Falken: Roman (German Edition)
ähnlich angespannte, elende Zeit erinnern, seit der Kardinal gefallen ist. Ich nehme es Ihnen nicht übel, Mark, wenn es Ihnen schwerfällt, mir zu trauen. Am Hof gibt es so viel böses Blut, dass niemand mehr dem anderen glaubt. Ich habe Sie hergebeten, weil Sie der Königin nahe sind und die anderen Gentlemen mir nicht helfen werden. Ich habe die Macht, Sie zu belohnen, und werde dafür sorgen, dass Sie bekommen, was Sie verdienen, wenn Sie mir einen Einblick in die Wünsche der Königin geben. Ich muss wissen, warum sie so unglücklich ist und was ich dagegen tun kann. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie einen Erben empfängt, solange sie so voller Unruhe ist. Aber wenn es ihr gelingt: Ah, dann werden all unsere Tränen trocknen.«
Mark blickt auf. »Es ist kein Wunder, dass sie unglücklich ist«, sagt er. »Sie ist verliebt.«
»In wen?«
»In mich.«
Er, Cromwell, beugt sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch: Er legt sich eine Hand vors Gesicht.
»Sie sind verblüfft«, sagt Mark.
Verblüffung ist nur ein Teil dessen, was er empfindet. Ich dachte, sagt er sich, es würde schwierig werden. Dabei ist es wie Blumenpflücken. Er senkt die Hand und strahlt den Jungen an. »Nicht so verblüfft, wie Sie vielleicht glauben. Denn ich habe Sie beobachtet, und ich habe die Gesten der Königin gesehen, ihre vielsagenden Blicke und zahlreichen Gunstbeweise. Und wenn das alles öffentlich zu sehen ist, was geschieht dann erst hinter verschlossener Tür? Und natürlich ist es keine Überraschung, dass sich eine Frau zu Ihnen hingezogen fühlt. Sie sind ein sehr gut aussehender junger Mann.«
»Obwohl wir dachten, Sie wären ein Sodomit«, sagt Richard.
»Ich doch nicht, Sir!« Mark wird rot. »Ich bin so sehr ein Mann wie jeder von Ihnen.«
»Das heißt, die Königin würde einen guten Bericht über Sie abgeben?«, fragt er lächelnd. »Sie hat Sie ausprobiert, und Sie haben ihr gefallen?«
Der Blick des Jungen gleitet zur Seite wie ein Stück Seide über Glas. »Darüber kann ich nicht reden.«
»Natürlich nicht. Also müssen wir unsere eigenen Schlüsse ziehen. Sie ist keine unerfahrene Frau, denke ich, und wäre nicht interessiert an einer weniger meisterlichen Leistung.«
»Wir armen Männer«, sagt Mark, »wir arm geborenen Männer, meine ich, sind in dieser Hinsicht in keiner Weise minderwertiger.«
»Das stimmt«, sagt er. »Obwohl Gentlemen Ladies diesen Umstand vorenthalten, wenn sie können.«
»Sonst«, sagt Richard, »würde es jede Herzogin im Wald mit einem Holzfäller treiben.«
Er muss lachen. »Nur dass es so wenige Herzoginnen gibt und so viele Holzfäller. Da muss es einen ziemlichen Wettbewerb geben, sollte man denken.«
Mark sieht ihn an, als entweihte er ein geheiligtes Mysterium. »Wenn Sie meinen, sie hat noch andere Liebhaber, nun, ich habe sie nie danach gefragt, das würde ich nie tun, aber ich weiß, dass sie eifersüchtig auf mich sind.«
»Vielleicht hat sie andere ausprobiert und war enttäuscht von ihnen«, sagt Richard. »Und unser Mark hier gewinnt den ersten Preis. Ich gratuliere Ihnen, Mark.« Und mit offener cromwellscher Einfachheit beugt er sich vor und fragt: »Wie oft haben Sie …?«
»Es kann nicht einfach sein, eine Gelegenheit zu finden«, sagt er. »Auch wenn ihre Ladies Bescheid wissen.«
»Sie mögen mich nicht«, sagt Mark. »Sie würden abstreiten, was ich Ihnen erzählt habe. Sie sind auf der Seite von Weston, Norris und den Lords. Ich bin ein Nichts für sie, sie fahren mir durchs Haar und nennen mich einen Laufburschen.«
»Nur die Königin ist Ihnen zugetan«, sagt er. »Aber auf die kommt es an!« Er macht eine Pause. »Irgendwann wird es nötig sein, dass Sie uns sagen, wer die anderen sind. Zwei Namen haben Sie uns schon genannt.« Mark sieht ihn an, der Wechsel der Tonart erschreckt ihn. »Jetzt werden Sie uns alle geben. Und antworten Sie Master Richard. Wie oft?«
Der Junge ist unter seinem Blick erstarrt. Aber wenigstens hat er seinen Augenblick in der Sonne genossen. Wenigstens kann er sagen, dass er den Master Sekretär überrascht hat: was nur wenige Männer behaupten können, die sich noch ihres Lebens erfreuen.
Er wartet auf Mark. »Nun, vielleicht haben Sie recht damit, es nicht auszusprechen. Besser, es gleich aufzuschreiben, oder? Ich muss sagen, Mark, meine Schreiber werden so erstaunt sein wie ich. Ihre Hände werden so sehr zittern, dass sie das Blatt beklecksen. Und auch der Rat wird erstaunt sein, wenn er von Ihren Erfolgen
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