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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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große Distanzen
besabberten. Ich spreche hier natürlich auch über mich. Zur Auswahl gab es auf
dem Gelände mehrere jüngere Schönheiten, sogar auch einige zarthäutige Mädchen
mit noch frühlingsfrisch durchschimmerndem Schamhaar. Dana hatte auch mich gut
im Blick. Irgendwann sollten wir alle in den Gemüsegarten kommen, um Salat und
anderes Grünzeug für das gemeinsame Mittagessen zu holen. Der Gemüsegarten war
als Ganzes natürlich auch eine Art Kunstwerk und Ausstellungsstück. Ich kam
eher zufällig hinter Yvette zum Einsatz und konnte mein Glück nicht fassen, als
sich diese göttliche Erscheinung plötzlich freiheraus bückte, um irgendwo etwas
Unkraut zu jäten und auch an dieser Stelle die gestalterische Vollkommenheit
herzustellen. Was ich dabei plötzlich und vollkommen unverhofft zu sehen bekam,
kurierte mich auf einen Schlag. Daß mir Yvette ihren wunderbar pelzigen
Fotzhügel entgegenstreckte und dabei ihre ganze Scham öffnete, war plötzlich
zweitrangig. Ich sah, daß sie um den Anus herum irgendwelche Auswüchse,
Wucherungen sitzen hatte, deren Existenz auf Menschenkörpern mir bis dahin
vollkommen unbekannt war. Waren es äußere Hämorrhoiden? - Waren es
Analprolapse? - Waren es Marisken?
    Oder waren
es Folgen einer mißglückten Operation? fragte ich mich - und das gleiche frage
ich mich bis heute. Ich drehte mich instinktiv schnell weg, so daß ich noch
mitbekam, wie sich ein ebenfalls stark abgelenkter und mit einem scharfen
Spaten ausgestatteter Helfershelfer gefährlich verletzte. Er hatte seinen
Spaten - verzweifelt durch seine unerfüllbare Ficksehnsucht, nehme ich an - in
die Erde rammen wollen und hackte sich dabei beinah einige Zehen ab.Die
Afteröffnung meiner zukünftigen Lebensgefährtin, überlegte ich mir hinterher,
würde aussehen müssen wie ein zarter Babymund. Auf jeden Fall würde sie frei
sein müssen von egal wie gearteten Kutteln.
    Wie es
nach diesem erotischen Foltertag zwischen mir und Dana weiterging, ist schnell
erzählt. Als wir nach Hause kamen, wollte ich sie als erstes ins Bett bugsieren
- und sie sagte wütend NEIN. Das war neu und bedeutete den totalen Bruch
unserer einvernehmlich festgebumsten Regeln. Weil wir aber innerseelische Dinge
generell nicht gewohnt waren zu besprechen, verlief auch der an diesem Tag
eingeläutete Trennungsprozeß vollkommen wortlos. Auch wenn folgendes damit
nicht unbedingt zusammenhängt: Beim Fellatio hatten ihre Lippen und ihre Zunge
ähnlich artikulationsschwach agiert. Unser Sex hatte inzwischen sowieso etwas
Rituell-Maschinelles, und ich war während unserer gemeinsamen Zeit - was das
Sprechen betrifft - eher auf das Zuhören spezialisiert. Zwischen uns kam es
also zu keiner Aussprache, der weitere Gang der Dinge blieb offen, bedeutete im
Grunde aber das Ende. Ich hörte irgendwann auf, Dana zu besuchen, von ihr kamen
keine einladenden Signale. Wer von uns in den nächsten Monaten sexuell mehr
litt, weiß ich nicht. Wenn wir uns begegneten, gaben wir uns einfach die Hand.
     
    sein
auge blieb trocken, floß nicht aus
    Den Penis
meines Onkels habe ich als Kind nur ein einziges Mal gesehen. An dem Tag und in
dem Augenblick war er besonders klein und schrumpelig gewesen, deswegen auch
überraschend dunkelhäutig, und sah wie eine Kackwurst aus, die an einer
falschen Stelle herausgekommen war. Mein Onkel konnte zu allem Unglück kein »?«
aussprechen. An sich hat es im Land der Tschechen und Mähren nie als ein
Verbrechen gegolten, trotzdem quälen sich die meisten der
NUR-28-Konsonanten-Sprecher in der Kindheit mit seltsamen Sprechübungen, um
wegen des fehlenden neunundzwanzigsten Mitlauts nicht aufzufallen. Manche lernen
es trotzdem nie und benutzen ihr Leben lang ein gequältes Ersatz-»?«. Auch
einer unserer Präsidenten mußte sich mit dieser Konsonantenkrücke begnügen.
Onkel ONKEL hatte bei uns von Anfang an - wie mehrfach geschildert - keinen
besonders guten Stand. Er leistete sich immer wieder Fehlgriffe, die man nicht
vergessen und die man ihm auch nie ganz verzeihen wollte. Wenigstens konnte man
einige originelle Anekdoten - hinter Onkels Rücken versteht sich - mit
Vergnügen zum Besten geben und Onkels schlechten Ruf in der Stadt auf diese
Weise festigen. Als Tante Eva nach der Entbindung nach Hause kam und mit meiner
ersten Cousine im Körbchen auf dem Treppenabsatz stand, hielt er ihr statt
Blumen eine Schüssel mit kochendem Wasser entgegen. Sie sollte darin ihre Hände
desinfizieren. Aber wie schon einmal

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