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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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dabei gewesen. Das gibt eine schöne Ballade für die Druckerei. Henry befingert die Laute, während der Lautenspieler die Spalte seiner Frau befingert.«
    »Wenn Sie von einem solchen Drucker hören«, sagt er, »berichten Sie mir, und ich mache den Laden zu.«
    Norfolk sagt: »Hören Sie, Cromwell. Ich lasse nicht zu, dass dieser Sack Knochen der Ruin meines Adelshauses ist. Wenn sie sich danebenbenommen hat, darf das nicht auf die Howards zurückfallen, nur auf die Boleyns. Und ich brauche auch keinen erledigten Wiltshire. Dem soll nur der törichte Titel genommen werden. Monseigneur, ich bitte Sie.« Der Herzog bleckt die Zähne vor Schadenfreude. »Ich will ihn herabgesetzt sehen, nachdem er die letzten Jahre den stolzen Gockel gegeben hat. Sie werden sich daran erinnern, dass ich diese Heirat nie befördert habe. Nein, Cromwell, das waren Sie. Ich habe Henry Tudor immer vor ihrem Charakter gewarnt. Vielleicht zeigt ihm das jetzt, dass er in Zukunft besser auf mich hört als auf Sie.«
    »Mylord«, sagt er, »haben Sie den Haftbefehl?«
    Norfolk schwenkt ein Pergament. Als sie Annes Räume betreten, rollen ihre männlichen Bediensteten gerade die große Tischdecke zusammen; sie selbst sitzt noch unter ihrem Baldachin. Sie trägt purpurnen Samt, und sie – der Sack Knochen – wendet ihnen das perfekte Elfenbeinoval ihres Gesichts zu. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass sie etwas gegessen hat. Gereiztes Schweigen beherrscht den Raum, die Anspannung ist auf den Gesichtern erkennbar. Die Räte müssen warten, bis die Decke fertig eingerollt und die Tischwäsche zusammengelegt ist und die korrekten Ehrerbietungen dargebracht sind.
    »Da bist du also, Onkel«, sagt sie. Ihre Stimme ist schwach. Einer nach dem anderen werden sie von Anne begrüßt. »Lordkanzler. Master Kämmerer.« Weitere Räte drängen hinter ihnen herein. Viele, so scheint es, haben von diesem Augenblick geträumt. Sie haben davon geträumt, von Anne auf den Knien angefleht zu werden. »Mylord Oxford«, sagt sie. »Und William Sandys. Wie geht es Ihnen, Sir William?« Sie scheint es tröstend zu finden, sie alle beim Namen zu nennen. »Und Sie, Cremuel.« Sie beugt sich vor. »Sie wissen, dass ich Sie geschaffen habe.«
    »Und er Sie«, fährt Norfolk auf. »Und seien Sie sicher, dass er es bereut.«
    »Aber mir hat es zuerst leidgetan«, sagt Anne. Sie lacht. »Und meine Reue ist größer.«
    »Sind Sie so weit, dass wir gehen können?«, sagt Norfolk.
    »Ich weiß nicht, wie ich so weit sein soll«, sagt sie einfach.
    »Kommen Sie einfach mit«, sagt er, Cromwell. Er streckt die Hand aus.
    »Ich würde lieber nicht in den Tower gehen.« Die gleiche leise Stimme, die nichts mehr, nur noch Höflichkeit enthält. »Ich würde lieber den König sprechen. Kann ich nicht hinauf nach Whitehall gebracht werden?«
    Sie kennt die Antwort. Henry verabschiedet sich nie. Einst, an einem reglos heißen Sommertag, ritt er aus Windsor davon und ließ Katherine hinter sich zurück. Er hat sie nie wieder gesehen.
    Sie sagt: »Sicher, Masters, werden Sie mich nicht so mitnehmen wollen, wie ich bin. Ich habe nicht einmal das Nötigste gepackt und nichts zum Wechseln. Ich sollte meine Frauen bei mir haben.«
    »Ihre Kleider werden Ihnen gebracht werden«, sagt er. »Und Frauen, um Sie zu bedienen.«
    »Ich hätte lieber meine eigenen Ladies aus meinen Gemächern.«
    Blicke werden getauscht. Sie scheint nicht zu wissen, dass es diese Frauen sind, die gegen sie ausgesagt haben, diese Frauen, die sich um den Master Sekretär drängen, wo immer er auftaucht, und erpicht darauf sind, ihm zu erzählen, was er hören will, verzweifelt darum bemüht, die eigene Haut zu retten. »Nun, wenn mir dieser Wunsch nicht gewährt wird … dann wenigstens ein paar Leute aus meinem Gefolge.«
    Fitz räuspert sich. »Madam, Ihr Gefolge wird aufgelöst.«
    Sie zuckt zusammen. »Cremuel wird Anstellungen für sie finden«, sagt sie leichthin. »Er ist gut mit Bediensteten.«
    Norfolk stößt den Lordkanzler an. »Weil er unter ihnen aufgewachsen ist, wie?« Audley wendet den Blick ab. Er ist immer Cromwells Mann.
    »Ich glaube nicht, dass ich mit einem von Ihnen komme«, sagt sie. »Ich werde mit William Paulet gehen, falls es ihm gefällt, mich zu begleiten, weil Sie mich im Rat heute Morgen alle beleidigt haben, nur Paulet war ein Gentleman.«
    »Herrgott noch mal«, gluckst Norfolk. »›Ich werde mit Paulet gehen‹, wie? Ich nehme Sie unter den Arm und verfrachte Sie mit dem

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