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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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müssen einen anderen Weg finden, Master Sekretär.«
    »Das werde ich«, sagt er unbeschwert. Er steht auf. »Es tut mir leid, dass Sie die letzte Chance vergeben, dem König zu gefallen.« An der Tür dreht er sich noch einmal um. »Sie sind nur so stur«, sagt er, »weil Sie schwach sind.«
    Harry Percy sieht ihn an. »Schlimmer noch, Cromwell. Ich sterbe.«
    »Bis zum Prozess halten Sie noch durch, oder? Ich werde Sie in die Jury setzen. Wenn Sie nicht Annes Ehemann sind, können Sie Ihr Richter sein. Das Gericht braucht weise und erfahrene Männer wie Sie.«
    Harry Percy ruft hinter ihm her, aber er verlässt das Haus mit großen Schritten und schüttelt den Kopf zu den Gentlemen draußen vor der Tür hin. »Nun«, sagt Master Wriothesley, »ich war sicher, dass Sie ihn zur Vernunft bringen können.«
    »Die Vernunft hat ihn verlassen.«
    »Sie wirken niedergeschlagen, Sir.«
    »Tue ich das, Nennt-Mich? Ich wüsste nicht, warum.«
    »Wir können den König immer noch freibekommen. Der Mylord Erzbischof wird einen Weg wissen. Und wenn wir Mary Boleyn mit hineinbringen müssen und sagen, die Ehe war wegen der Nähe zu ihr unrechtmäßig.«
    »Unsere Schwierigkeit im Fall von Mary Boleyn ist, dass der König über die Umstände im Bilde war. Vielleicht hat er nicht gewusst, ob Anne heimlich verheiratet war. Dass sie Marys Schwester war, wusste er immer.«
    »Haben Sie je so etwas gemacht?«, fragt Master Wriothesley nachdenklich. »Mit zwei Schwestern?«
    »Ist das die Art Frage, die Sie im Moment beschäftigt?«
    »Man fragt sich nur. Wie es sein würde. Am französischen Hofe, heißt es, war Mary Boleyn eine große Hure. Glauben Sie, König François hatte sie beide?«
    Er betrachtet Wriothesley mit neuem Respekt. »Das ist ein Gedanke, den ich vielleicht weiterverfolgen werde. Aber jetzt … weil Sie ein guter Junge waren und Harry Percy weder geschlagen noch beschimpft, sondern geduldig, wie gebeten, draußen vor der Tür gewartet haben, werde ich Ihnen etwas erzählen, das Ihnen gefallen wird. Früher einmal, als sie vorübergehend ohne Förderer war, hat Mary Boleyn mich gebeten, sie zu heiraten.«
    Master Wriothesley starrt ihn an. Einzelne Silben hervorstoßend, folgte er ihm. Was? Wann? Warum? Erst, als sie auf ihren Pferden sitzen, bringt Wriothesley einen zusammenhängenden Satz hervor: »Bei Gott, dann wären Sie der Schwager des Königs.«
    »Aber nicht mehr lange«, sagt er.
    Es ist ein luftiger, schöner Tag. Sie kommen auf ihrem Weg zurück nach London gut voran. An anderen Tagen, in anderer Gesellschaft würde er die Reise genießen.
    Aber wessen Gesellschaft hätte das sein sollen, fragt er sich, als sie in Whitehall absteigen. Bess Seymours? »Master Wriothesley«, fragt er, »können Sie meine Gedanken lesen?«
    »Nein«, sagt Nennt-Mich. Er wirkt verblüfft und irgendwie beleidigt.
    »Glauben Sie, ein Bischof könnte meine Gedanken lesen?«
    »Nein, Sir.«
    Er nickt. »Gut.«
    Der kaiserliche Botschafter kommt ihn besuchen, er trägt seinen Weihnachtshut. »Extra für Sie, Thomas«, sagt er, »weil ich weiß, dass es Sie glücklich macht.« Er setzt sich und winkt einem Diener zu, der Wein bringen soll. Der Diener ist Christophe. »Brauchen Sie diesen Rüpel für alles?«, sagt Chapuys. »Hat der nicht den Jungen, Mark, gefoltert?«
    »Erstens ist Mark kein Junge, er ist nur unreif. Und zweitens hat ihn niemand gefoltert.« Jedenfalls, sagt er, »nicht unter meinen Augen oder in meiner Hörweite, auch nicht auf meinen Befehl, meinen Vorschlag oder mit meiner Erlaubnis, ausgesprochen oder unausgesprochen.«
    »Ich habe das Gefühl, Sie bereiten sich auf den Gerichtssaal vor«, sagt Chapuys. »Es war ein Seil mit Knoten, richtig? Um den Kopf gebunden? Sie haben gedroht, ihm damit die Augen herauszudrücken?«
    Er wird wütend. »Das wird vielleicht da, wo Sie aufgewachsen sind, so gemacht. Ich habe von so etwas noch nicht gehört.«
    »Dann war es also die Streckbank?«
    »Sie werden ihn bei seinem Prozess sehen und können sich selbst ein Urteil darüber bilden, ob er gefoltert wurde. Ich habe Männer gesehen, die man mit der Streckbank gefügig gemacht hat. Nicht hier, im Ausland. Sie mussten auf einem Stuhl getragen werden. Mark ist so beweglich, wie er es als Tänzer war.«
    »Wenn Sie es sagen.« Chapuys scheint es zu gefallen, ihn provoziert zu haben. »Und wie geht es Ihrer ketzerischen Königin?«
    »Sie ist tapfer wie ein Löwe. Das wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Und stolz, aber sie

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