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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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und Mungo trat zurück. Sein rundes, breitflächiges Gesicht mit der ausgeprägten Nase und den vollen Lippen verzog sich zu einem breiten Lächeln.
    Dabei leuchteten zwei Reihen makelloser Zähne wie mit Kreide geweißelt.
    »Tut mir Leid, wenn ich Sie in Angst und Schrecken versetzt habe, Massa Heller«, sagte Mungo in einem merkwürdig klingenden Englisch. Er sprach wie in einem gedehnten Singsang.
    »Ein schwarzer Gärtner!«, stöhnte Tobias auf. »Und ich dachte, es wäre einer von Zeppenfelds Männern! Was für eine Blamage!« Wenn Sadik und Jana davon erfuhren … Nein, er wollte lieber nicht daran denken.
    »Es ist meine Schuld«, beruhigte ihn Rupert Burlington. »Ich hätte Sie schon gestern auf Mungos und Changs Existenz hinweisen sollen, dann wären Sie auf die Begegnung vorbereitet gewesen.«
    »Chang? Wer ist Chang?«
    »Ein Chinese aus Kanton und zudem der beste Maschinist und technische Tüftler, den ich je gesehen habe – und ich habe eine Menge kennen gelernt, das können Sie mir glauben. Aber Chang werden Sie kaum zu Gesicht bekommen. Er liebt seine Maschinen und sein unterirdisches Reich so sehr, dass er kaum mal aus den Gewölben von Mulberry Hall ans Tageslicht kommt. Na ja, immer noch besser, als in einer Opiumhöhle langsam vor die Hunde zu gehen.«
    »Mungo und Chang … Und ich dachte schon, ein Butler von der Sorte eines Parcival Talbot wäre genug«, murmelte Tobias, während er sich noch etwas benommen, in mehrfacher Hinsicht, aufrichtete und umsah.
    »Manche Reisen zeitigen recht nachhaltige Wirkungen, die weit über leblose Erinnerungsstücke hinausgehen«, sagte Rupert Burlington mit dem ihm eigenen trockenen Humor. »Mungo und Chang gehören bei mir zu den nachhaltigsten.«
    Verwirrt stellte Tobias fest, dass er auf einer segeltuchbespannten Pritsche lag. Sie stand in einem großen, achteckigen Raum, zu dessen Einrichtung noch mehrere gepolsterte Korbsessel, ein Tisch und drei niedrige Schränke gehörten. Boden, Wände und Decke bestanden aus Bambushölzern. In jede der acht Wände war ein großes Fenster eingelassen. Sie waren jedoch nicht verglast, und in welcher Richtung man auch aus dem Raum blickte, stets schaute man auf Palmen, Farne und andere tropische Gewächse. Sie umschlossen das Gebäude in einer Entfernung von etwa zehn, zwölf Metern auf allen Seiten, als stände es im Dschungel auf einer kleinen Lichtung. In der Mitte des Raumes, dessen Durchmesser gut sieben Meter betrug,
    führte eine Treppe um einen breiten, rechteckigen und bambusverkleideten Schacht in ein Obergeschoss.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Das hier?« Rupert Burlington, der in einem der bequemen Korbsessel mit hohem Rücken saß und so gekleidet war, als befände er sich auf einer Expedition durch den Urwald Brasiliens, nahm sein Monokel vom Auge und machte eine lässige Geste. »Oh, das ist mein kleiner Pavillon, in den ich mich gern zurückziehe, um über dieses und jenes nachzudenken.«
    »Natürlich! Ihr kleiner Pavillon in Ihrem kleinen Wintergarten«, meinte Tobias sarkastisch. »Mein Gott, diese Orangerie muss mindestens so groß sein wie das Herrenhaus!«
    Der Lord lächelte verhalten. »Dieser Eindruck täuscht, Tobias. Das Gewächshaus hat nur die Maße von fünfhundert Fuß Länge und zweihundertfünfzig Fuß Breite. Und seine Höhe beträgt weniger als sechzig Fuß. Damit erreicht das Dach der Orangerie noch nicht einmal die dritte Geschosshöhe von Mulberry Hall. «
    »Sie reicht nicht einmal bis zur dritten Geschosshöhe? Was Sie nicht sagen, Rupert. Das zeugt wirklich von einem schlichten Anspruch und bescheidenen Ausmaß«, spottete Tobias.
    Der Lord neigte leicht den Kopf, als stimme er ihm zu. »Es heißt, dies läge den Burlingtons schon seit Jahrhunderten im Blut«, antwortete er todernst, doch seine Augen lächelten.
    »Mein Ururgroßvater Jonathan Trevor Burlington, der aus purer Langeweile Mulberry Hall bauen ließ, nannte diesen Landsitz bis an sein Lebensende stets nur sein ›kleines Sommer-Cottage‹. Und niemand hörte seinen Sohn Charles Wilbert auch nur einmal die Bezeichnung ›Burlington-Flotte‹ aussprechen, obwohl er über eine solche herrschte. Wenn er von seinen vierzehn Schiffen sprach, in der Mehrzahl stolze Dreimaster und auf allen sieben Meeren mit großem Gewinn unterwegs, dann waren das seine ›Boote, die hier und da ein wenig Handel trieben‹. So gesehen liegt die Bezeichnung ›Wintergarten‹ doch bruchlos in der burlingtonschen Tradition, würden Sie

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