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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»Es kommt nicht oft vor, dass ich mit einem klugen Kollegen offen Gedanken austauschen kann.«
    »Ich würde Sie gern an meinen Forschungsergebnissen teilhaben lassen«, sagte Lüder. »Helfen Sie mir ein bisschen. In welchem Wald muss ich suchen?«
    »Interessieren Sie sich für eine bestimmte Sorte Honig?«
    Lüder nickte. »Man hat mir gesagt, die Sorte ›Holstenexpress‹ sei besonders vitaminreich. Kennen Sie die?«
    »Ich habe davon gehört. Sie ist eine spezielle Art. Die gibt es nicht in Kenia. Man munkelt, das Bienennest würde in Somalia liegen.«
    »Wenn ich mich mit dem dazugehörigen Imker unterhalten möchte … Wo finde ich den?«
    Kiambi sah sich um, als fürchtete er, abgehört zu werden. »Wenn ich mehr wüsste, würde ich Ihnen helfen.«
    »Und wer könnte mir behilflich sein?«
    »Somalia ist ein Land, das absolut tödlich ist«, wechselte der Kenianer urplötzlich in die Klarsprache. »Dagegen sind der Mond und der Mars nichts mit ihrer lebensfeindlichen Umgebung.«
    »Wo finde ich einen Gesprächspartner? Ich würde mich Ihnen gegenüber mit Informationen erkenntlich zeigen.«
    »In diesem Fall liegt vieles noch mehr im Dunkeln als sonst. Ich habe nur von einem Einzigen gehört, über den Drähte nach Somalia laufen.«
    »Wer?«
    Kiambi rückte ein wenig näher an Lüder heran. »Ein Schweizer«, wisperte er.
    »Urs Hürlimann?«
    Als hätte Lüder Masern, wich Kiambi ein Stück zurück.
    »Ich habe den Namen nicht genannt«, sagte der Journalist erschrocken.
    Merkwürdig, dachte Lüder. Sein Begleiter sprach offen zu ihm. Zumindest konnte man den Eindruck gewinnen. Warum reagierte er fast panisch, als Lüder den Namen des Schweizers in Mogadischu erwähnte? Kiambi hatte zuvor erklärt, dass er und seine Kollegen vom »Kenia Mirror« sich trotz aller Widrigkeiten für eine möglichst objektive Pressearbeit einsetzten. Offensichtlich gab es doch gravierende Unterschiede zwischen dem politischen Druck, dem sie ausgesetzt waren, und der Gefahr, die von einer kriminellen Szene ausging. Und dieser Unterschied schien absolut tödlich zu sein. Lüder wunderte es nicht. Hier waren nicht Kleinkriminelle am Werk, es ging um Millionenbeträge für die Freigabe eines gekaperten Schiffes.
    »Wie komme ich an Hürlimann heran?«, fragte Lüder.
    Kiambi legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Psst. Nicht so laut.« Erneut sah er sich um, ob irgendjemand den beiden Männern besondere Aufmerksamkeit widmete. Dann rückte er wieder an Lüder heran. »Ich habe gehört, man gibt in einer Zeitung eine Suchanzeige auf: ›Suche die Adresse des Schweizer Honorarkonsuls.‹«
    »Sehr sinnig«, meinte Lüder. »Mit dem Zusatz: ›in Mogadischu‹?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und wer liest die Zeitung? Von wem erhalte ich die Adresse des ›Honorarkonsuls‹?«
    Kiambi breitete die Hände aus. »Das weiß ich nicht.«
    »In welcher Zeitung muss ich inserieren?«, fragte Lüder.
    »Zum Beispiel in unserer.«
    Lüder war überrascht. Es wurde immer mysteriöser. Sein Begleiter hatte sich viel Mühe gegeben, ihm das Bild eines unerschrockenen Journalisten zu vermitteln, und jetzt konnte Lüder den Verdacht nicht zerstreuen, Kiambi sei daran gelegen, dass Lüder Kontakt zu Hürlimann knüpfte.
    »Gut«, sagte er entschlossen. »Wo kann ich die Anzeige aufgeben?«
    »Das würde ich für Sie übernehmen.«
    Lüder fingerte ein paar Scheine Kenia-Schillinge aus seiner Tasche. »Was kostet das?«
    Kiambi warf einen kurzen Blick auf das Geld. »Das reicht. Es ist sogar zu viel.«
    »Behalten Sie den Rest.«
    »Ich bin unbestechlich«, erwiderte der Kenianer, und Stolz schwang in seiner Stimme mit.
    »Reichen Sie die Differenz an den Fonds für in Not geratene Journalisten weiter«, sagte Lüder.
    Afrika war ein nur schwer zu verstehendes Land. So dicht lagen Korruption und Stolz beieinander. Inzwischen hatten sie die zweite Flasche Budweiser geleert. Lüder wollte keinen weiteren Alkohol zu sich nehmen. Sicher würde er von einer weiteren Flasche nicht betrunken sein, aber jeder Tropfen verminderte die Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit. Und er befand sich in einem unbekannten Viertel in Nairobi, abseits der City, in dem Europäer nicht gern gesehen wurden.
    »Ich möchte gehen«, sagte Lüder.
    Kiambi nickte. »Ich gebe Ihnen meine Mailadresse«, erklärte er und nannte Lüder gleich mehrere. »Drei gehören mir, zwei befreundeten Kollegen, falls es einmal technische Störungen geben sollte.«
    Die Art, wie er es

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