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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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in die Stadt wagen, werden einen heißen Empfang bekommen, darauf kannst du dich verlassen. Schon jetzt wird überall in den Werkstätten gearbeitet, damit nachher genug Kartuschen zur Hand sind. Aus den Druckereien schleppen sie die bleiernen Typen an und die Kinder liefern ihre Murmeln ab. Damit werden die Kartuschen gefüllt, auch mit Nägeln und Schrauben! Wir haben in Paris wieder eine echte Revolution und dieser feiste Marschall Marmont, der den Oberbefehl über die Truppen hat, kann sich auf einen Straßenkampf einrichten, von dem man bestimmt noch spricht, wenn er schon längst im Grab liegt. Es sollen schon Truppenteile zu uns übergelaufen sein.«
    Tobias war zuerst völlig sprachlos. Dann fragte er: »Und du wirst an den Barrikadenkämpfen teilnehmen?«
    »Hätte nicht übel Lust, den Burschen eins auf den Pelz zu brennen, die König Charles an der Macht halten wollen«, antwortete er und zielt mit der Muskete auf einen imaginären Angreifer. »Doch zuerst muss ich mit euch in die Rue Calbrot.«
    »Rue Calbrot? Was sollen wir denn da?«
    Gaspard grinste. »Ich denke, ihr seid auf das merkwürdige Buch so scharf, das ihr in dem Geschäft mit der Porzellanguillotine vermutet?«
    Tobias riss die Augen auf. »Sag bloß, du hast das Geschäft gefunden?«, stieß er erregt hervor.
    »Du hast es erraten. Ich habe mich diese Nacht noch mal in der Gegend umgeschaut, und in der Rue Calbrot stand ich dann plötzlich vor einem kleinen Laden, der so eine Guillotine im Schaufenster stehen hat. Die sollte man König Charles auf den Frühstückstisch stellen, damit er weiß, was die Stunde geschlagen hat!«
    Tobias hätte ihn am liebsten umarmt. »Gaspard! Du bist ein Teufelskerl! Das vergesse ich dir nie.«
    Gaspard lachte. »Das hoffe ich auch! Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen. Wir gehen über die Dächer. Aber wer weiß, wie weit wir gelangen, wenn nachher überall gekämpft wird. Da können wir dann leicht irgendwo festsitzen.«
    Tobias gab ihm die Muskete zurück. »Warte hier! Ich sage Sadik
    Bescheid. Wir können sofort los!«
    Er eilte ins Haus zurück. Sadik war schon angezogen, doch als er hörte, wie sehr sich die Lage in Paris zugespitzt hatte, war er von der Idee, sich jetzt ins Zentrum zu begeben, wenig begeistert.
    Doch Tobias wollte von Abwarten nichts wissen. »Wir nehmen den Weg über die Dächer. Und sollte es brenzlig werden, bleiben wir einfach, wo wir sind. Sadik, wir müssen es wagen! Wer weiß, wie lange es hier noch drunter und drüber geht. Vielleicht dauern die Kämpfe wochenlang! Willst du etwa so lange hier herumsitzen und Däumchen drehen?«, redete er beschwörend auf ihn ein. »Zeppenfeld kann so gut wie jede Stunde auf den Plan treten und dann ist guter Rat teuer. Noch haben wir eine Chance den Koran an uns zu bringen und Paris zu verlassen, bevor es zu spät ist.«
    Sadik gab nach, wenn auch widerstrebend. »Aber Jana bleibt hier.«
    »Klar, sie könnte mit ihrer Schulterprellung und dem verstauchten Fuß ja auch gar nicht mit uns Schritt halten. Ich schreib’ ihr schnell eine Nachricht, damit sie sich keine Sorgen um uns macht.«
    Tobias eilte in den Salon hinunter, kritzelte schnell ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier und betrat wenig später Janas Zimmer. Sie schlief noch tief und fest. Er legte die Nachricht auf den Waschtisch und schlich dann wieder lautlos aus dem Zimmer.
    Gaspard hatte nicht übertrieben. In Paris herrschte die Revolution. Fast jedes Viertel hatte sich hinter hohen Barrikaden verschanzt, auf denen nicht selten die Trikolore wehte, die schon einmal das Freiheitssymbol einer französischen Revolution gewesen war.
    Auf der anderen Seite des Flusses gelangten sie fast nur noch über das Dächermeer voran, und manchmal pochte Tobias das Herz wild im Hals und der Mund wurde ihm trocken, wenn sie in schwindelerregender Höhe über die Grate turnten, über Schornsteinbarrieren kletterten und über sechs Stockwerke tiefe Abgründe springen mussten. Doch eine andere Möglichkeit, um ihr Ziel zu erreichen, gab es nicht. Denn Marschall Marmont hatte seinen Truppen Befehl erteilt, den Aufruhr mit Waffengewalt zu beenden. Unter ihnen tobten die Kämpfe. Und auf beiden Seiten floss Blut. Viel Blut.
    Die Soldaten waren zwar besser bewaffnet. Doch in den engen Gassen kamen sie kaum von der Stelle und behinderten sich gegenseitig, was besonders auf die Kavallerie zutraf, die ihre Schlagkraft nicht entfalten konnte. Zudem kämpfte die Bevölkerung der Stadt mit allen

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