Weges ziehen ließen, ja die Jungen mitunter freundlich grüßten. Der Tagesmarsch war recht anstrengend, aber als Ziel lockte ja die Stadt, die Eisenbahnlinie und damit die ferne Heimat...
    Zwei Tage später langten sie wohlbehalten in der Heimat an.
     

11. Kapitel
    UNSERE FAHNE IST DIE TREUE
     
    WOLF SCHLENDERTE LANGSAM über den Bürgersteig der Hochstraße, der großen Pracht- und Geschäftsstraße der Stadt. Wolf blieb manchmal vor den Auslagen stehen. Das war sonst eigentlich gar nicht seine Art, so langsam über die Straße zu promenieren und sich die Geschäfte anzuschauen. In diesem Augenblick kam es Wolf selbst zum Bewußtsein, daß er irgendwie ein anderer war in der

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