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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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immer wieder kurz die Augen zufielen.
    Anfangs schreckte er schon nach zwei, drei Sekunden wieder hoch und konnte sich danach eine Weile wach und aufrecht halten. Doch das Verlangen nach Schlaf kehrte bald wieder zurück – in immer kürzeren Abständen und mit immer mehr Macht.
    Schließlich übermannte ihn der Schlaf und der Kopf fiel ihm auf die Brust. Doch schon nach wenigen Minuten weckte ihn etwas. Ganz benommen richtete er sich im Sattel auf und bemerkte, dass sie sich nicht mehr auf der Landstraße befanden. Weicher Waldboden verschluckte den Hufschlag der Pferde. Sadik führte seinen Falben am Zügel und glitt nun aus dem Sattel.
    »Was ist?«, fragte Tobias »Du bist im Sattel eingeschlafen. Wir legen hier eine Rast ein.«
    »Das ist nicht nötig«, wehrte Tobias beschämt ab. »Ich bin nur mal kurz eingenickt. Wir können ruhig weiterreiten. Ich halte schon noch durch.«
    »Nein, du bist erschöpft, mein Junge, und das ist nach den Ereignissen dieser Nacht auch wahrlich kein Wunder. Es besteht zudem kein Grund, weshalb du durchhalten müsstest«, erwiderte Sadik.
    Tobias gab es auf, ihm etwas vormachen zu wollen. Die Erschöpfung stand ihm im Gesicht geschrieben. Mit schmerzenden Gliedern stieg er vom Pferd und nahm den Sattel ab. Sie pflockten die Falben an und streckten sich dann auf dem moosigen Waldboden aus.
    Obwohl todmüde, konnte Tobias dennoch nicht sofort wieder einschlafen. Ihn bedrückte etwas und er musste es loswerden. Er wollte nicht, dass etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen stand.
    »Sadik?«
    »Mhm?«
    »Vorhin auf dem Kahn …« Er stockte, weil er nicht wusste, wie er seine Schande in Worte fassen sollte.
    »War eine Fahrt, die wohl keiner von uns so schnell vergessen wird, nicht wahr?«, sagte Sadik unter herzhaftem Gähnen.
    »Nein, ich bestimmt nicht, denn ich – ich habe noch nie solche Angst ausgestanden«, zwang sich Tobias zu sagen. »Ich … ich war vor Angst wie gelähmt.«
    »Ich weiß«, lautete Sadiks ruhige Antwort.
    Tobias schwieg in banger Erwartung und hörte sein Herz klopfen. Sadiks Freundschaft und Achtung bedeuteten ihm so ungeheuer viel. Die Tagebücher seines Vaters, ja sogar der Falkenstock mit seinem Geheimnis waren ihm nicht halb so wichtig – Es war Sadik, der das Schweigen brach. »Und jetzt schämst du dich, weil du meinst im Angesicht der Gefahr versagt zu haben.«
    Tobias schluckte schwer. »Ja, ich schäme mich«, sagte er leise und mühsam. »Ich verstehe einfach nicht, wie mir das passieren konnte. Als mich Zeppenfelds Männer damals in die verlassene Hütte des Köhlers verschleppten und es da zum Kampf mit der blanken Waffe kam, hatte ich nicht die geringste Angst. Doch vorhin …«
    Er schüttelte im Dunkeln den Kopf.
    »Hältst du mich für einen feigen Mann, Tobias?«
    »Dich? Natürlich nicht!«, antwortete Tobias ohne Zögern und dachte an die unzähligen gefährlichen Abenteuer, die Sadik an der Seite seines Vaters gemeistert hatte. Sadiks Mut und Tapferkeit waren über jeden Zweifel erhaben.
    »Auch ich hatte schreckliche Angst. Erinnerst du dich, wie ich gejammert habe, als ich aus der Bewusstlosigkeit erwachte und zu meinem Entsetzen feststellte, dass ich mich in der Gondel des Ballons befand, viele hundert Meter in der Luft? Und dann auch noch mitten in einem Unwetter? Du hast die Nerven behalten, während ich den halben Koran heruntergebetet habe um vor Angst nicht verrückt zu werden.«
    »Das war etwas anderes, weil es mit deinem Glauben zusammenhängt. Du hast den Ballon vom ersten Tag an für eine Herausforderung Allahs gehalten.«
    »Aiwa, und daran halte ich noch immer fest.«
    »Und du hast von Anfang an gewusst, dass dich eine Fahrt damit in Angst und Schrecken versetzen würde«, fügte Tobias noch hinzu. »Ich dagegen habe geglaubt, der reißende Fluss könne mich nicht schrecken – um dann plötzlich von dieser schrecklichen Angst befallen zu werden.«
    »Kennst du die Geschichte vom Bildhauer und vom Marmorlöwen?«, fragte Sadik scheinbar ohne jeden Zusammenhang.
    »Nein.«
    »Dann höre mir zu.« Sadik setzte sich auf. »In Bagdad lebte einmal ein Bildhauer, der weit über die Grenzen des Landes hinaus berühmt war. Keiner konnte so herrliche Löwen aus dem Stein hauen wie dieser Mann. Sie wirkten so lebensecht, dass man meinte, jeden Moment könnten sie einen anspringen. Seine Werkstatt war fast schon so etwas wie eine Pilgerstätte, besonders unter Bildhauern. Eines Tages stand wieder einmal ein Besucher in seiner

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