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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Land reiten. Es gibt Leute, die dich angreifen könnten, weil du mein Sohn bist.«
    »Wie soll das gehen?«, sagt Gregory. »Wie sollen die mich erkennen?« Türen öffnen sich, Füße kommen die Treppe herunter, fragende Gesichter füllen die Diele. Die Neuigkeiten aus dem Gerichtssaal sind ihm vorausgeeilt. Ja, bestätigt er, alle sind schuldig gesprochen worden, alle verurteilt. Ob sie nach Tyburn kommen, weiß ich nicht, aber ich will den König dazu bewegen, ihnen ein schnelleres Ende zu gewähren. Ja, Mark auch, denn als er unter meinem Dach war, habe ich ihm Gnade angeboten, und das ist alle Gnade, die ich ihm verschaffen kann.
    »Wir haben gehört, dass sie alle verschuldet sind, Sir«, sagt Thomas Avery, der ihm die Bücher führt.
    »Wir haben gehört, dass es gefährliche Menschenansammlungen gab, Sir«, sagt einer seiner Wachmänner.
    Thurston, der Koch, kommt heraus, voller Mehl: »Thurston hat gehört, es wurden Pasteten verkauft«, sagt der Narr Anthony. »Und ich, Sir? Ich höre, dass Ihre neue Komödie sehr gut aufgenommen wurde. Alle haben gelacht, bis auf die Sterbenden.«
    Gregory sagt: »Aber es könnte noch Begnadigungen geben?«
    »Zweifellos.« Ihm ist nicht danach, noch etwas hinzuzufügen. Jemand hat ihm einen Becher Ale gereicht, er wischt sich den Mund ab.
    »Ich erinnere mich, wie wir in Wolf Hall waren«, sagt Gregory, »und Weston sprach so dreist zu Ihnen, worauf Rafe und ich ihn in unserem Zaubernetz gefangen und aus dem Fenster geworfen haben. Aber wir hätten ihn nicht getötet.«
    »Der König folgt seinen Wünschen, und so viele vornehme Gentlemen gehen zugrunde.« Er spricht den gesamten Haushalt an. »Wenn Ihre Bekannten Ihnen sagen, und das werden sie zweifellos, wenn sie Ihnen also sagen, dass ich es war, der diese Männer verurteilt hat, antworten Sie ihnen, dass es der König und das Gericht waren, dass alle Vorschriften eingehalten wurden und niemandem bei der Suche nach der Wahrheit körperlicher Schaden zugefügt wurde, was immer man auf den Straßen Londons sagen mag. Und wenn schlecht informierte Leute Ihnen sagen, dass diese Männer sterben müssen, weil ich einen Groll gegen sie hege, glauben Sie das bitte nicht. Diese Sache hat mit Groll nichts zu tun, und ich hätte keinen der Männer retten können, auch wenn ich es versucht hätte.«
    »Aber Master Wyatt muss nicht sterben?«, fragt Thomas Avery. Ein Raunen wird hörbar, Wyatt ist in diesem Haus beliebt, wegen seiner Großzügigkeit und seiner Höflichkeit.
    »Ich muss jetzt in mein Arbeitszimmer und die Korrespondenz aus dem Ausland lesen. Thomas Wyatt … nun, sagen wir, ich habe ihn beraten. Ich nehme an, wir werden ihn bald wieder hier bei uns begrüßen können, aber denken Sie daran, dass nichts sicher ist, der Wille des Königs … Nein. Genug.«
    Er bricht ab, Gregory folgt ihm. »Sind sie wirklich schuldig?«, fragt er, kaum dass sie allein sind. »Warum so viele Männer? Wäre es für die Ehre des Königs nicht besser gewesen, wenn er nur einen genannt hätte?«
    Er sagt trocken: »Das hätte ihn zu sehr hervorgehoben, den fraglichen Gentleman.«
    »Oh, Sie meinen, dann hätten die Leute gesagt, Henry Norris hat einen größeren Schwanz als der König, und er weiß, wie man damit umgeht?«
    »Wie du doch tatsächlich mit Worten umzugehen verstehst. Der König ist geneigt, es geduldig zu nehmen. Ein anderer Mann würde sich bemühen, so etwas unter der Decke zu halten, aber er weiß, es geht nicht, er ist keine private Person. Er glaubt, oder wenigstens möchte er zeigen, dass die Königin wahllos vorgegangen ist, impulsiv, dass sie schlecht ist und sich nicht kontrollieren kann. Und nachdem sich herausgestellt hat, dass sich so viele Männer mit ihr eingelassen haben, ist ihr jede mögliche Verteidigung genommen, verstehst du? Deshalb sind sie zuerst vor Gericht gekommen. Wenn sie schuldig sind, muss auch sie schuldig sein.«
    Gregory nickt. Er scheint ihn zu verstehen, aber vielleicht scheint es auch nur so. Wenn Gregory fragt: »Sind die Männer schuldig?«, meint er: »Haben sie es getan?« Wenn dagegen er, Cromwell, fragt: »Sind sie schuldig?«, meint er: »Hat das Gericht sie für schuldig befunden?« Der Anwalt lebt in einer eigenen Welt, getrennt von jener der übrigen Menschen. Es war ein Triumph, auf seine Weise, die Verstrickung von Schenkeln und Zungen zu entwirren und die Menge wogenden Fleisches auf weißes Papier zu bannen: so wie sich der Körper nach dem Höhepunkt aufs weiße Laken

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